Die Sache mit... den unbezahlten Praktikas

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Sodele, heute mal ein Thema, dass mich selbst zu 100% betrifft. Unbezahlte Praktika.

Ich bin noch recht jung, erst 19 Jahre alt, und hab letztes Jahr nach dem Abi gedacht, dass ich keine Ahnung hab, was ich eigentlich mit meinem Leben anstellen will. 
Also hab ich erstmal ein Orientierungsjahr eingelegt.
Jaja Orientierungsjahr kommt denkt ihr jetzt sicher, die Nudel wollte nur ein Jahr zuhause chillen, aber dem war nicht so. Wirklich! Denn im Gegensatz zu denen, die gar nichts machen, hab ich mir drei Praktika rausgesucht, die alle ungefähr drei Monate gingen.

Das erste, bei einer Partei, war bezahlt und echt super. Ich hab Wahlkampf gemacht, hatte Spaß und hab neue Leute kennengelernt.

Das zweite Praktikum war die Verarsche des Jahres. Ich war in der Marketingabteilung einer kulturellen Einrichtung. Ich hab in den drei Monaten.... nichts sinnvolles gemacht. Meine Aufgaben waren: Plakate schneiden, Plakate aufhängen, Plakate austauschen, Flyer in der Stadt verteilen, Botendienste erledigen. Für jemand, der in einen Betrieb reinschauen möchte, war das mehr als unnötig (die Sehnenscheidenentzündung, die ich hatte, weil ich so viele schwere Sachen tragen musste, übrigens auch). Ich hab mich wirklich ausgebeutet gefühlt, weil auf die Dinge, die mich interessiert haben, überhaupt keine Rücksicht genommen wurde. Ich war wirklich nur der Depp vom Dienst und hab drei Monate verplempert, in denen ich etwas Sinnvolles hätte machen können. Gedankt wurde mir, nur so zu Information, am Ende damit, dass ich 2 1/2 Monate auf mein Zeugnis warten durfte, dass dann auch, ohne richtigen Grund, nicht ganz so dufte ausfiel. 

Mein drittes Praktikum ist ziemlich cool. Der Fernsehsender, bei dem ich arbeite, traut mir ziemlich viel zu. Umfragen, eigene Beiträge, Texte schreiben,  und und und. Es unterscheidet sich zu 100%, obwohl die Rahmenbedingungen von der der Zeit und dem Gehalt, nämlich keinem, die gleichen sind. 

Zum einem muss ich sagen, ich finde es super, wenn man Praktika machen darf/kann. Aber in der Zeit soll man auch was lernen und über den Beruf erfahren. Ich weiß, Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber man muss sich auch nicht ausbeuten lassen. Bei meiner zweiten Stelle saß ich in der dritten Woche heulend zuhause, weil ich so gefrustet war. Aber ich hab es durchgezogen.
Wenn man aber die Möglichkeit hat, in einen Betrieb wie meinen jetzigen zu gehen, hat man echt Glück. Ich hab gemerkt, dass das echt was für mich ist, hab schon mal ein wenig Berufserfahrung gesammelt und weiß jetzt auch, was 40h Woche wirklich bedeutet.

Aber als Praktikant hat man echt auch finanziell und rechtlich gesehen die Arschkarte gezogen. Wir sind "nichts". Weder Student, noch Schüler, noch Arbeitnehmer noch sonst was. Dabei heißt es ja immer: "Macht Praktika, bildet euch weiter, ... " Aber der Staat unterstützt einen absolut nicht.
Beispiel Bahnkarte:
Ich hätte für meine Bahnkarte 160 (in Worten einhundersechzig!!!) Euro zahlen sollen, um zu meiner Praktikantenstelle zu kommen. Es gibt keine Regelung, die besagt, das unbezahlte Praktikanten auch eine Schülerkarte bekommen können. 
Oder Thema Kindergeld. Man muss den Staats fast schon verarschen, um in diesem Jahr Kindergeld zu bekommen. An dieser Stelle muss ich auch an meine Eltern ein riesen DANKESCHÖN sagen, weil sie mir das ganze überhaupt erst finanziert haben. Ohne ihre Hilfe hätte ich das nie machen können. Aber ich finde es sehr Schade, dass man so gar nichts ist. Ich darf sogar im Kino den vollen Preis zahlen :(.

Ich finde, es muss eine bessere Regelung geben. Wenn der Staat will, dass wir Praktika machen und uns im Vorfeld weiterbilden, muss er das auch unterstützen. Mir ist klar, dass es auf jeden Fall Nachweise geben muss, dass man was macht, aber eine einheitliche Regelung wäre schön. Und das nicht nur wegen Kindergeld und Bahnfahrkarte, sondern auch im Bezug auf den Schutz der Praktikanten. Weil es doch nicht sein kann, dass man ausgebeutet wird. Es muss gesetzlich festgelegt sein, wie mit Praktikanten umgegangen werden muss. Und das Länderübergreifend!

Und ja, mir ist auch bewusst, dass Praktikanten nerven und eine Mehrbelastung sind. Aber dann soll man sich halt keine in den Betrieb holen, wenn man keine Verwendung für sie hat.


Wie steht ihr zu Praktika? Habt ihr selber welche gemacht? Oder habt ihr Praktikanten und seid zu Tode genervt? 

Lasst mir eure Meinung da!

Bis Bald

Jule



Frei SchnauzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt