Eigentlich war heute ein schöner Tag. Die Sonne ging auf, es war Frühling und die Kirschbäume blühten und erfüllten die Luft mit einem sanften Blumenduft. Vögel zogen wieder ins Land und sangen und zwitscherten fröhlich vor sich hin.
Ja, heute war ein schöner Tag... Doch nicht für mich. Heute würde ich mich am liebsten den ganzen Tag in meiner bescheidenen Wohnung einsperren und nur einmal, in der Nacht, die sicheren Mauern dieser verlassen, um zum Friedhof zu gehen. Dort würde ich die ganze Nacht bleiben. Bis zum Morgengrauen.
Heute war Rins Todestag.
Ihr Tod war lange her, aber noch immer nagten Schuldgefühle an mir. Noch immer sah ich ihr schmerzerfülltes Gesicht vor meinem inneren Auge. Noch immer musste ich mit der Schuld leben, meine Teamkameradin und Freundin umgebracht zu haben. Einmal im Jahr drohte die langwährende Depression zurück zukehren. Vielleicht sollte ich heute einfach im Bett bleiben. Aber ich hatte nun wirklich keine Lust Naruto, Sasuke und Sakura eine glaubwürdige Erklärung zu liefern. Ich würde ihnen niemals den wahren Grund verraten. Ich würde vor meinen Schülern niemals freiwillig Schwäche zeigen.Entnervt seufzte ich. Schließlich schwang ich mich doch aus dem Bett, setzte mich auf, sah mich im Zimmer um. Grau. Monoton. Ich spürte, wie mein Blick stumpfer wurde. Was ein beschissener Alltag. Während meine Laune sich immer weiter verschlechterte, zog ich mir meine Maske über Nase und Mund. Das war auch schon beinahe ein Reflex. Nachdem ich auch noch Hose und Oberteil mit meiner Jonin-Weste anhatte, schlurfte ich langsam ins Bad. Diese Stille war so erdrückend. Ein müdes, glanzloses Augen blickte mir im Spiegel entgegen. Eine Narbe zog sich über mein geschlossenes linkes Auge. Ich sah heute wirklich erbärmlich aus. Seufzend nahm ich die Maske wieder ab, wusch mein Gesicht und putzte meine Zähne. Leider brachte das rein gar nichts. Ich sah genau so müde und krank wie zuvor aus. Ich verließ das Bad so schlecht gelaunt wie ich es betreten hatte und legte mir meine Kunaitaschen und mein Stirnband an. Mein Blick wanderte weiter zu der viel zu laut tickenden Uhr. 07:08 Uhr. Meinen Schülern habe ich gesagt, dass wir uns Heute um 08:00 Uhr auf dem Trainingsplatz 3 treffen. Ich würde viel zu spät kommen.
Nachdenklich versuchte ich meine silbernen Haare mit der Hand zu bändigen, aber egal was ich tat, sie würden immer so vom Kopf abstehen.
Nachdem ich die Tür der Wohnung mit einem leisen Klicken abschloss, fing ich an zu rennen. Ich sprang Häuserdächer hinauf und kletterte lautlos Wände hinunter. Der Warme Frühlingswind strich dabei sanft mein Gesicht, oder eher das, was man von diesem überhaupt sehen konnte. Ich zog an allen Gebäuden einfach vorbei, das Dorf verschwamm vor meinen Augen. Bei einem bestimmten Gebäude machte ich Halt. Bei einem kleinen Blumenladen am Rande des Dorfes und nahe des Friedhofs. Die Verkäuferin kannte mich inzwischen und sah mich mitleidig an. Als würde sie mit mir trauern. Wie ich diese Blicke hasste. Nachdem ich einen Strauß Vergissmeinnicht, Rins Lieblingsblumen, und drei weitere Blumen kaufte, gab mir die Verkäuferin eine Kamille dazu. Sowie immer. Es hatte irgendetwas mit 'der Sprache der Blumen' zutun, aber das war nun wirklich nicht mein Fachgebiet. Nun bewegte ich mich weiter auf den Friedhof zu. Irgendwie war es dieses mal anders, als in den vergangenen Jahren. Es war... schmerzvoller. Warum auch immer. Vielleicht, weil ich nun ein Team hatte, das mich so sehr an mein altes erinnerte, dass mir wieder klar wurde, wie sehr sie mir fehlten.
Zögerlich betrat ich den Friedhof. Es war ruhig und keine Menschenseele war hier. Automatisch bewegte ich mich auf das Grab meiner alten Teamkameradin zu. Hier und da waren an anderen Gräbern Blumensträuße, oder Vasen, in denen sich teilweise schon verrottete Blumen befanden. "Hallo Rin.", sagte ich mit rauer, leiser Stimme, als ich an ihrem Grabstein ankam. 'Nohara Rin' war in den kalten Stein gemeißelt. "Ich habe hier Blumen für dich. Vergissmeinnicht waren doch deine Lieblingsblumen, nicht?", tatsächlich sagte ich dies jedes verdammte Mal. Ich legte den Blumenstrauß vor ihrem Grab ab. Ich erzählte ihr von meinem Team, von meinen Erlebnissen, die ich vielleicht schon das eine oder andere mal erwähnt hatte und wie sehr sie alle mir fehlten. Dabei spürte ich eine seltsame Präsenz hinter mir. Damit hatte ich mich aber schon längst abgefunden. Manchmal war sie da, manchmal nicht. Manchmal glaubte ich bekanntes Chakra zu spüren, aber dann doch wieder nicht. und manchmal glaubte ich sogar ein rotes Aufblitzen hinter einem der umstehenden Bäumen gesehen zu haben. Vielleicht bin ich doch schon wahnsinnig geworden. "Ruhe in Frieden, Rin.", flüsterte ich leise nach meinem Bericht.
Ich wollte mich gerade abwenden, als ich plötzlich von hinten gepackt wurde und in ein tiefrotes Auge sah. Ein Sharingan. Ich versuchte mich aus dem festen Griff meines Angreifers zu befreien, aber dieses Auge war so fesselnd und ich wurde so müde. "Ich werde dich nun endlich von deinem Leid erlösen, und auch diese verkommene Welt von dir befreien." die Stimme des Mannes war verbittert und voller Hass. Ich nahm sie nur noch gedämpft und widerschallend wahr. Ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch, über mir nur noch dieses Auge. Ich öffnete meinen Mund für einen lautlosen Schrei, meine Augen weit aufgerissen.
Und plötzlich war das alles weg. Kein rotes Sharingan über mir, keine Stimme, die immer wieder aus dem schwarzen Loch zurückschallte, nichts. Es war nicht einmal nur schwarz, es war einfach leer. Fühlte es sich so an zu sterben? Die Worte des Mannes waren eindeutig. "Ich werde dich nun endlich von deinem Leid erlösen, und auch diese verkommene Welt von dir befreien." Ja, er wollte mich definitiv töten. Doch... ich fühlte mich so... seltsam.
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Eine verirrte Vogelscheuche || Naruto x One Piece Crossover
FanfictionTextauszug (Kapitel drei): "Eh? Du siehst ja aus wie ein... Ninja!" Ich hob meinen Kopf und sah einen etwa gleich großen, aber sicher kräftigeren Mann mit moosgrünen Haaren. Ich ertappte mich dabei, ihn sofort nach Waffen und anderen möglichen Gefah...