Prolog

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Prolog

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Der Reiter sah auf das Tal hinab. Flüsse wanden sich zwischen den Bergen und trafen in einem großen See nördlich des Dorfes zusammen. Einige der Bewohner traten aus ihren kleinen Häusern und starrten gen Himmel. Sobald sie ihn und seine Kameraden kommen sahen, machte sich Panik unter ihnen breit. Immer mehr Menschen, alte wie junge, Männer wie Frauen, traten beisammen und tummelten sich in Dorfmitte. Der Anblick glich einem Ameisenhaufen, der sich über ein Stück Brot hermachte. Ein schrilles Pfeifen ertönte irgendwo vor ihm und Salazar, sein Drache, setzte zur Landung an. Die anderen taten es ihm gleich. Sie stürzten auf das Dorf nieder. Und während sie das taten schloss er für einen Moment die Augen und tauchte mit seinem Geist in Salazar ein. Er würde dieses Phänomen nie verstehen. Die Bindung zwischen Drache und Reiter. Aber er schätzte es Wert, dass er damit in Berührung treten durfte. In diesem Zustand konnte er nicht nur die Gedanken seines Tieres hören. Er fühlte dasselbe. Er sah die Welt durch die Augen eines Drachen. Und er genoss es. Das Gefühl, wie der Wind sich um seine Flügel schmiegte, er sich in ihm auffing und alles um sich herum vergaß.

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Ein weiterer Pfiff riss ihn aus seiner Konzentration. Das Zeichen zum Angriff. Während der Trupp in Sekundenschnelle die Schwerter und Speere zog, würde er am liebsten Kehrt machen. Doch sie handelten in Absprache des Königs und des Drachenführers. Widersetzte man sich deren Befehlen, so nahmen sie einem den Drachen. Dies war ein Risiko, das kein Reiter leichtsinnig einging, denn wurde einem der Drache genommen, so verlor man gleichzeitig einen Teil der eigenen Seele. Es endete meist damit, dass der ehemalige Reiter sich am Ende, unfähig mit der inneren Leere umzugehen, selbst das Leben nahm. Und so tat er es den anderen gleich und zog seine Waffe.

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Die Drachenreiter landeten verteilt zwischen den Holzhütten. Menschen flohen vor ihnen und suchten Schutz in den verlegensten Ecken. In der Schmiede, ihren Häusern und hinter großen Karren. Er atmete tief durch und hob sein Schwert. Geschickt wandte er sich durch die dichte Masse. In einem Tanz von tödlicher Eleganz hinterließ er kein Leben. Und überall wo er hinsah, kroch es wie schwarze Schatten an den Hauswänden hoch: Der Tod legte sich übers Dorf. Sich selbst beim Zweifeln erwischend, ob es keinen anderen Weg für ihn gäbe, schüttelte er den Kopf und verdrängte den Gedanken.

Schweren Schrittes stieg er die Stufen zu einem der Wohngebäude hinauf und trat durch die Tür. Sein Blick schweifte durch eine kleine Küche und ein spärlich eingerichtetes Wohnzimmer. Der Reiter wandt sich durch einen kleinen Flur, die Dielen knarzten gefährlich unter seinen Stiefeln. Hinter einer Tür drangen Schreie hervor. Er öffnete sie und starrte in zwei weit aufgerissene Augen. Bei der Angst, die ihm aus ihnen entgegen schlug, zog sich ihm das Herz zusammen.

"Bitte nicht, bitte tun sie mir -", die Frau wurde von ihrem eigenen schmerzerfüllten Schrei unterbrochen. Wimmernd legte sie sich die Hände auf den Bauch. Er brauchte nicht lange um die Ursache ihrer Qualen zu entdecken. Ihr Gesicht war aschfahl und die Wangen eingefallen, sodass die Wangenknochen stark hervortraten. Ihr Blick hatte etwas trübes an sich und ihre vor Schwäche zittrigen Hände umschlossen ihren großen Bauch.
Die junge Frau trug ein Kind in sich. Ein Kind, das offensichtlich den unpassendsten Moment gewählt hat, um das Licht der Welt erblicken zu wollen -wobei in dieser Welt von Licht kaum noch die Rede sein konnte. Der breit gebaute Mann trat ans Bett. Sie wollte zurückzucken, schien dazu allerdings nichtmehr in der Lage zu sein. Er legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, nur um im nächsten Moment ein Fauchen ihrerseits zu ernten. Der Reiter konnte es ihr nicht verübeln, also sagte er nichts. Er blieb und schwieg, ertrug ihre Schreie und strich ihr über die Schulter, bis schließlich ein kleines Mädchen zum Vorschein kam. Die Atmung der jungen Frau ging flach. Dass ihr Körper zu schwach war, um die Geburt eines Kindes zu überstehen, hatte er gleich vermutet. Und so war ein leises flehentliches "Rettet sie" das Letzte was er hörte, bevor die Frau ihre Augen auf ewig schloss.

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Soo hier wäre der Prolog :)
Was sagt ihr?

Bis zum nächsten Kapitel
-Marie

Dark Love -Die Chroniken der Drachenreiter (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt