1. Kapitel: Verletzung

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Greg umfasst Fionas Rücken oberhalb ihrer Verletzung und harkt seine Arme unter ihre Knie. Sanft trägt er Fionola weg vom Kampfplatz und bringt sie in seinen ehemaligen Raum. Er stößt die Tür auf und bleibt wie angewurzelt stehen. Es hat sich nichts geändert, es liegt nur mehr Staub rum. Die Tiegel und Töpfe stehen noch genau so, wie er sie vor vier Jahren zurückgelassen hat. Alles war mit einer dicken Staubschicht überzogen und kleine Staubpartikel klitzern in der aufgehenden Sonne. Craig betritt hinter ihm den Raum und niest: "wie sieht es denn hier aus. Hatten die in den letzten Jahren keinen Heiler?"

Ein leises Stöhnen zieht die Aufmerksamkeit wieder auf Fionola. Greg deutet Craig an, das Leinentuch vom Bett zu ziehen. Er bedeckt den Strohsack mit einem Plaid. Sanft bettet Greg sie auf den Bauch und nimmt sein Sgian dubh von seinem Gürtel. "Halt sie fest!" Craig lässt sich vor ihr nieder und hält ihre Arme fest.  Craig fängt an, ihr Hemd am Rücken aufzuschneidend. Langsam zieht er das Hemd von ihrer Wunde weg und Fionola bäumt sich schreiend auf. Craig hält sie fluchend fest und drückt ihre Arme nach unten. Fest drückt Greg ein sauberes Tuch auf ihre blutende Wunde und wischt das Blut weg. "Ich muss sie nähen, halte sie bloß fest." Er nimmt eine Nadel aus dem Koffer und einen Schlauch mit Whiskey. Er öffnet ihn und gießt etwas von dem scharfen Alkohol über die Nadel. Aus einem anderen Schlauch lässt er sauberes Wasser über die Wunde laufen. Fionola zischt und atmet tief durch: "Du Hundesohn, das tut weh. Hör auf damit!", "Das wird gleich noch viel mehr schmerzen! Du musst jetzt tapfer sein!"

Er nimmt die Nadel und fängt an, sie durch das die Wundränder zu stoßen. Fionola schreit und flucht wie ein Hafenarbeiter. Ihre Schreie ersterben und sie hört auf sie zu wehren. 

Greg steht der Schweiß auf der Stirn, aber seine Hand ist ruhig. Er versucht, sich nicht von ihrer weißen Haut am Rücken ablenken zu lassen. Sanft fühlt sich die Haut unter seiner Hand an und ihre feinen Haare kitzeln ihn. Unter Anstrengung reißt er den Blick von ihrer Haut und konzentriert sich wieder auf seine Arbeit.

Mit einem letzten Stich zieht er den Faden durch ihre weiße Haut und schneidet ihn dann ab.  Er nimmt den Whiskey und gießt den Whiskey über die Wunde. Er legt ein Stück Stoff auf die Wunde und deckt sie dann noch zu. Eine feine Gänsehaut überzieht ihren Körper und ihr Haar liegt verstrubbelt auf ihrer Schulter. Sie sieht schön aus, so friedlich und liebenswürdig, nicht so verzänkt wie sie sonst war.

Greg nimmt einen großen Schluck aus dem Schlauch und lässt sich auf einen Stuhl in der Nähe fallen. Eine Staubwolke wirbelt auf und lässt ihn und Craig niesen. Wortlos reicht er den Schlauch weiter und auch Craig nimmt einen großen Schluck: "Wir haben es geschafft. Wir sind zuhause. Aber es fühlt sich nicht an wie zuhause."

Die beiden Männer leeren den Schlauch, dann verlässt Craig den Raum und lässt die beiden alleine zurück.

Fionola versucht sich zu drehen und bleibt stöhnend liegen. Ihr Rücken brennt wie Feuer und ihre Beine fühlen sich komisch an. Sie versucht ihr Bein zu heben, aber schafft es nicht. Ihr Fuß reagiert einfach nicht. Ihr Atem wird schneller und sie versucht, wieder die Beine zu heben. Sie versucht es immer wieder, aber sie kann einfach nicht ihre Beine heben. Ein Schrei entfährt ihr und panisch schlägt sie um sich. 


Greg wird von lautem Schreien geweckt. Blitzschnell springt er auf und schnappt sein Schwert. Gehetzt starrt er um sich und zeigt mit seinem Schwert auf unsichtbare Feinde. Er sieht niemanden und schaut sich nach dem Ursprung des Schrei um.

Fionola liegt leise auf dem Bett und wimmert vor sich hin. Er kniet sich vor ihr auf den Boden und sieht sie besorgt an. "Was ist denn? Hast du Schmerzen?", "Ich kann meine Beine nicht bewegen, hilf mir, bitte!" Tränen laufen ihr über die Wange und der ein Schmerz durchzuckt ihren Rücken. Ein Stöhnen entweicht ihren Lippen und sie verzieht das Gesicht. "Mein Rücken, es fühlt sich an wie Feuer. Kannst du mir was dagegen geben?"

Greg steht auf und holt einen Kräutersud aus der Tasche. "Ich weiß nicht, was mit deinen Beinen ist, aber trink das, das senkt die Schmerzen." Sie verdreht den Kopf und er flößt ihr den Trank ein. Besorgt schaut er sie an sieht, wie sie wegdämmert. Was ist mit ihren Beinen. Besorgt betrachtet er ihre langen Beinen und ihre wohlgeformten Hintern. Er hatte von so Fällen gehört, in denen Männer im Krieg so verletzt wurden, dass sie nicht mehr laufen konnten. Aber die hatten einen Schlag im Rücken abbekommen, Fionola nur einen Messerstich. Er betrachtet die Stelle der Wunde und zieht das Tuch weg. Sie war genau auf der Höhe der Wirbelsäule. Hat das was zu bedeuten?

Sein Schädel pocht und er versucht, einen klaren Gedanken zu fassen. Er schaut aus dem Fenster und sieht, wie die Sonne noch nicht den Zenit überschritten hatte. Er hatte zu viel Whiskey gesoffen und zu wenig geschlafen, um dahinter zu kommen. Müde streicht er sich über das Gesicht und rafft dann ein Plaid zusammen und legt es auf den Boden. Er hat davor auf dem Stuhl geschlafen und jetzt schmerzt sein Nacken. Unwillig streckt er sich und knackt mit den Schultern. Seine rechte Seite schmerzt, so wie schon lange nicht mehr. Kein Wunder nach den Kämpfen und dem unbequemen Schlaf. Er lässt sich erst auf das linke Bein sinken, bevor er das rechte beugt. Langsam legt er sich hin und deckt sich zu. Er fällt in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Highlands: Schrei nach LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt