Epilog

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Es war ein angenehmer Nachmittag und ich machte mich fertig, um nach draußen zu Paddy zu gehen. Sie hatte unser nächtliches Abenteuer gut überstanden und Lia erholte sich ebenfalls. Noch sollte meine Schwester allerdings im Bett bleiben, und sich ordentlich Ruhe gönnen. Ich setzte mich an den Rand meines Bettes und betrachtete ein Bild von meiner hübschen Fuchsstute, das ich vorhin noch ausgedruckt und eingerahmt hatte. Seit wir gemeinsam durch den Sturm galoppiert waren, fühlte ich mich irgendwie mit ihr verbunden. Sie hatte mir nicht nur meine Angst genommen, sondern mir gezeigt, was es heißt, wirklich zu vertrauen. Und das tat ich. Ich vertraute ihr, wie ich früher Leika vertraut hatte und gleichzeitig fühlte es sich an, als würde ich sie gerade ganz von neuem kennenlernen. Ich stellte den Rahmen mit Paddys Foto neben den mit dem Foto meiner Ponystute auf mein Nachtkästchen. Wo auch immer Leika war, ich hoffte, es ging ihr gut und ich würde sie auch nie vergessen. Aber nun hatte Paddy ebenfalls einen Platz in meinem Leben und in meinem Herzen.

Jetzt musste ich aber los, ich würde mich gleich mit Damian zum Ausreiten treffen. Liv hatte heute keine Zeit, sie war noch mit Auspacken beschäftigt, aber am nächsten Tag wollten wir endlich wieder einmal gemeinsam zu unserem See fahren. Ich sah kurz bei Lia vorbei, bevor ich ging, und sie schien sich bereits sehr viel besser zu fühlen, was man vor allem daran merkte, dass sie nicht mehr herumliegen wollte und ihr langsam langweilig wurde. Ein oder zwei Tage würde sie sich aber noch gedulden müssen. Danach aber würde es hoffentlich wieder werden, wie früher. Wahrscheinlich sogar etwas besser, denn Kali, der weiße Wallach, den wir vor Brown und seinem kriminellen Bruder gerettet hatten, wartete draußen auf seine neue Reiterin. Lia konnte es kaum erwarten, denn als sie den schneeweißen Schimmel das erste Mal sah, war sie sofort Feuer und Flamme. Sie würde weiterhin auf den Schulpferden das Reiten trainieren, sich aber gleichzeitig zuhause um Kali kümmern.

Aki war ganz aufgeregt, als ich mich kurze Zeit später in Paddys Sattel schwang und zu den Feldwegen ritt. Sie hatte mich noch nie auf einem Ausritt begleitet und sprang nun übermütig um mein Pferd herum, was der Stute nicht sonderlich gefiel. Ich gab Aki ein Zeichen, dass es genug war, und sie hörte. Meg, unsere kleine Ziegen-Dame, die mittlerweile gar nicht mehr so klein war, protestierte in ihrem Gehege, weil ihre beste Freundin – Paddy – einfach ohne sie verschwand, aber sie würde wohl oder übel für einige Stunden damit klarkommen müssen. Vielleicht konnte sie ja später einmal mit auf unsere Ausritte, von denen es in nächster Zeit hoffentlich noch einige geben würde.

Damian kam mir bereits auf Gipsy, seiner schwarz-weißen Paint Horse Stute, entgegen und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er mich kommen sah. Wir schlugen gemeinsam den Weg über die Wiesen zur alten Eiche ein. Wir ritten den ganzen Weg im Schritt nebeneinander her und wie immer, wenn er in der Nähe war, fühlte ich mich leicht wie eine Feder und meine Laune wurde noch besser, als sie an diesem Tag ohnehin schon war. Nur das letzte Stück den Hügel hinauf galoppierten wir und lieferten uns ein Rennen, dass ich gewann. Denn wenn es eines gab, das Paddy nicht wollte, dann war es, die Langsamere zu sein. Wir ließen die Pferde grasen und setzten uns an den Fuß des riesigen Baums. Die Sonne stand noch hoch, doch sie tauchte die umliegenden Wiesen und die Blätter über uns bereits in ein angenehm warmes Licht, dass den herannahenden Abend ankündigte. Ich lehnte mich an Damians Schulter und wir saßen eng beieinander, genossen einfach die Stille. Ich dachte über unsere gemeinsame Zeit nach, und was wir bereits erlebt hatten.

Dann begann ich: ››Damian?‹‹

››Ja?‹‹

Ich musste kurz kichern, denn was jetzt kam, fand ich irgendwie lustig.

››Ich bin froh, dich als Nachhilfelehrer zugeteilt bekommen zu haben.‹‹ Tatsächlich hätte ich wahrscheinlich nie mit ihm geredet, zumindest nicht zu Anfang, wenn mein Lehrer ihm nicht aufgetragen hätte, mir mit Mathe zu helfen. Schon irgendwie komisch, wenn man bedachte, dass dieser unvergleichlich schöne Moment gerade darauf zurückging, dass ich Zahlen nicht mochte.

››Ich hätte mir keine bessere Schülerin wünschen können‹‹, scherzte er zurück. ››Obwohl du schon manchmal recht begriffsstutzig warst.‹‹

››Hey!‹‹ Ich stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. Damian krümmte sich vor Schmerz – natürlich nicht wirklich – bevor er mich mit sich zu Boden zog. Es musste ein lustiger Anblick sein, denn Aki schaute uns etwas besorgt an. Damian beugte sich über mich und gab mir einen Kuss. Man würde meinen, ich hätte mich die letzten Tage daran gewöhnt, aber nein, es war immer wieder aufs Neue überwältigend, ihm so nahe zu sein.

Sonnenuntergang, romantisches Date und im idyllischen Hintergrund zwei Pferde. Wenn das nicht das perfekte Ende einer Liebesgeschichte wäre, dann weiß ich auch nicht. Zumindest bis es wie aus dem Nichts zu tröpfeln begann, und wir uns auf unsere Pferde schwangen und zusahen, dass wir nachhause kamen. Aber das hier war ja auch nicht das Ende der Geschichte, ich war erst mitten drin. 






Und damit sind wir tatsächlich am Ende dieser Geschichte angelangt. Danke an alle, die bis hier hin dabei waren! Und natürlich würde es mich sehr interessieren, wie es euch gefallen hat :D 

Ich plane auf jeden Fall, noch mehr Geschichten hier zu veröffentlichen, aber erst, wenn sie ausgereift genug, bzw. fertig sind :) Das Leuchten des Feuers wird auf alle Fälle noch fertig und wer weiß, vielleicht habe ich schon die ein oder andere Idee für eine Geschichte, die danach noch kommt :D

Bis dahin, Ciao :P

Zwei Herzen, eine SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt