Nightmares and Daydreams

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Nach etwa einer halben Stunde kam der Zirkus an seinem Mietplatz im Nilmers Hochland an. Es war eine große Wiese, welche definitv genug Platz für das Zelt, die Wägen und die Tiere bieten würde.

Nun aber saßen alle erst einmal um das kleine Lagerfeuer herum und grillten. Währenddessen besprachen sie weitere Pläne für die kommenden Vorstellungen, die nächste Woche beginnen sollten. Ydris wollte nämlich ein noch größeres Finale, als bisher, und dafür brauchte er Ideen. Dass er diese, anders als Tauben, Kaninchen oder Lollis nicht aus seinem Hut zaubern kinnte, war natürlich allen bewusst und machte die Sache komplizierter...

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Calla lag in ihrem Schlafsack und sah zum Sternenhimmel hinauf. Xin, der einige Meter links von ihr lag, schnarchte leise. Die Wunderfamilie lag in ihren Wägen (die Kinder hatten einen eigenen) und Angelina, Jackson und Vernon waren bei den Tieren. Nur bei Ydris war Calla sich sicher, dass er noch nicht schlief.

Er war einfach ein schlechter Schauspieler.

Sein Glück, dass er in der Manege nicht schauspielern musste. Es heißt ja, dass es keine Magie gibt, doch Ydris ist der lebende Beweis dafür, dass sie existiert. Morgen zum Beispiel würde er sich Kürbisse aus der Umgebung holen und-

"Alles okay, Calla?"

Calla zuckte kurz zusammen. Verdammt, sie wusste doch, dass Ydris noch nicht schlief!

"Ja, ja, natürlich. Wieso fragst du?"

"Du bist den Tag über so still gewesen, Täubchen, das hat mir Sorgen gemacht." Ydris drehte sich zu Calla und lächelte sie leicht an.

"War nur abgelenkt. Du kennst mich doch", antwortete Calla ebenso lächelnd. "Ich und mein Tagträumen."

"Ja, ja, da hast du wohl Recht", lächelte Ydris und gähnte kurz. "Aber jetzt sollten wir schlafen. Morgen müssen wir anfangen, aufzubauen, und dafür brauchen wir Energie, meine Kleine."

"Okay", murmelte Calla und rückte ein Stückchen näher zu dem Magier. Er lächelte noch etwas breiter und legte vorsichtig einen Arm um sie.

Und so schliefen sie ein.

Schritte.

Schreie.

Blut.

Alles war rot.

Der silbrig glänzende Tisch vor dem 14-jährigen Mädchen wies Blut auf.

Sehr viel Blut.

Es tropfte bereits an den Seiten hinunter.

Das Mädchen fuhr herum, als jemand eine Hand auf dessen Schulter legte. Es war ein Mann, Ende vierzig, braune Haare und Vollbart. Er trug eine, mit Blut bespritzte, Schürze und ein Haarnetz.

"Ich habe doch gesagt, du gehörst nicht hierhin, Kleine."

"Papa, warum tust du das?"

"Die Menschen wollen es. Sie wollen die Tiere unterjochen, Fleisch essen, sie wollen sich einfach mächtig fühlen", sagte der Mann und lächelte seine Tochter an. Dann kniete er sich zu ihr nach unten. "Du bist zum Glück nicht so, Callalein. Und darauf bin ich stolz."

Mit einem Ruck war Calla wach und hatte sich aufgesetzt. Schon wieder dieser Traum. Sie wusste ganz genau, dass es so nie passiert war. Damals hatte ihr Vater sie angeschrieen, dass sie nichts im Laden zu verlieren hat und da das nicht das erste Mal war, ist sie dann auch gleich von Zuhause rausgeflogen.

Calla lächelte traurig und sah dann zu Ydris. Naja, wollte. Aber er lag nicht mehr da und als Calla nach links sah, sah sie auch Xin nicht mehr.

Wo waren die denn?

Calla stand langsam auf und sah zuerst bei den Tieren nach. Diese standen gemächlich in einem abgesteckten Stück der Wiese, die Pferde grasten und die Habichte saßen auf einem Baum und sahen dem ganzen zu. Seltsam, wo waren denn alle?

"Ydris? Xin? Wo seid ihr?", rief Calla dann, als sie an dem Platz ankam, wo sie das Zelt aufbauen wollten. Doch auch hier war niemand, nur das Zelt lag halb ausgepackt auf dem Boden.

Calla seufzte und sah sich um. Sie könnte bei den Wägen der anderen gucken, doch sie hatten schon immer abgemacht, dass das tabu war. Und Calla wollte sich immer daran halten, das machte man einfach so in einer Familie, das stand für sie fest.

Seufzend wendete sie sich ab und beschloss, die Gegend zu erkunden. Sie wollte sowieso wissen, wo sie hier eigentlich war, und sie könnte sich direkt Gedanken über einen größeren Showdown machen.

The Jorvik Wilds | SSO FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt