The Jorvik Wilds | SSO FF

Justin

Calla sah sich kurz um. Ein anscheinend stillgelegter Bauernhof stand zu ihrer rechten, links von ihr ging ein Weg einen Berg hinunter und noch weiter links sah sie das riesige Silvergladeschloss. Dieses sah sehr, naja, 'ulkig' aus: Die Türme waren seltsam deformiert und eigentlich müssten sie schon längst zusammengebrochen sein, denn oben waren sie weitaus größer als unten. Zudem war der Hauptkörper seltsam eingedellt.

Aber was soll's? Calla wendete sich mit einem Kopfschütteln ab und begann, den Berg hinunterzulaufen. Von dort aus hatte sie einen guten Blick auf einen, von Mauern umgebenen, Reiterhof, seine Koppel und den Strand. Noch weiter hinten war eine Stadt auf einem Fels gebaut, der sich plötzlich aus dem Sand erhob. Einfach so, ohne jegliche Anhöhe.

Hier war aber echt alles möglich.

"HEY, AUS DEM WEG!"

Calla schreckte auf und sah noch vorne. Dort kam gerade ein Pferd auf sie zu galoppiert, auf ihm ein Mädchen mit blonden Haaren. Sie fuchtelte wild mit den Armen und gerade rechtzeitig konnte Calla zur Seite springen. Nur leider sprang sie direkt zum Abgrund hin, sicherlich ging es dort zehn Meter in die Tiefe!
Calla geriet ins Straucheln und sah noch das Mädchen mit einem geschockten Gesichtausdruck vorbeireiten, als auf einmal eine Hand nach Calla griff. Sie wurde zurück auf den Weg gezogen und fiel keuchend hin.

"Alles okay bei dir?", fragte ein Junge mit braunschwarzen Haaren und einem weißen Hemd. Besorgt sah er Calla an und hielt ihr seine Hand hin. Calla sah auf und nickte, ergriff seine Hand und stand auf.

"Ja, danke", murmelte Calla und sah zu dem Mädchen, das gerade um die Ecke bog. Tja, und weg waren sie und ihr weißes Pferd.

"Tut mir echt leid, aber Loretta ist manchmal etwas stürmisch", lachte der Junge leicht und lächelte Calla entschuldigend an. "Ich bin übrigens Justin, Justin Moorland."

"Calla", lächelte Calla und nickte leicht. Dann sah sie zu seinem Pferd, einem Apfelschimmel. "Und wer ist das?"

"Skyrunner, Jorviksches Warmblut", lächelte Justin. "Und mein bester Freund." Der Wallach schnaubte und zog die Oberlippe hoch.

"Und wem gehören die Ställe da unten?", fragte Calla interessiert und deutete auf den Reiterhof mit der großen Koppel. Justin grinste breit und machte eine einladende Handbewegung.

"Mir und meinem Vater. Komm, ich zeig dir alles."

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Wenige Minuten später gingen Skyrunner, Justin und Calla den Weg zum Hof entlang. Calla konnte schon von Weitem das Schnauben, Wiehern, Hufgetrappel und die Stimmen vieler Leute wahrnehmen. Gespannt betrachtete sie die etwa drei Meter hohen Mauern des Vierkanthofs. Sie waren weiß und hatten rotorangene Ziegel obendrauf.

"Moorland gehört schon seit über fünf Generationen meiner Familie", lächelte Justin Calla an und ließ die Zügel seines Pferdes lockerer. "Mein Vater hofft, dass ich es eines Tages übernehme."

"Willst du das denn nicht? Ist doch ein Traum hier", antwortete Calla leicht verständnislos. Justin seufzte und nickte kurz.

"Natürlich ist es hier schön, klar, das lässt sich nicht abstreiten, aber ich weiß nicht ganz, ob ich das will. Immerhin muss ich um sechs Uhr aufstehen, die Ställe ausmisten, Pferde auf die Koppel bringen und die Pferde füttern", murmelte Justin und fuhr sich durch seine dunklen Haare. "Sogar im Zirkus ist es entspannter."

"Glaub das nicht" grinste Calla wissend. "Die Tiere müssen da auch versorgt werden und es muss täglich trainiert werden. Bei der Show muss alles reibungslos ablaufen und viel Geld hat man auch nicht. Ihr habt ja ein festes Einkommen, so lange ihr Einsteller habt, oder nicht?"

"Äh, ja, naja, ja, haben wir. Bist du im Zirkus angestellt?" Justin sah verwirrt aus und er, Calla und Sky traten durch das Hoftor.

"Ja, ich bin seit fünf Jahren beim Zirkus der Träume. Wir sind gestern oben im Nilmers Hochland angekommen und wollten heute das Zelt aufschlagen, aber..."

"Wie? Was ist los?"

"Naja, die anderen sind irgendwie alle weg. Aber was solls, die lassen mich nicht einfach alleine, das weiß ich ja."

"Ist doch schön zu wissen, dass man nicht alleine ist, oder?", fragte Justin und wank kurz einigen Mädchen in pinken Jacken zu.

"Ja, ja das ist es. Ich bin froh, sie alle zu haben", antwortete Calla etwas verträumt und steckte ihre Hände in die Hosentasche.

"Das bin ich auch. Ich wüsste nicht, was ich ohne meine Freunde wäre. Vor allem Cadence hat mir durch eine schwere Zeit geholfen. Ohne sie und die anderen wäre ich heute nicht hier."

"Ich weiß genau was du meinst, Justin."