Wir haben heute eine kleine Vor-Halloween-Party an meiner Uni. Natürlich sind meine Freundinnen und ich SUPER kreativ wenn es um Kostüme geht... (Meine Schwester würde jetzt sagen "Lügen darf man nicht sagen") und haben uns deshalb um ein Kostüm gekümmert. Jeder nimmt sich ein Schild, hängt es sich um den Hals und schreibt was wirklich gruseliges drauf. Ich nehme "Entscheidungen", eine andere "-Kontostand" und die dritte "Verantwortung". Eine weitere Freundin hat sich etwas genommen, was wohl wirklich JEDEM Angst macht: "Beziehungen". Ich würde mal sagen, das hat Potential, dass jeder wegrennt.
Und ich muss sagen, obwohl ich erst zarte 19 Jahre messe, dass ich schon beziehungsgeschädigt bin. Ich war in den letzten 3 Jahren, bis auf einen Monat, nicht Single und hab ein wenig meine Jugend an Typen verschwendet, die es, jetzt im Nachhinein, einfach nicht wert waren. Mein erster, wirklich ernster Freund, war eigentlich ein netter Kerl, aber im Gegensatz zu mir, hat er sich jede Freiheit rausgenommen, die er wollte. Natürlich hätte ich das auch können, aber hey, ich war jung und beeinflussbar. Ich wollte, dass das funktioniert und er der Mann wird, den ich irgendwann heiraten werde. Ich hab mir sogar schon vorgestellt, wie hübsch ich in einem Brautkleid von Ian Stuart aussehen würde und ob es März oder Mai sein soll... . Wir haben uns dann nach 1,5 Jahren getrennt, die Frage, wie wichtig wir uns sind, wurde leider unterschiedlich beantwortet. Aber nach ein paar verheulten Stunden, Unmengen an Schokolade und Gut zureden von meiner Mama, hab ich dann gesehen, dass das Ganze schon länger zum Scheitern verurteilt war.
Eigentlich sollte man meinen, ich hätte daraus gelernt, aber nein, dumm wie ich bin, stürzte ich mich, Hals über Kopf, in eine Beziehung, die mir wirklich ein Jahr meines Lebens geraubt hat. Er war eigentlich einer von den Guten, lieber Kerl, aber wir hatten nun wirklich keine Gemeinsamkeiten, haben uns deshalb zu viel gestritten und irgendwann musste ich die Reißleine ziehen. Er hat es ziemlich schlecht aufgenommen, aber irgendwann muss man auch mal auf sich schauen.
Und dieses "Auf-Sich-Schauen" ist wirklich etwas, was ich nur jedem ans Herz legen kann, wirklich Mädels. Ich glaube nämlich, dass das so eine typische Frauensache ist, sich hinten an zu stellen. Das ist wirklich ein Problem, weil wir dadurch unsere Schule, Karriere und vor allem Bedürfnisse hinten an stellen, sie als unwichtiger empfinden als die des Mannes. Aber das ist absolut nicht richtig! Gerade jetzt haben wir so viele Chancen wie noch nie, sind emanzipiert genug ohne Mann durch die Welt zu gehen!
Ich starte jetzt in die Uni als Single, bin frei, dass zu machen, was ICH will. Ob jetzt feiern, lernen, tanzen, flirten oder mehr- meine Entscheidung (auch wenn ich absolut zu prüde bin, überhaupt irgendwas zu machen). Aber das ist auch so eine Nachwirkung meiner Beziehungen, ich war immer so auf eine Person fixiert, dass ich die anderen nie gesehen habe. Genau deshalb muss ich das erstmal lernen und vor allem muss ich mich wieder kennen lernen, lernen, wie ich bin, wenn ich keine Beziehung habe. Wer bin ich überhaupt? Und wie setze ich meine Prioritäten jetzt, da ich auf keinen mehr Rücksicht nehmen muss?
Versteht mich nicht falsch, ich war super gerne in einer Beziehung. Es ist schön, jemand zu haben, an den man sich anlehnen kann, der für einen da ist und ein gutes Gefühl gibt. Ich freu mich auch schon auf meine neue, sicherlich irgendwann kommende Beziehung, aber jetzt muss ich mich erstmal anschauen. Und hey, wenn ich nicht mit mir selbst alleine klar komme, wie soll ich dann mit einer anderen Person klar kommen oder die mit mir?
Meine Freundinnen an der Uni sind auch Single und genießen das in vollen Zügen. Wir gehen gemeinsam weg, haben Spaß und brauchen keinen Mann, um ein gutes Gefühl zu haben. Single sein hat auch damit zu tun, sich selbst zu lieben und akzeptieren.
Ich will jetzt keine Beziehungen verteufeln, meine Güte, ich wäre gerne in ein paar Jahren verheiratet mit Kind, aber ich kann, zum jetzigen Zeitpunkt, jedem empfehlen, sich nirgends reinzustürzen, nur um eine Beziehung zu haben. Das ist es nicht wert, sich selbst ein wenig aufzugeben. Wenn es der Mann für's Leben ist, oder auch nur der Richtige für den Moment, go for it! Aber bloß nicht, nur um eine Beziehung zu haben.
Ich werde mich jetzt erstmal selbst kennen lernen gehen und vielleicht schreibe ich dann in ein paar Wochen, wie ich zu absoluten Selbstakzeptanz gekommen bin. Aber ich lasse mich von niemandem, schon gar nicht von mir, mich jemals wieder zu etwas drängen. Und der nächste Mann, der in mein Leben kommt, wird dann hoffentlich der Prinz auf dem weißen Pferd sein, der mich erst vor den Altar und dann in ein wundervolles Leben entführt. Aber das ist dann ein anderes Kapitel.
Ich melde mich bald wieder!
Bis bald xoxo
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Frei Schnauze
De TodoWie der Titel schon sagt: Meine ungeschönte Ansicht auf die Dinge, die zählen- ob Liebe, Generation Y, Körperkultur oder die deutsche Bahn. Kein Thema ist es nicht wert, besprochen zu werden. Wer die Wahrheit hören will, den sollte man vorher frage...