Die Puppe IV

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Teil 4

{ ..Mejibray}
(Mia und Meto)

Es war ein grauer Nachmittag. Der Himmel verhangen von dunklen Wolken, die nicht regneten. Einer dieser Tage, an denen man beim besten Willen nicht das Haus verlassen wollte, sondern bloß dasitzen wollte, in eine Decke gekuschelt und mit einem heißen Kakao.

Und dennoch wurde es Zeit, dass Mia nach all den Tagen zu Hause, endlich wieder einkaufen gehen musste. Bis jetzt hatte er ihn nicht alleine lassen wollen, geschweige denn mitnehmen wollen, denn da war diese seltsame Angst, dass die Leute komisch auf ihn reagieren würden. Aber jetzt, obwohl Meto nicht viel aß, wurde sein Essen knapp.

Mia zog sich vernünftige Klamotten an, suchte sein Geld und sagte dann zu Meto: „Ich gehe einkaufen, willst du mit?"

Für einen Moment sah er ihn ein wenig misstrauisch an, doch dann nickte er.

Etwas nervös war Mia schon, als er mit Meto an seiner Seite durch die Stadt lief. Er hatte eine Sonnenbrille aufgesetzt, wie so oft, wenn er einfach nicht erkannt werden wollte. Wenn er normale Kleidung trug, dann fiel er auch kaum noch auf, trotzdem leuchteten seine blonden Haare immer noch wie Schnee, wenn die trüben Sonnenstrahlen sie berührten.

Meto sagte kein Wort, wie immer. Doch er schaute sich fasziniert um. Sein Blick wanderte über die spiegelnden Fassaden der Hochhäuser und in seinen Augen lag eine Begeisterung, die Mia noch nicht zuvor gesehen hatte. Bei ihrem ersten Treffen in der Stadt war er einfach zu verängstigt gewesen, doch er hatte sich verändert, das merkte Mia. Er war aufmerksamer geworden und Mia musste immerzu daran denken, dass er heller, größer wirkte. Besser konnte er es einfach nicht in Worte fassen.

Schnell erledigte Mia die Einkäufe. Er redete nicht viel mit den Verkäufern, jedoch bemerkte er genau diese interessierten Blicke, die sie auf Meto warfen, der mit seinen Tattoos und den langen Haaren total auffiel.

Sie waren gerade auf dem Rückweg und langsam breitete sich Erleichterung in Mia aus, dass alles gut verlaufen war, da blieb Meto auf einmal stehen. Er zupfte an Mias Ärmel und deutete dann auf das Schaufenster eines Spielzeugladens. Es war ein altes Geschäft, eines, das vermutlich kaum noch Kunden hatte. Hinter der staubigen Scheibe konnte er auch nur altes Spielzeug entdecken, Puppen, Schaukelpferde, Bälle. Das hatte doch einen gewissen Charme.

Meto patschte auf die Scheibe und zeigte auf einen Teddybären. Verwundert stellte Mia fest, dass dieser fast so aussah, wie er Bär, den Meto sonst immer bei sich trug. Er schaute den kleinen neben sich an. In seinen Augen schwammen Tränen. Was ging da nur in seinem Kopf vor sich, dass ihn das traurig machte?

„Hey, es ist doch alles okay", sagte Mia sanft. „Dein Bär wartet doch zu Hause auf dich."

Doch Meto schüttelte seinen Kopf, seine Wangen rot. Was war denn nur los mit ihm? Er drehte sich zu Mia, die Augen groß und.. war da etwa Angst in ihnen? Kalte, brennende Angst? Er hob seinen Arm und Mia erschrak. Ein Riss hatte sich gebildet, den Linien seines Tattoos folgend. Fein und kaum bemerkbar, doch er war da. Und langsam wurde er größer.

„Was ist das?", fragte Mia alarmiert. Er griff vorsichtig nach Metos Arm, strich über den Riss. Seine Hand zitterte.

Meto schüttelte nur wieder den Kopf. Ein Schluchzer entwich ihm. Immer mehr Tränen sammelten sich in seinen Augen, bis er sie nicht mehr zurück halten konnte. Wie Regentropfen liefen sie über seine Wangen, hinterließen feine, glänzende Streifen.

Visual Kei OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt