18. - Mein Reiseführer, der Werwolf

8.1K 374 71
                                    


Meine Finger streiften das feuchte Gras, als ich lautlos am Boden aufsetzte. Der Wind raschelte durch das Blätterdach über mir und zog sanft an meinen Federn, wähend ich meinen Blick über die Umgebung gleiten ließ. Das Mondlicht drang kaum bis zum Waldboden vor und ein Mensch hätte keine Chance in dieser Dunkelheit etwas zu erkennen. Ich aber konnte die Bäume um mich klarsehen, genauso wie das Eichhörnchen, das rechts an mir vorbeihuschte.

Nala, deren Fell im schwachen Licht silbrig schimmerte, saß regungslos auf meiner Schulter und beobachtete das Nagetier neugierig.

Meine Augen schließend konzentrierte ich mich auf die Magie in der Umwelt, in der Hoffnung eine Spur von Hekate zu finden. Die Göttin hätte besonders auf magischer Ebene eine Fährte hinterlassen, die noch Wochen später zu erkennen wäre, wenn sie in der Nähe gewesen war.

Nichts.

Es fühlte sich wie Stunden an, seit ich das Schloss verlassen hatte, entschlossen Hinweise auf den Aufenthaltsort der Göttin zu finden. Leider stellte sich bald heraus, dass ich keine Ahnung hatte, wo zu beginnen. Also streifte ich ziellos umher, mal zu Fuß, mal in der Luft, bis jetzt erfolglos.

Wer hätte gedacht, dass verschwundene Göttinnen so schwer zu finden waren?

Irgendwo, im hintersten Winkel meiner Gedanken, flüsterte eine Stimme mir zu, dass ich eine Prophezeiung brauchte um fündig zu werden. Nur daran zu denken, stellte mir die Nackenhaare auf. Nein, diese Genugtuung würde ich den Schicksalsdamen nicht geben. Sie hatten zu lange die Fäden in meinem Leben gezogen und mich damit gequält, unter keinen Umständen würde ich jetzt nach Hilfe fragen. Es musste auch so gehen.

Das Knacken eines trockenen Zweiges riss mich aus meinen Gedanken.

Nala neben mir richtete die Ohren auf und pfauchte leise in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Meine Finger schlossen sich um Springflut in meiner Hosentasche, als ich vorsichtig vortrat, die Augen auf das dichte Gebüsch gerichtet.

Ein Zittern ging durch die Blätter, irgendetwas kam auf uns zu. Mit einer schnellen Bewegung nahm ich mein Schwert heraus, bereit mich zu verteidigen. Das Geäst raschelte erneut und heraus trat... ein Hirsch.

Langsam wurde ich wirklich paranoid. Aber wer konnte es mir denn verübeln? Ein Leben lang von Monstern gejagt zu werden, machte das mit einem.

Der Hirsch sah mich neugierigen an. Es war ein junges Tier, das sanfte Licht meiner Klinge tauchte sein Fell in einen eigenartigen Glanz. Für einen Moment stand es ruhig da, bis es entschied, dass ich uninteressant war und mit schnellen Schritten wieder im Wald verschwand.

Seufzend ließ ich Springflut sinken, verwandelte es zurück in einen Kuli und verstaute es wieder in meiner Tasche. Meine Flügel sorgsam hinter meinen Rücken faltend machte ich mich wieder auf die Suche.

Irgendwann lichtete sich der Wald und ich kam zu einer Straße. Obwohl es mehr ein Weg als eine Straße war, nicht asphaltiert, uneben, übersäht mit Steinen. Dem Weg folgte ich bis ich in der Ferne Lichter ausmachen konnte.

Vor mir war ein kleines Dorf aufgetaucht. Die Häuser hatten spitze Dächer und hohe Kamine, gelbes Laternenlicht spiegelte sich in dunklen Schaufenster, in denen ich die eigenartigsten Dinge ausmachen konnte. Kurz gesagt: es brauchte kein Genie um zu erkennen, dass es sich um einen Ort von Zauberern handelte.

Schnell versteckte ich Flügel und Krone, bevor ich mich en Gebäuden näherte. Hinter einigen Fenstern brannte noch Licht, obwohl viele schon Dunkel waren. Auf der Straße, die jetzt mit ungleichmäßigen Steinen gepflastert war, war keine Menschenseele zu sehen, aber schon bald kam ich an einem Wirtshaus vorbei, das hell erleuchtet war, und hinter dessen großen Fenstern ich Leute sehen konnte. Drei Besen sagte das Schild über der Tür.

Immer Weiter (Percy Jackson u. Harry Potter)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt