8. Kapitel: Traum

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Greg wacht auf und fühlt, wie sich Fionola in seinen Armen bewegt. Benommen setzt er sich auf und betrachtet die junge Frau neben ihm. Ihre Haut ist nicht mehr so rot, sondern hat eine gesunde Färbung angenommen. Ihre Stirn glänzt nicht mehr so krank und ihr Atem geht ruhiger. Erleichtert atmet er auf und erhebt sich leise. Sie schläft das erste Mal seit Tagen ruhig und wird nicht von Fieberträumen geplagt. Leise verlässt er den Raum und geht Wasser holen.

Der Wind bläst ihr die Haare aus dem Gesicht und das Gras kitzelt unter ihren Füßen. Es ist Hochsommer und die Wiese kommt ihr bekannt vor. Rote Mohnblumen wiegen sich sanft im Wind und tanzen mit ihr. Ein kleiner Junge kommt auf sie zu gerannt, stolz schwenkt er ein Schwert in der Hand und wirbelt es in der Luft: "Schau Mal Mama! Hat mir Papa geschenkt!" Sie lässt sich auf den Boden sinken und umarmt den Jungen sanft: "Ja mein Kleiner, ein wunderbares Geschenk. Aber wann hat er es dir geschenkt? Ist er zurück?" Sie drückt ihm einen Kuss auf die zarten Pausbäckchen und schaut sich dann um. Ein Mann läuft auf sie zu und zieht ein wenig sein Bein nach. Sofort rennt sie los und wirft sich in seine Arme. Lachend fallen die beiden um und sie bedeckt sein Gesicht mit Küssen: "Seit wann bist du wieder da? Ich hab dich unglaublich vermisst!" Er drückt sie fest an sich und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn: "Liebste. Ich geh nie wieder ohne dich. Ohne dein wunderschönes Gesicht aufzuwachen, deine Gemeinheiten, deine Zärtlichkeiten nachts. Ich kann nicht ohne dich! Aber wo ist Aileen?" "Im Schloss, meine Mutter passt auf sie auf." Sie erheben sich und Fionola läuft los, aber Greg zieht sie an der Hand zurück: "Nicht so schnell, ich hab auch was für dich. Ich weiß, dass du mit Schmuck nichts anfangen kannst..." Er nimmt ein wunderschönes Schwert von seinem Gürtel und kniet sich dann vor sie, das Schwert auf beiden Händen ihr entgegengestreckt: "Ich hab es unseren Feinden genommen und will, dass du es trägst." Tränen steigen in ihre Augen und sie nimmt das Schwert, bevor sie ihn sanft küsst: "Ich danke dir. Ich werde es immer bei mir tragen. Jetzt komm, deine Tochter soll nicht warten!"


Glücklich schlägt sie die Augen auf und schaut sich um. Wo war sie? Wieso war sie nicht auf der schönen Wiese mit Greg, sondern in diesem Heilerzimmer? Verwirrt schaut sie sich um, bis ihr alles wieder einfällt. Es war nur ein dummer Traum. Wieso träumt sie so einen Kuhmist überhaupt. Als ob sie und Greg jemals heiraten würden. Als ob sie überhaupt jemand jemals heiraten würde. Sie ist ihrem Vater, Gott habe in selig, unendlich dankbar, dass sie machen durfte, was sie wollte. Sie ist eine Kriegerin, keine dumme Hausfrau. Aber das führt auch dazu, dass Männer sie als abartig, krank betrachten. Keiner würde eine wie sie zum Weib wollen. Und Greg ist ein angesehener Heiler, er würde erst recht nicht so jemanden wie sie zum Weib nehmen.

Die Tür wird aufgestoßen und sie schaut erschrocken hoch. Greg kommt rein mit einem Eimer Wasser. Er läuft zu ihrem Bett und stellt den Eimer neben ihr Bett. Er holt einen Lappen und macht ihr nass. Sanft streicht er ihr mit dem nassen Lappen über die Stirn: "Wie geht es dir?" Sie lächelt ihm zu und greift sanft nach seiner Hand. Er hält ihre Hand fest und und zeichnet Kreise mit dem Daumen. "Mir geht es gut. Was war die letzten Tage- ich kann mich an nichts erinnern." Greg streicht ihr mit der anderen Hand über die Haare und hält ihre Hand weiter fest: "Du hattest ein schweres Fieber, bist fast daran gestorben. Ich hatte solche Angst um dich." Sie beugt sich vor und lehnt ihren Kopf an seine Schulter. "Mir geht es besser. Danke, du hast mich gerettet." Er legt vorsichtig den Arm um sie und streichelt ihren Rücken oberhalb der Verletzung. Ein leises Klopfen lässt sie auseinander schrecken und mit hochrotem Kopf steht Greg auf: "Ich muss noch ein paar... ähm Sachen erledigen." Er läuft raus und stößt fast Aileana die Tür gegen den Kopf. "Ähm... entschuldige... ähm bis später." Aileana sieht ihm verwirrt nach und läuft dann in den Raum. Fionola grinst ihr zu und Aileana stößt einen Freudenschrei aus: "Du bist wieder wach!" Sie umarmt sie stürmisch und Fionola stöhnt leise auf: "Ich hab dich ja auch lieb, aber lass mich ganz!" Schnell setzt sich Aileana wieder auf und grinst verschlagen: "Was war denn mit Greg. Noch mehr Blut in seinem Schädel und er wäre geplatzt." Fionola sieht auf die Decke ein Hauch von Rosa färbt ihre Wangen. "Ich weiß nicht, was du meinst!" Aileana fängt an, dreckig zu grinsen und klopft Fionola auf die Schulter. "Jaja, natürlich weißt du nicht was da ist." 


Greg steigt auf sein Pferd und reitet los. Verdammt, in letzter Zeit muss er ganz schön viel reiten um den Kopf frei zu bekommen. Was hat er sich nur dabei gedacht. Sie so im Arm zu halten, sie zu spüren, ihren warmen Atem an seiner Brust. Verdammt, dass reicht schon um ihn wieder hart werden zu lassen. Dieses Mädchen macht ihn verrückt. Die letzten Tage waren die härtesten seines Lebens. Die ständige Angst, dass sie stirbt und er nichts machen kann. Das war viel schlimmer als die Zeit, in der er krank war. Da hatte er wenigstens etwas machen können, aber der Anblick von ihrem leblosen Körper. Das Gefühl, wie sie sich nicht mehr bewegt hat, in seinen Armen. Und diese pure Erleichterung, als sie sich wieder bewegt hat. 

Er treibt sein Pferd immer schneller an. Das Gefühl der Freiheit durchströmt ihn. So fühlt er sich nur, wenn er mit Fionola zusammen ist. Genervt stöhnt er auf. Schon wieder ist er mit den Gedanken bei ihr. Er muss dringend den Kopf frei bekommen, sonst dreht er noch durch.

Highlands: Schrei nach LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt