20. Kapitel

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> J U N A <

"...ich bin dabei, mich in Dich zu verlieben, Harry."

Ich weiss, ich kann die Worte nicht zurücknehmen. Ich will es auch nicht, denn sie kommen aus meinem tiefsten Herzen. Es ist eine Erleichterung, sie endlich auszusprechen. Ich beobachte Harry genau. Kann er damit umgehen? Geht es ihm genauso?

Er zieht mich jetzt liebevoll zu sich und küsst meine Zweifel einfach weg. Es ist ein zärtlicher Kuss, der mir zeigt, dass wieviel ich ihm bedeute. Als er sich wieder von mir löst, lässt sein glückliches Lächeln tiefe Grübchen in seiner Wange erscheinen. Ich kann nicht anders, als es zu erwidern. Er atmet tief aus, als ob eine grosse Anspannung von ihm abfällt.

Wir sitzen jetzt eng aneinander gekuschelt und reden. Ich kann es immer noch fast nicht glauben, dass ich Harry ebenso viel bedeute, wie er mir. Aber mit der Zeit macht sich ein neues Gefühl in mir breit. Da gibt es keine Unsicherheit und keine Verletzungen mehr – nur noch pure Freude. Es fühlt sich an, als ob wir uns in einem Kokon befinden würden hier am Fenster, hoch über der dunklen Stadt. Immer wieder berühren wir uns, als müssten wir uns versichern, dass es der andere wirklich da ist.

Die Entspannung sorgt dafür, dass sich die Müdigkeit wieder in meinem Körper breit macht. Am liebsten wäre ich die ganze Nacht wach geblieben, denn jede Stunde bis zu Harrys Abreise war plötzlich so unendlich kostbar. Aber als ich zum dritten Mal gähne, lässt es sich nicht mehr verbergen und Harry steht lachend auf.

Kurze Zeit später stehen wir vor meinem grossen Bett und ich werde wieder etwas unsicher. Aber Harry wirft sich kurzerhand in die Kissen und hält mir seine offenen Arme entgegen. Ich kuschle mich an ihn und kann schon nach kurzer Zeit kaum mehr die Augen offen halten vor Müdigkeit. Irgendwie kann er aber nicht ruhig liegen und scheint noch etwas auf dem Herzen zu haben.

"Hör mal Juna... Du hast mich vorher gefragt, wie ich mir das Wochenende mit Dir vorgestellt hatte." Ich kann sein Gesicht nicht sehen, da er mich fest an sich gedrückt hält, aber ich höre am Klang seiner Stimme, dass es ihm etwas peinlich ist.

"Ich würde lügen, wenn ich Dir sage, dass ich nicht die Absicht gehabt habe, ..."

Er sucht nach den richtigen Worten. Ich ahne worauf er hinaus will und ich spüre, dass es ihm etwas unangenehm ist. Meine Müdigkeit und die sichere Position in seinen Armen machen mich mutig und ich provoziere ihn ein wenig.

"Was waren denn Deine Absichten, Harry?" frage ich gespielt unschuldig und zeichne mit meinen Fingern zärtliche Kreise auf seine Brust.

Harry schnappt nach Luft. Dann packt er meine Hand und dreht sich so, dass er mit dem Gesicht über mir ist. Seine Augen sind dunkel und sein Blick so intensiv, dass ich ihn wie eine Berührung spüre.

"Juna, ich begehre Dich. Sehr sogar! Deshalb mag es sich jetzt vielleicht merkwürdig anhören, aber ich möchte es trotzdem langsam angehen lassen mit uns."

Bevor ich mir über diese Aussage Gedanken machen kann, fährt er schnell fort: "Ich möchte, dass Du Dich erst ganz erholst. Du hast so viel durchgemacht und ich sehe, dass Du immer noch sehr erschöpft bist."

Er küsst mich zärtlich, aber ich spüre wie er sich zurückhält und kann nicht verhindern, dass ein enttäuschtes Gefühl zurückbleibt. Er legt sich hinter mich und hält mich liebevoll umarmt. Ich schliesse meine Augen und warte auf den erholsamen Schlaf, aber das ungetrübte Glücksgefühl will sich nicht mehr einstellen.

Plötzlich spüre ich, wie er mich mit seinen starken Armen noch einmal näher zu sich zieht. Er küsst die empfindliche Stelle an meinem Hals und dann vernehme ich seine leise Stimme an meinem Ohr:

Healing Touch (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt