Von Kimonos und Haartürmen

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X Japan und Kiryu
Crossover

Ungeduldig schaute Mahiro auf seine Armbanduhr. Fünf nach drei. Über eine halbe Stunde warteten sie bereits. Dabei hatten sie die Zeit schon genutzt und sich in Schale, oder besser gesagt, in den Kimono geschmissen. Schon seit einer Weile klopfte Junji mit seinen Drumsticks auf dem niedrigen Tisch herum und das Geräusch machte den Sänger total nervös. Noch ein paar Minuten länger und er würde komplett ausrasten.

Zum Glück öffnete sich in diesem Moment die Tür zu dem kleinen Raum und die Mitglieder von X Japan stürmten herein, allen voran Toshi, ein wenig verschwitzt und außer Atem.

„Tut uns so leid", krächzte er, während er nach Luft schnappte. „Yoshiki hatte noch fünf Interviews und musste mindestens dreimal irgendwo Klavier spielen. Ihr könnt euch denken, wie stressig sein Leben sein muss", erklärte er und lachte ein wenig unsicher.

Hinter ihm rauschte Yoshiki in den Raum, frisch geschminkt und gut gelaunt. Mahiro strafte ihn mit einem Blick, der ihn hätte töten können.

„Und dann ist Pata auf mysteriöse Weise verschwunden", sagte Toshi schnell, um das Zuspätkommen weiter rechtfertigen zu können. „Aber jetzt sind ja alle da!"

Erst jetzt, wo er ausgiebig geatmet hatte, konnte er die Personen, die ihm gegen über auf einem niedrigen Sofa verteilt saßen, richtig betrachten. Und als er sie sah, stockte ihm erneut der Atem.

Jeder der Kiryu-Member trug einen bunten Kimono, was an sich ja nicht ungewöhnlich war, schließlich waren Kimonos ihre zweite Haut. Doch schockierend waren ihre Haare. Sie hatten sie zu Türmen hochgestylt, vermutlich mit Tonnen von Haarspray. Takemasas Turm war ein ganz besonders wildes Exemplar und Hiyoris Haufen leuchtete in einem fröhlichen Pink. Zufrieden schaute dieser Toshi und seine Freunde an.

„Wie seht ihr denn aus?", fragte Heath von irgendwo hinten in der Ecke.

„Na so, wie ihr auch ausseht", antwortete Hiyori und strahlte.

„Aussahen", verbesserte ihn Toshi und ihm graute bei dem Gedanken an das Haarspray, das nie wieder komplett aus seinen Haaren verschwinden würde.

„Wie dem auch sei", murmelte Mahiro immer noch genervt. „Hier, zieht eure Kimonos an. Ich will endlich mit dem Dreh beginnen."

Damit schmiss er den Fünf bunte Kimonos zu und deutete auf eine Tür, hinter der sie sich umziehen konnten.

Ein wenig skeptisch Namen sie die Stoffhaufen und schlurften in die Umkleide. Sie waren eindeutig zu alt für diesen Zirkus. Wer war nur auf diese seltsame Idee gekommen, dass X Japan und Kiryu eine Collaboration machen würden?

Nur Yoshiki begutachtete begeistert seinen Kimono und rief fröhlich, er betone sein Augenmakeup.

So konnten sie nun endlich mit dem Dreh für das Musikvideo ihres gemeinsamen Songs beginnen. Ein Meisterwerk von über acht Minuten mit zwei Gitarrensolos, einem Klavier- und einem Schlagzeugsolo. Außerdem ausgeschmückt mit traditionellen japanischen Instrumenten.

Alles lief fantastisch und schnell hatten sie den Dreh hinter sich gebracht. Nach einiger Zeit trafen sie sich in dem kleinen Zimmer wieder.

Dort saß der arme Mitsuki und zerrte verzweifelt mit einem Kamm an seinen steinharten Haaren. Eine einzelne Träne lief über seine Wange, als er verkündete: „Ich fürchte, ich muss sie abschneiden!"

Doch Pata grinste nur und machte sich ans Werk, um dem armen Kerl fachmännisch unter die Arme zu greifen.

Währenddessen lag Mahiro auf dem Sofa und wedelte sich mit einem Fächer Luft zu. Verträumt schaute er an die Decke und faselte von der guten japanischen Tradition und wie toll Shinobis in Musikvideos passen. „Ich LIEBE Kimonos!", rief er unvermittelt und ziemlich laut.

Toshi, der neben ihm saß und immer wieder auf die Uhr schaute, da Yoshiki doch sein nächstes Interview nicht verpassen durfte, zuckte vor Schreck zusammen. Im gleichen Moment tönten laute und aggressive Klaviertöne durch das gesamte Gebäude und untermalten Toshis Schreck passend.

Es war Yoshiki, der da spielte, voller Emotionen und starkem Ausdruck, denn wie sonst sollte er ausdrücken, was in ihm vor sich ging. Im Hintergrund hörte man eine leise, wehklagende Geige, gespielt von Sugizo, der genau so viele Emotionen durch sein Spiel in die Welt schickte.

Ihre Bandkollegen waren ganz hingerissen. Doch Mahiro stand abrupt auf und rief: „Das ist doch hier keine Beerdigung! Mann, Ihr seid so nervig!" Er drehte sich zu seinen Bandmitgliedern und sagte: „So, wir gehen jetzt in ein Onsen. Die alten Säcke lassen wir hier."

Damit lief er in voller Montur und gefolgt von seinen braven Kollegen hinaus aus dem Raum und ließ das Klaviergeklimper hinter sich.

Visual Kei OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt