Kapitel 5

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Wie immer gingen die Ferien für meinen Geschmack viel zu schnell vorbei. Das Schuljahr ging wohl oder übel weiter und das Thema Nummer eins war natürlich der neue Schüler. Man hörte an jeder Ecke was Anderes über ihn. Was schon mal feststand war, dass er Reiter war. Einige meinten er wäre einer der Besten und bereits auf Internationalen Reining Turnieren gewesen. Andere wiederum behaupteten er sei einfach nur aus einer Reichen Familie, die ihm teure Turnierpferde kaufte. Viele an der Schule waren sehr gute Reiter und kannten sich auch oft von Turnieren in der Umgebung, und so entstanden -vor allem über neue Mitstreiter, die möglicherweise Konkurrenz bedeuteten,- schnell die verschiedensten Gerüchte. Mir war das im Moment eigentlich ziemlich egal, denn ich musste mich darauf konzentrieren, dass mein Notendurchschnitt besser war als vier oder fünf. Auf Sitzenbleiben hatte ich nämlich nicht wirklich Lust. Ich machte mich also auf den Weg in meine Klasse, die 10a.

Wie ich gleich in der ersten Stunde feststellte, hatten wir nicht nur einen neuen Schüler, sondern auch einen neuen Lehrer. In Mathe hatten wir bis jetzt den grimmigen Herrn Paust gehabt, der mit seiner Halbglatze und dem Anzug mit Krawatte genauso spießig ausgesehen hatte wie er war. Doch jetzt stand an der Tafel ein junger Mann mit Dreitagebart, lächelte freundlich und wartete bis sich alle Schüler auf ihren Plätzen eingefunden hatten. Er stellte sich als Professor Michael Brown vor. Jetzt wo er seinen Namen erwähnte...konnte es sein? Natürlich! Das war der Mann der Paddy zu uns gebracht hatte! Ob er sich noch an mich erinnerte? Wahrscheinlich nicht. Nach der Stunde packte ich wie alle anderen meine Sachen und wollte mich auf den Weg zum Physiksaal machen, doch da rief mich Mr. Brown zu sich. „Katelyn, richtig?" Er erinnerte sich tatsächlich noch an mich. „Freut mich, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Wie geht es der Fuchsstute?" „Gut", antwortete ich Wortkarg und etwas verlegen. „Schön zu hören" erwiderte er mit einem freundlichen Lächeln. „Eigentlich wollte ich mit dir ja über etwas Anderes reden", fuhr er fort. „Deine Noten in Mathematik sahen dieses Jahr ja nicht besonders gut aus." Ich senkte wissend den Kopf. „Allerdings glaube ich nicht, dass es an deinem Verständnis liegt. Möchtest du nicht darüber reden?" „Sind Sie denn auch unser neuer Vertrauenslehrer?", schnauzte ich meinen Lehrer an. Das hatte ich nicht gewollt. Ich verließ den Raum. Was war nur los mit mir? So schlimm war diese Frage auch wieder nicht gewesen. Sofort bereute ich meine Worte, aber was dachte er sich auch dabei hier aufzutauchen und gleich den Seelenklemptner spielen zu wollen? Ich kannte ihn doch kaum. Ich hoffte nur, dass ich für dieses unangebrachte Verhalten keinen Eintrag bekommen würde oder schlimmer: zum Direktor geschickt werden würde. Das würde meine Mutter nicht mehr dulden neben meinen schlechten Noten.

Mit gesenktem Kopf und darauf bedacht diesem Mr. Brown zumindest für den restlichen Tag aus dem Weg zu gehen marschierte ich durch die Gänge zwischen den verschiedenen Unterrichtsfächern hin und her. Der Tag entwickelte sich ziemlich langweilig. Liv war krank. Sie hatte eine Erkältung und musste im Bett bleiben und so fühlte ich mich ziemlich allein. Zwischen der fünften und der sechsten Stunde ging ich zu meinem Spind, um die Sachen zu verstauen, die ich heute nicht mehr brauchte und wurde aus meinen Gedanken geholt als mich jemand anstubste. „Entschuldigung, darf ich dich was fragen?" „Klar", ich drehte mich zu der Stimme um und verstummte kurz als ich in die graugrünen Augen eines Jungen blickte, die zwischen braunem Haar hervorleuchteten, das mir ziemlich bekannt vorkam. „Ich muss zum Direktor und hab mich irgendwie verirrt. Kannst du mir sagen wo ich hinmuss?", fragte er mit einem freundlichen Lächeln. „Äh, ja. Du-" Weiter kam ich nicht, denn bevor ich mich wieder fassen konnte kam Vivian mir zuvor. „Ich kann's dir zeigen", trällerte sie und drängte sich an mir vorbei. „Da komm ich sowieso vorbei auf meinem Weg." Und mit diesen Worten zerrte sie ihn davon. „Alles klar", murmelte ich und verdrehte dabei die Augen. Das war also der neue Schüler von dem alle redeten. Wahrscheinlich ging er wegen dem ganzen offiziellen Kram zum Direktor und danach würde er seiner Klasse zugewiesen werden. Margret, eine Mitschülerin, kam mit einem Stapel Bücher in den Händen auf mich zu. Sie war nett, jedoch eindeutig die Klassenstreberin, die von vielen Leuten ausgenutzt wurde. „Katelyn, der Direktor will dich sprechen", teilte sie mir mit, während sie versuchte ihren Bücherturm zu balancieren. Toll. Mr. Brown musste mich verpetzt haben.

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