Kapitel 1

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Als Kind wurde mir immer eingetrichtert wie wertvoll das Leben doch ist. Carpe Diem war der Leitspruch meiner Eltern. 

Meiner Toten Eltern. 

Sie waren Hippies welche von einer Demo zum nächsten Flohmarkt oder Rasterlockentreff gescheppert sind mit Bethy.

Ihr altes Klappergestell, welches zwanzig Jahre vorher vlt mal ein gebrauchter Wohnwagen war. 

Doch sie haben sie immer geliebt und gehegt. Allerdings auch in ihm geliebt, weshalb ich auch auf diesem schrecklichen Platz fest sitze. 

Ich bin das komplette Gegenteil von diesem Optimistenpärchen. Ich bin eher der gebürtige Punk. Doch sieht man es mir von Außen nicht an. 

Eigtl habe ich auch kaum Gemeinsamkeiten mit ihnen. Ich bin halt ein Persimist und Menschenhasser, oder eher eine Spaßbremse, Freudenkiller und Vermieser von Allem was mehr Spaß macht als Hundebabys zu verbrennen...also Allem. 

Einzelgänger wurde ich auch schon genannt, da ich Menschenmassen verabscheue.

Freunde habe und will ich keine, da das wieder gegen meine Menschenangst spricht.

Teilweise bin ich wirklich panisch bei den Berührungen Anderer und bin dadurch total verkorkst.

Das hat auch eine Ursache, meine 'Eltern'. 

Damit meine ich allerdings nicht die Hippies, sondern meine Zieheltern. 

Bethy lebt schon lange nicht mehr unter uns.

Eine Feuer ist im Wageninneren ausgebrochen, da eine Duftkerze der Hippiemutter umgekippt ist.

Jeder normale Elternteil würde niemals unter keinen Umständen offene Flammen nachts alleine lassen. 

Doch die Hippieeltern waren da eher locker. 

Pfeif doch auf Regel. Und Schutzmaßnahmen, Carpe Diem! 

Mich wundert es bis heute sowieso weshalb sie es nicht schon vorher geschafft hatten ins Gras zu beißen. Damit meine ich nicht die Droge, denn die hatten sie glaube ich überall gebunkert.

Das Gleiche war auch bei meinen Zieheltern zu finden.

Anfangs war ich erst auch etwas froh darüber bei ihnen zu sein. Ich habe die Hippieeltern trotz ihrer vielen Macken geliebt, so wie sie mich. 

Allerdings fand ich es schon sehr schön endlich ein eigenes Zimmer in einem riesigen feststehenden Haus zu haben. 

Ohne jeden Tag damit Leben zu müssen keinen Ort wirklich als Heimat bezeichnen zu können.

Doch auch diese vermeidlich schöne Vorstellung musste mir natürlich zerstört werden. 

Meine Zieheltern waren anfangs oft nicht da und ich fühlte mich allein gelassen. 

Ich war zwar ein Einzelgänger, doch auch ich habe kein Herz aus Stein. 

Im Gegenteil ich war zu der Zeit sehr verletzt und mit Trauer gefüllt, da man nicht gerade jeden Tag seine Eltern verliert.

Dabei ist es egal ob man sie mochte oder nicht und auch ob man sich nicht manchmal wünschte doch eine normale Familie zu haben.

Ich vermisste sie und wünschte mir die Gutenachtgeschichte vom Hippiedad oder den grässlich schmeckenden Kamillentee von meiner Hippiemutter wieder zurück. 

Nicht weil ich dies mochte, sondern einfach nur weil ich wieder mein gewohntes Umfeld haben wollte. 

Das Gewohnte, was ich immer verabscheute und doch nicht abgeben wollte. 

Stay Strong ~ two words that I will never forgetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt