41.- Danach

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Hermine P.o.V.

Die Schule hatte sich verändert. Nicht das Schloss an sich, aber die Menschen die es bewohnten. Es war stiller geworden, als hätte jemand eine Decke über die Welt gelegt.

Hier in der großen Halle fiel es einem besonders auf. Für gewöhnlich war es der lauteste, der lebendigste Ort in Hogwarts, aber jetzt war es bis auf einige gedämpfte Unterhaltungen bedrückend still. Den Blick über die Menge wandern lassen, sah ich den Schrecken, den Horror, der fast allen meiner Mitschüler ins Gesicht geschrieben war. Manche sahen aus, als wollten sie sich nichts anmerken lassen, aber der leere Blick verriet sie doch. Der Kampf hatte seine Spuren hinterlassen. Selbst wenn nicht alle die Schlacht gesehen hatten, hatten doch alle die Leichen bemerkt, die das Schloss bis vor kurzem noch umringten. Der Anblick allein war genug Material für lebenslange Albträume.

Ich wandte mich an den Lehrertisch, aber Percy Jackson war nicht bei den anderen Professoren.

Percy Jackson.

Unwillkürlich erinnerte ich mich an die Schlacht, die noch keine zwei Tage her war. An das Blut, an die Schreie, an die Monster. Und an Percy.

In seinen Augen war nichts Menschliches gewesen, als der Kampf vorbei war. Nichts Menschliches an der Art wie er einfach nur dort stand, ein Feld voll Leichen hinter ihm, er selbst bedeckt mit Blut, das nicht sein eigenes war. Zuerst schien er es nicht einmal zu bemerken.

Vielleicht war er einmal menschlich gewesen, vielleicht war der Percy, den wir in den Monaten zuvor kennengelernt hatten, der Geist seiner Menschlichkeit gewesen. Aber nach dem Kampf... Nachdem was ich an diesem Tag gesehen hatte, gab es nicht den geringsten Zweifel, dass Percy Jackson jemand, nein etwas, anderes war.

Als er am Anfang das erste Mal über das Schlachtfeld geflogen war, hatte ich ihn für einen Engel gehalten. Einen Racheengel, vom Himmel geschickt um seinen Feinden Tod und Vernichtung zu bringen. Und genau das tat er. Von dem was ich gesehen hatte, hatte Percy die Hälfte der feindlichen Armee alleine zerstört, mit nichts als der Klinge in seiner Hand und der Macht, die in seinen Adern floss. So schnell, dass ich ihn oft nicht klarsehen konnte, hatte er sich seinen Weg durch die Monster gekämpft, umrundet von einem Wirbel aus Eis und Pfeilen, die seine Gegner zerstörten bevor sie ihm zu nahekommen konnten. Ein Bild, dass ich mein Leben lang nicht vergessen würde.

Mit der Hand tastete ich nach dem Buch, das neben mir auf dem Tisch ruhte. Die Welt der Griechischen Sagen.

Nächtelang hatte ich in der Bibliothek nach dem Namen Moros gesucht, hatte ein Buch nach den anderem gelesen, aber nur in einem einzigen war ich fündig geworden. Mittlerweile kannte ich die wenigen Worte, die dort unter dem Namen Moros zu finden waren, auswendig.

Moros – Gott des Verhängnisses und des Untergangs, Sohn der Nyx.

Zuerst hatte ich den Worten keinen Glauben geschenkt. Warum würde dieser Moros unsere Schule angreifen? Warum würde unser Professor ihn kennen? Nein, es musste sich um einen anderen Moros handeln, jemand der den Zauberern fremd war.

Und trotzdem konnte ich mich nicht dazu bewegen, das Buch wieder zurück ins Regal zu stellen. Irgendetwas hielt mich davon ab. Stattdessen begann ich es zu lesen. Bald verlor ich mich in der Welt zwischen den Seiten, ging unter in den Kämpfen der Helden und Monster, den Streitereien der Götter. Und natürlich waren da noch die Halbgötter. Menschen geboren aus der Liebe zwischen Göttern und Sterblichen, geprägt von übermenschlichen Fähigkeiten und unglücklichen Schicksalen. Unwillkürlich hatte ich das Bild der Camper vor Augen, wie sie auf ihren Pegasi auf uns zu kamen. Pegasus – ebenfalls griechisch. Ich hatte den Gedanken damals vertrieben, aber jetzt...

Immer Weiter (Percy Jackson u. Harry Potter)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt