12. Kapitel: Konfrontation

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Die Tür öffnet sich und knallt gegen die Wand. Sie offenbart ein schlichtes Zimmer mit einem schmalen Bett, einem Tisch, zwei Stühlen, einer steht am Tisch, der andere am kleinen Fenster und einer Bibel auf dem Tisch. 

Isla sitzt mit dem Rücken zur Tür auf einem und der Stühle und schaut aus dem Fenster. Ihr langes, blondes Haar fällt ihr geflochten über die Stuhllehne und sie trägt ein schlichtes, braunes Kleid.

"Hallo Aileana, ist es schon wieder Zeit für deinen wöchentlichen Besuch?" Ihre Stimme ist leise und ein bitterer Hauch schwingt mit. Aileana lächelt: "Nicht wirklich, ich habe dir noch einen Besucher mitgebracht. Erinnerst du dich an die Kriegerin, die du niedergestochen hast? Sie will dich kennen lernen." Langsam dreht sie sich rum und ihr Gesicht dreht sich ins Profil. "Was will sie? Will sie sich über mich lustig machen?" Ihre Augen sind hart und um ihren Mund ist ein harter Zug. Sie wirkt unglaublich zerbrechlich und hat die Arme schützend um ihren Bauch gelegt. 

Fionola starrt sie erschrocken an. Das ist die Frau, die ihr Leben ruiniert hat. Die Frau, von der sie jede Nacht geträumt hat? Die Frau, die ihr mächtig und brutal vorgekommen ist?
Sie sitzt da wie ein kleines Häufchen Elend und kann ihr nicht mal in die Augen schauen? Sie liegt wie erstarrt in Gregs Armen und klammert sich an seinem Hemd fest. Sie hätte nicht gedacht, dass sie das so aus dem Konzept bringt.

Greg läuft und setzt sie auf den zweiten Stuhl bei dem Tisch. Sie zittert und hält seine Hand fest, als er weglaufen möchte. Er stellt sich ohne eine Miene zu verziehen hinter sie und legt seine Hand auf ihre Schulter. Isla dreht sich langsam ganz um und die  beiden Frauen schauen sich in die Augen. Isla wendet den Blick ab und schaut Aileana an: "Ich hab sie gesehen, und jetzt?" Aileana läuft auf sie zu und stellt sich zwischen die beiden Frauen: "Isla, Fionola ist gelähmt. Wegen dir." Ihre Augen weiten sich kurz, aber mehr zeigt sie nicht: "Ja und? Was soll ich denn da machen?" Fast schon herablassend wendet sie den Kopf ab und schaut wieder aus dem kleinen Fenster.

"Ja und? JA UND? Willst du Hure mich eigentlich verarschen? Du hast mein Leben ruiniert!" Fionola knallt mit der Hand auf den Tisch, aber Isla reagiert nicht mal: "Oh, sie kann ja reden. Ich hab mich schon gewundert, ob ich auch deine Zunge abgeschnitten habe." Gregs Hand greift fester zu und er krallt sich in ihre Schulter: "Wie redest du mit ihr? Du hast keine Ahnung, welche Schmerzen sie hat, was sie aushalten muss. Was bist du nur für ein Monster." 

Isla wedelt nur mit der Hand und schaut weiter aus dem Fenster. Fionola treibt es die Tränen in die Augen und sie wischt sie unwirsch weg. So kennt sie sich gar nicht, diese Frau verwirrt sie. Wie kann man nur so kalt und herzlos sein. "Wie lange ist es her, dass ich dich getroffen habe? 4 Monate? Wenn du bis jetzt nicht wieder laufen kannst, wird es eh nichts mehr." Fionola entschlüpft ein Schluchzer und sie streckt ihre Arme nach Greg aus: "Bring mich hier raus. Bitte!" 

Greg schnappt sie und drückt sie fest an sich. Mit großen Schritten rauscht er aus der Tür und eilt den Gang entlang, zu dem Heilerzimmer. Fionola laufen stumm Tränen über die Wange und sie weint in sein Hemd. Alle bleiben stehen und schauen die beiden an, aber Gregs Miene hindert jeden daran, sie anzusprechen. In dem Heilerzimmer angekommen legt er sie auf das Bett und Fionola schnappt sich das Kissen und fängt an, laut zu weinen. Sein Herz zieht sich zusammen. Genauso hat es sich zusammengezogen, als er gehört hat, dass Fionola mit Sam zusammen sein will. Der ganze Clan tratscht darüber und er steht als der Dumme da. Wie hat er sich denken können, dass sie was von ihm will? Ihm, dem Krüppel, wenn sie als Lady und Kriegerin jeden haben kann? Sie braucht ihn nicht, er ist nicht mehr als ein Freund für sie. Auch wenn er das nicht will. Er will sie halten, lieben und ehren. Aber das geht anscheinend nun mal nicht. Sie will Sam. Nicht ihn.

Wortlos dreht er sich um und verlässt den Raum.

Aileana schließt leise die Tür und wendet sich Isla zu: "Danke." Isla stößt ein freudloses Lachen aus: "War mir ein Vergnügen. Die Rolle der fiesen Ziege kann ich ja ziemlich gut." Aileana läuft zu ihr: "Du bist nicht mehr so. Vier Monate Einzelhaft haben dir Zeit nachzudenken gegeben. Das wird ihr geholfen haben, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Ich lass dir was zu Essen bringen." Ohne ein weiteres Wort verlässt sie den Raum.

Fionola liegt auf dem Bett und weint vor sich hin. Wie kommt diese Mistkuh dazu, so mit ihr zu reden? Sie ist nicht schwach oder verschroben. Sie ist eine Kriegerin verdammt. Kein Weichei.

Sie wird es dieser Isla zeigen und hocherhobenen Hauptes zu ihr ins Zimmer stolzieren. Wenn sie übt und trainiert, wird sie es schaffen und allen zeigen! 


Highlands: Schrei nach LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt