Kapitel 3

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Als wir den Raum betraten, wurde es still. Alle Augen sahen mich an. Einige angewidert, andere aber neugierig. Hinter mir kam eine nicht sehr freundliche Frau rein. "Laufen sie, sie versperren den Weg!". Ich tat vier Schritte und blieb stehen. Die Lehrerin läuft mit großen Schritten zum Lehrerpult, stellt ihre Tasche ab und schaut mich erwartungsvoll an. "Wer bist du? Bist du die neue?" Ich nicke nur. "J-ja bin ich. Ich heiße Lena und komme aus Frankfurt."  "Ok, schön. Ich bin Frau Freiberger und unterrichte dich in Geschichte und Deutsch. Dann setz dich neben Julian."

Meine Beine zittern, als ich auf den Platz neben Julian steure. Ich lasse mich entspannt und etwas nervös neben ihn nieder. Rechts von mir sitzt er und links ein Mädchen, welche sehr eingebildet zu sein mag. Klar, ich will neue Freunde finden, also frage ich sie mit einem Lächeln: "Hallo ich bin Lena. Und wer bist du?" "Ich weiß. Ich bin Jessica" und lässt eine Kaugummi Blase in ihrem Mund platzen. Ich nicke nur stumm, da ich weiß, dass es nichts bringt, mich mit ihr anzufreunden.

Ich sah mich in der Klasse um. Mhh, dachte ich. Es sind gleich viele Jungs wie Mädchen da.

Der Unterricht fängt an. Ich wusste zwar nicht, welches Thema sie in Geschichte behandeln, fand es aber schnell heraus. Hitler. Sehr schön. Mein Lieblings Thema in ganz Geschichte.

Bei der Frage, wann Hitler an die Macht kam, hob sich mein Finger automatisch in die Luft. Ich werde aufgerufen. "Er kam am 30.1.1933 an die Macht". Wieder hatte ich das Gefühl, von allen beobachtet zu werden. Auch diesmal von Julian. Ich schaute ihn an, aber schnell wieder weg. Ich werde rot. Endlich lächelt auch mal Frau Freiberger. "Sehr schön, Lena. Lieber Kinder, bei Lena könnt ihr euch eine Scheibe abschneiden." Oh nein, denke ich. Nicht schon wieder dieses Theater. Das mich am ende der Stunde alle umzingeln und mich dann fragen werden, wie ich es wagen könnte, mich bei dieser Frage gemeldet zu haben, verfolgt mic bis zum Klingeln, dass das Ende der Stunde läutet. Etwas verspannt steh ich auf und kaum bin ich auf dem Gang, werde ich schon mit Fragen überhäuft.

Ich fühle mich so klein wie nie. Ich werde gleich hier vor allen in Tränen ausbrechen, wenn sie damit nicht aufhören. Tun sie aber nicht. Doch dann spüre ich eine starke Hand auf meinen Schultern, die mich stark, aber sanft aus dem Kreis der Menschen heraus zieht. Ich weiß jetzt schon wer es ist, nämlich Julian. "Alles okay?" "Ja, es geht", versuche ich zu sagen, aber es kam nur ein schluchzen raus. "Hey, es wird schon wieder. Ich werd auch immer in deiner nähe sein, versprochen." Ich höre auf zu weinen, sah ihn an und ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. "Danke".

Die AußenseiterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt