Teil 3
{ ..Mejibray}
(Mia und Meto)Eine Hand, kalt wie Schnee und glatt, wie Wasser fuhr über die Decke. Das Gesicht der Puppe war ausdruckslos, doch in dem Körper explodierten die Gefühle. Ein Chaos, mit dem Meto nicht fertig wurde. Wie gerne er es in Worte gefasst hätte, wie gerne er in die Welt geschrien hätte, wie er sich fühlte. Doch das Sprechen hatte ihm nie jemand beigebracht.
Es zerriss ihn förmlich. Er spürte Risse durch seine Haut zucken, doch sie zersprang nicht. Was war das für ein Gefühl, das ihn so durchzuckte, wenn er Mia anschaute? Mia. Mia hatte ihn gerettet. Mia war so freundlich zu ihm. Mia war der hübscheste Mensch, den Meto je gesehen hatte. Mia. Mia. Mia.
Nacht für Nacht stand er vor dem Bett. Lautlos, unbemerkt. Denn der Gitarrist konnte doch nicht ahnen, dass Meto niemals schlafen würde. Und dort stand er, die sonst so feinen Hände bebend über die weiche Decke streichend. Mit einer Hand das Ärmchen seines Teddybären umklammert. Und in ihm eine Spannung, die nie wieder verschwinden würde.
Mia. Mia. Mia.
Meto konnte die Vergangenheit nicht vergessen. Er konnte nicht vergessen, wie es war, eine Puppe zu sein. Benutzt. Gedemütigt. Zerstört.
Doch Mia war anders. Denn zum ersten Mal in Metos Existenz zerriss sein steinernes Herz nicht vor Schmerz. Es zersprang an einem anderen, viel unberechenbareren und unbekannten Gefühl.
Und Meto wusste einfach nicht, was es war.
Schon einige Tage lebte Meto nun bei Mia und es sah nicht so aus, als würde er jemals wieder gehen wollen. Er redete nicht, gab nie auch nur einen Mucks von sich. Es schien nicht, als würde er gerne essen, als würde er überhaupt etwas gerne machen, genießen. Still saß er auf dem Sofa, den Teddybären umklammert und manchmal wurde sein Blick so erfüllt von Trauer, dass es Mia fast das Herz zerriss.
Irgendwie war ihm klar, dass niemand kommen würde, um Meto zu suchen. Niemand vermisste ihn und das war wohl auch der Grund, wieso er ihn so verlassen in der Hinterstraße gefunden hatte.
Auch, wenn Mia sich oft komisch fühlte, mit dieser seltsamen Person, die ihn nicht selten mit einem so intensiven Blick anschaute, dass der Gitarrist schauderte, in seiner Wohnung, war er doch froh, nicht alleine zu sein. Irgendwo in seinem Herzen regte sich etwas. Etwas das diese entstandene Routine mit Meto nicht mehr abgeben wollte, etwas das Meto heimlich und fast unbemerkt für immer behalten wollte.
Behalten. Denn es war nicht so, als wäre Meto ein Mensch, der wie ein Freund mit ihm wohnte. Meto war anders, es war dieses etwas, das ihn so sehr, wie eine Puppe wirken ließ, das ihn mehr zu einem Besitz, als einem Menschen machte.
Mia machte sich kaum Gedanken darüber, was aus Meto werden sollte. Er zerbrach sich nicht mehr den Kopf darüber, was er mit ihm tun sollte. Meto war einfach da, still und mit dieser unbeschreiblichen Verbindung zu Mia. So, wie er ihn anschaute, sah Mia manchmal vollkommene Hingabe.
Letztendlich war Mia nicht mehr alleine und vielleicht auch nicht mehr einsam. Er redete mit Meto. Über alles. Er konnte ihm ohne Hemmungen sein ganzes Herz ausschütten und mit einer seltsamen Sicherheit wusste er, dass Meto alles verstand.
Doch nachts, da war etwas anders. Wenn die Wohnung in Dunkelheit getaucht war, Mia in seinem Bett lag und schlief. Einfach schlief. Und trotzdem, wenn er aufwachte, meist viele Stunden nach dem Morgengrauen, dann fühlte er etwas. Vielleicht Kälte, ein verblasstest Schaudern.
Der Mond schien in Mias Schlafzimmer, warf fast gespenstische Schatten in den Raum, als Mia aufwachte. Er blinzelte, atmete die kalte Luft ein, die diesen seltsamen Traum aus seinem Kopf verbannte.
Da war etwas.
Ein leichter Druck an der Seite seines Oberkörpers, nicht warm, nicht kalt, kaum spürbar. So sanft und doch so angsteinflößend. Fast schaffte er es nicht, seine Augen richtig zu öffnen, wie ein Kind, das darauf hoffte, die Monster wären nicht da, wenn es sie einfach nicht sehen könnte. Lächerlich. Monstern war so etwas egal und davon abgesehen stand da kein Monster vor seinem Bett.
Mia öffnete die Augen. Da stand Meto. Er trug nur seine Boxershorts. Sein Körper schimmerte weiß, wie Elfenbein, in dem silbernen Mondlicht. Seine Tattoos leuchteten, wie die Neonlichter der Stadt. Verwirrt von Schlaf, der noch in seinen Gliedern lastete, und ein wenig erschrocken blinzelte Mia sein Gegenüber an.
Schlief er etwa nicht?
„Kannst du... nicht schlafen?", fragte er müde.
Meto schüttelte den Kopf.
„Soll ich... bei dir bleiben? Dir etwas vorspielen?", schlug der Gitarrist vor.
Doch Meto schüttelte nur erneut den Kopf und deutete dann ein wenig schüchtern auf den Platz neben Mia, auf die weiche Stelle in seinem Bett, die noch warm war.
„Du willst bei mir schlafen?", fragte Mia.
Meto nickte. Also rutschte der Blonde noch ein wenig weiter, um dem Kleinen Platz zu machen. Dieser schlüpfte zu ihm unter die Decke.
Sein Körper direkt neben dem von Mia, kalt und doch warm, zart und glatt. Mia fühlte sein Herz schneller schlagen. Er spürte das Blut, das kaum getrennt von Haut, Metos Arm streifte, und sich danach kälter anfühlte. Zitternd atmete er ein und hoffte, Meto würde nicht die Gänsehaut spüren, die sich über seinen ganzen Körper zog.
Wie um alles in der Welt sollte Mia so einschlafen können? Dabei konnte er ja nicht ahnen, dass auch Meto nicht schlafen würde. Niemals. Denn er wollte, um jeden Preis, jede einzelne Sekunde mit Mia spüren.
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Visual Kei Oneshots
Hayran KurguIn diesem Buch werde ich meine kürzeren Visual Kei Fanfictions veröffentlichen. Es werden kleine lustige, traurige, niedliche oder auch ernste Geschichten von meinen Lieblingsbands sein. Schaut doch gerne mal rein!