Blödes Pferd

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Es war wie in Zeitlupe, als Purple Rain auf einmal lospreschte.

Calla hielt sich verkrampft in der Mähne des grauen Ponys fest, während sie überfordert versuchte, Rain zum Stehen zu bringen Ihre Haare schlugen ihr ins Gesicht, ihre Ohren fühlten sich taub an.

"Rain, bleib stehen!", rief Calla aus und fiel prompt nach vorne. Rain wurde noch schneller, schnaubte und Calla erkannte, dass das Pony in Richtung der Stadt galoppierte, die sich auf diesem seltsamen Fels befand.

Oh nein, das konnte doch nicht wahr sein!

"Rain, bitte!", wimmerte Calla. Das Pony wieherte und schüttelte sich so heftig, dass Calla Angst hatte, herunter zu knallen.

Doch dann war da etwas.

Etwas, das Calla sagte, dass ihr nichts passieren würde.

Dass Calla sich einfach entspannen sollte.

Nur aus irgendeinem Grund hörte Calla nicht auf diese Stimme und riss wie bekloppt am Strick und an der Mähne herum, hoffte, dass sie Rain zum Stehen bringen konnte.

Und irgendwann schaffte die Schwedin es sogar, das Pony zum Stehen zu bringen und fertig vom Rücken hinunter zu rutschen, um sich wimmernd auf den Boden fallen zu lassen. Das war einfach zu viel! Erst die Stimmen, das scheiß Pferd ging durch und sie wusste nicht, wo Ydris war. Sie wollte einfach nur noch zu Ydris und sich ausheulen.

Sowieso wollte sie einfach nur noch zu Ydris.

Sie vermisste ihn einfach, auch, wenn sie ihn noch vor wenigen Stunden gesehen hatte.

Er war eben einfach immer da. Und das war das, was Calla so an ihm liebte. Bereits seit über fünf Jahren lebte sie bei dem jungen Magier. Damals, als sie 14 war, wurde sie von ihrem Vater von Zuhause rausgeschmissen. Ohne Geld oder Unterkunft stand sie also auf der Straße. Zu ihrem Glück gastierte zu dieser Zeit der 'Zirkus der Träume' in Solna und der Direktor war nicht gerade der hellste.

Dachte Calla jedenfalls.

Denn nach wenigen Tagen bemerkte er, dass sein Kühlschrank ziemlich leer war und die Tiere nachts nicht schlafen konnten.

Tja, und dann fand er Calla, erfuhr, dass sie kein Zuhause mehr hatte, und nahm sie bei sich auf. Einfach, weil sie ihm leid tat und er sagte, dass er wüsste, wie es wäre, kein Zuhause zu haben.

Calla verstand nach so vielen Jahren immer noch nicht, was er meinte. Laut Madame Iwanow verließ er freiwillig sein Zuhause.

Die gute, alte Madame Iwanow.

Sie war die Hellseherin im Zirkus und kümmerte sich liebevoll um Calla, als wäre sie ihre eigene Tochter. Darja wollte noch etwas länger in Bergen bleiben, Verwandte und Freunde besuchen, die dort lebten. Erst nächste Woche sollte sie in Jorvik ankommen und-

Calla wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie Rains Nüstern bemerkte, die über ihren Kopf und ihre Haare strichen. Rain schnaubte und schmiegte sich an die Schwedin.

Als würde sie sich entschuldigen wollen.

Und mit einem Mal tat es Calla auch leid.

The Jorvik Wilds | SSO FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt