Retter oder Peiniger?

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Erneut gingen mir die Vorräte aus und erneut musste ich auf die düsteren Straßen Gotham's um einen Supermarkt zu beklauen. Dadurch das ich immer nur so viel mitnehmen konnte wie in eine Tüte passte, ging mir das Essen nun mal alle 3 Tage aus. Jedes Mal wenn ich meine Wohnung verließ setzte ich mein Leben auf's Spiel. Es war grausam so zu Leben, aber irgendwann würde sich die Situation bessern und Hilfe würde kommen. Bis dahin werde ich mein Zuhause nicht verlassen. Ich bin taff, ich bin ehrgeizig und ich bin eine Überlebenskünstlerin.

Leise öffnete ich die Tür und spähte um den Türrahmen. Einmal nach links. Einmal nach rechts. Niemand war in dem düsteren Holzflur zu sehen. Also schlich ich auf Zehnspitzen hinaus und schloss die Türe hinter mir. Als ich hörte wie das Schloss zu fiel, ging ich los. Ich wohnte in einer unbedeutenden Gasse die fast niemand kannte. In so einem alten modrigem großen Haus. Hier gab es mehrere Apartments zu vermieten, doch zum Großteil lebten hier nur ältere Menschen. Zum Beispiel das nette Ehepaar von neben an. Tot. Oder die alte Dame die mir immer wieder Törtchen brachte. Ebenfalls tot. Ich wusste nicht einmal mehr ob noch jemand anderes außer mir in diesem Gebäude wohnte. Die meisten wurden von irgendwelchen Gangs aufgeschlitzt. Sie sagten das sie zu einem gewissen 'Scarecrow' gehörten der sein Tribut anfordert da ihm diese Gegend momentan zu gehören scheint. Nun ja, zum Glück hatte keiner dieses Haus besetzt sondern sich nur in der Gegend abgesetzt. Ab und zu schlenderten trotzdem Leute von diesem Typen rum. Ich ging die knarzenden Treppen hinunter, es war ein Stock den ich runter gehen musste. Seitdem der Strom weg war fühlte sich dieses Gebäude eher wie ein Horrorhaus als ein Zuhause an. Die Korridore waren dunkel und es sah immer wieder so aus als würden Schatten in den Ecken herum keuchen. Bei jedem Schritt schrien die Holzdiehlen regelrecht und überall roch es nach verfaulten Körpern. Vorsichtig verließ ich das Gebäude und rannte flink die Straße hinab, an der nächsten Ecke blieb ich stehen, hielt die Luft an und sah über meine Schulter. Absolut niemand war zu sehen, das einzige was ich rund um den mittlerweile fast komplett geplünderten Supermarkt sah war reine Verwüstung. Mit schnellen Schritten rannte ich am Lebensmittelladen vorbei. Denn die Dachluke war immer offen, doch dazu musste ich hinten auf diesen komisch gebogenen  Baum klettern. Und schon war ich auf dem Dach. Von nun an konnte ich beruhigt und etwas weniger paranoid arbeiten. Ich sprang durch die Luke auf ein Regal und hinunter. Ich spazierte in meine üblichen Gänge und futzelte meine Plastiktüte aus der Hosentasche. Bohnensuppe, Tomatensuppe und einige Klöße. Natürlich alles aus der Dose. Ein paar Wasserflaschen und das wars auch schon wieder mit meinem gemütlichen Spaziergang. Mit der nächststehenden Leiter kletterte ich erneut auf das Regal und quetschte mich durch die Luke. Vom Dach konnte ich springen, es war nicht so hoch das ich mir dabei weh tun würde. Nun stand ich wieder an der Ecke, vorsichtig spähte ich herum jedoch war wieder niemand zu sehen. Plötzlich hörte ich eine Gruppe junger Männerstimmen, sie kamen von hinter mir. Meine Beine rannten von alleine zurück zu meinem Apartment, ich stapfte die Stufen hoch, riss die Haustür auf und warf sie zu. Als ich zum Fenster ging um zu sehen ob sie mich entdeckt hatten, rutschte mir das Herz in die Hose. Es waren 4 Männer die schnurstraks auf dieses Gebäude zu gingen. Scheiße Scheiße Scheiße  Scheiße! Was mach ich denn jetzt?! Ich konnte grade mal so die Grundlagen des Nahkampfes. Quietschende Holzdiehelen rissen mich aus meinen Gedanken bei dem Versuch sich an die ganzen Grundlagen zu erinnern. "Hey Püppchen! Wo versteckst du dich? Wir werden dich schon finden, und dann haben wir unseren Spaß mit dir!" rief eine raue männliche Stimme mit zweideutigem Unterton auf meinem Korridor. Angewidert öffnete ich mein Fenster und kletterte hinaus. Sie traten eine Tür nach der anderen auf, es war nur noch ein Zeitspiel von Sekunden bis sie bei meiner waren. Zum Glück gab es außerhalb meines Fensters einen kleinen Vorsprung der rund ums Haus ging. Ich kletterte dort hinauf und lehnte das Fenster knapp zu. Als ich hörte mit welchem Knall meine Türe aufgetreten wurde, zuckte ich zusammen. Mit Leichtigkeit fing ich mich wieder und versuchte einige Schritte von dem Fenster weg zu gehen. "Du hast deine Einkäufe vergessen meine Süße." Fuck meine Vorräte?! Im nächsten Moment schlug jemand das Fenster auf und sah zu mir auf. Es war ein Mann mit Vollbart und schwarzen nachhinten geklebten Haaren. Er leckte sich über seine dünnen trockenen Lippen als er mich ansah. Geschockt sah ich ihm in seine widerlichen Augen, ich konnte herauslesen was er sich momentan dachte. Doch als er seinen nächsten Schritt tat und ebenfalls raus kletterte, mit seinem Team infolge, versuchte ich so schnell wie möglich an diesem Vorsprung entlang zu 'rennen'. So schnell es seitlich eben ging. Mein Herz raste wie verrückt und die Typen kamen immer näher. Am nächsten Baum versuchte ich ab zu springen in der Hoffnung auf einem Ast zu landen. Nur leider brach der. Also landete ich nicht allzu geschickt auf dem Boden und krümmte mich vor Schmerzen. Meine Beine taten verdammt weh und meine Rippen ebenfalls. Warum musste dieser blöde Ast auch meine Rippen treffen. Schmerzerfüllt richtete ich mich auf und verzog das Gesicht. Vier aufeinanderfolgende dumpfe Geräusche waren zu hören. Alle sprangen problemlos auf den Boden. Mit brennenden Fußsohlen rannte ich also weiter und in die nächste Seitengasse. Ich drehte mich um, nur um zu sehen wie sie mich schnell einholten. Ich knallte gegen etwas und dachte das sie mich jetzt hatten. Doch knallte ich nicht in irgendetwas, sondern in eine Person?! Was zur Hölle tut jetzt jemand hier auf der Straße. Ich sah hoch in ein blasses Gesicht, dieser Mann hatte knallrote Lippen und wunderschöne undefinierbare Augen. Er sah auf mich herab nur um dann von einem dieser schmierigen Männer unterbrochen zu werden: "Wenn wir Scarecrow gleich zwei Personen bringen wird er uns reich entlohnen!" "Aber davor will ich noch mit diesem Püppchen spielen!" diesen Satz sagte der Mann mit den ekelhaft nachhinten geleckten Haaren. "Scarecrow sagst du?" sprach der Unbekannte vor mir. Er schob zur Seite ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen und stellte sich zwischen die vier Männer. Blitzschnell zog er ein Messer und schnitt damit dem ersten die Kehle auf, die anderen drei stürzten sich auf ihn und wollte auf ihn einschlagen. Doch dieser Mann, er wich galant jedem einzelnen Schlag aus und rammte dem nächsten das Messer in den Bauch. Ein Schlag traf ihn, doch dieser Gauner der ihn ausgeteilt hatte durfte ihn auch gleich wieder einstecken. Und danach fiel er K.O. zu Boden. Nun stand nur noch einer, doch machte dieser kehrt und rannte davon. Der Mann mit dem blassen Gesicht warf ihm das Messer hinterher und traf ihn im Hinterkopf. Das war unglaublich. Als er sich mir zuwendete sah er jedoch nicht sonderlich froh aus. Er zog erneut ein Messer und ging damit auf mich zu. Gerade als ich aufstehen und wegrennen wollte brach er vor mir zusammen. Erst jetzt fiel mir auf, das er verletzt war. Es war eine Schusswunde unten an der Hüfte. Ich blieb noch einige Minuten regungslos auf dem kalten Boden sitzen und versuchte das was gerade passiert war, zu verarbeiten. Dieser Mann wollte mich höchstwahrscheinlich gerade töten, und trotzdem entschied ich mich ihm das Leben zu retten und ihn zu mir ins Apartment zu schleifen.

Jeremiah Valeska	|| [The villain in me]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt