Traum 3

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"Chiaki? Schläfst du ernsthaft noch? Meine Freunde sind bald da. Normalerweise wärst du diejenige die mich wecken müsste, oder? Chiaki?"
Ich klopfe mehrmals an der Tür, aber ohne Erfolg. Ich seufze und fahre mir übers Haar. Wenn Chiaki nicht raus kommt, gehe ich eben rein.
Ohne jede Vorwarnung öffne ich einfach die Zimmertür. Sofort begegnet mir der Kontrast zwischen dem hellen erleuchteten Flur und dem komplett verdunkelten Zimmer. Ich schalte das Licht ein und bemerke, wie sich Chiaki auf ihrem Bett zusammenkauert. "Hey, ist alles in Ordnung bei dir?"
Zur Antwort erhalte ich lediglich ein grummeln. Ich trete ins Zimmer herein und setze mich neben dem Bett. Chiaki ist vollkommen verdeckt von ihrer Decke. Lediglich ein paar Haarsträhnen gucken hervor.
"Ich bin so müde. Ich bleibe noch was liegen..."
Die Stimme des Mädchens klingt sehr schwach. Ich kann schon sehen was los ist. "Tut mir leid, Kei. Ich werde deine Freunde heute wohl nicht kennenlernen."
"Ist schon gut. Ruh' dich ruhig aus. Ich werde mir was anderes wegen meiner Freunde überlegen. Das mit dem Kochen machen wir dann ein anderes Mal."
Mit diesen Worten verlasse ich das Zimmer und schließe die Tür leise hinter mir zu. Dann gehe ich in die Küche und räume die Sachen weg, die ich für das gemeinsame Kochen raus gelegt hatte. Nachdem ich auch das erledigt habe, stehe ich ratlos in der Küche. Die Uhr an der Wand zeigt bereits zwölf an. Die anderen würden jeden Moment klingeln. Da fällt mir ein... Das klingeln würde Chiaki sicher stören. Ich entscheide mich dazu, die nötigen Sachen, wie Brieftasche, Schlüssel und Handy zu nehmen und verlasse die Wohnung. Ich setze mich vor dem Gebäudekomplex auf die Treppe und warte dort auf meine Freunde.
"Akki altes Haus! Was geht ab?"
"Akki~!"
Wenn man vom Teufel spricht... Mika und Alia fallen mir bei Sichtkontakt sofort um den Hals. Ban und Reina stehen nur da und sehen mein Leiden mit an. Jedoch kommt keiner auf die Idee, mir zu helfen. Nachdem das "Begrüßungsritual" beendet ist, treten Reina und Ban näher. "Was machst du hier? Ich dachte, wir kochen gemeinsam", erkundigt sich Ban mit einem Stirnrunzeln. Mir bleibt nichts anderes übrig als dieses zu erwiedern. "Chiaki geht es nicht gut. wir müssen uns was anderes einfallen lassen." Meine Antwort sorgte für allgemeines Stöhnen (vor allem von Alia und Mika). "Da kann man wohl nichts machen. Die Gesundheit geht nun mal vor", meldet sich Reina schließlich zu Wort. "Futa-chan hat recht! Also, was machen wir jetzt?" Mika stellt die richtige Frage. Fünf hungrige Teenager. Außer Mika wird wohl keiner Geld haben und der würde uns bestimmt nicht alle Einladen. Oder etwa doch?
"Sag mal, Mika-"
"Kei, was stehst du hier rum?"
Ich drehe mich erstaunt um und blicke in das Gesicht eines Mannes, den ich jetzt lieber nicht begegnen will. "Gin-san, was machst du denn hier?" Wie erwartet erhalte ich sofort einen Karateschlag auf den Kopf. "Was soll denn diese Reaktion?! Ich bin hier, um nach dir Bengel zu sehen! Man kann dich ja wohl kaum alleine lassen!" Wieso erinnert mich diese Reaktion an jemandem? Ich seufze und reibe mir die Stelle, an der Gin-san mich erwischt hat. "Sag mal Akki, wer ist denn dieser alte Mann?", fragt Mika mich mit skeptischen Blick. Gin-sans Gesichtsausdruck ist unbezahlbar. Ich konnte mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Glücklicherweise war Gin-san mit Mika beschäftigt. "Wen nennst du hier "alten Mann" du Rotzbengel?! Na warte dir zeig ich's noch!" Dabei kneift der alte Mann ihm lediglich in die Wangen und zieht daran. "Wie auch immer... wart ihr auf dem Weg irgendwohin?", fragt Gin-san als er Mika schließlich frei gibt. Ich zucke mit den Schultern. "Wir wollten eigentlich zusammen kochen, aber es scheint so als würde daraus nichts werden", antwortet Alia schließlich. Ein Moment der Stille herrscht. Gin-san sieht in die Runde von hungrigen Teenagern und seufzt tief, bevor er uns mit einer Handbewegung anweist, ihm zu folgen. Wusste ich's doch! Erleichtert folgen wir Gin-san zu Fuß in die Stadt. Auf dem Weg darf ich ihm jeden einzeln vorstellen und die ganze Situation genau erklären. "Ist es denn in Ordnung für dich, Chiaki-chan einfach allein zu Hause zu lassen?", fragt Gin-san, während wir das Restaurant von Reinas Großvater betreten. Erneut zucke ich mit den Schultern. "Wenn jemand einbrechen sollte, mache ich mir eher Gedanken um den Einbrecher."
Gin-san lacht und schüttelt den Kopf. "So eine Person ist Chiaki-chan."
Reinas Großvater kommt zu unserem Tisch, um unsere Bestellungen aufzunehmen und es dauert nicht lange, da steht das Essen vor uns. Wir wünschen uns einen guten Appetit und hauen ordentlich rein. Gin-san hat lediglich ein Bier bestellt. Jedoch trinkt er nichts, sondern sieht sein Glas an, als erzählte es ihm eine Geschichte.
"Was ist los, alter Mann? Gehörst du zu denen, die depressiv werden, wenn sie betrunken sind?"
Ich kann Gin-san ansehen, dass er Mika am liebsten über den Tisch ziehen könnte, wenn da nicht das ganze Essen auf dem Tisch stünde.
"Dir zeig ich noch 'alter Mann'! Außerdem habe ich noch gar nichts getrunken!"
Der Tag vergeht wie im Flug. Wir essen, unterhalten uns und lachen eine Menge. Mika hat Spaß daran gefunden, Gin-san auf die Palme zu gehen. Ich wünsche mir, dieser Moment könnte ewig anhalten, beim nächsten Mal vielleicht auch mir Chiaki.
"Mann, sieht mal einer auf die Uhr. Es ist schon halb sechs!"
Alia hat Recht. Wir haben vollkommen die Zeit vergessen und jetzt ist schon der Abend hereingebrochen.
"Dann wird es Zeit für euch Kinder nach Hause zu gehen."
Gin-san erfragt vom Restaurantbesitzer die Rechnung und bekommt fast einen Herzinfarkt. "Ihr Kinder fresst mir die Haare vom Kopf", sind seine Worte. Mika gibt ihm einen Klaps auf den Rücken und lächelt. "Von deiner Rente solltest du das zahlen können. Vielen Dank dafür!" Ich habe Gin-san noch nie so aktiv gesehen. Es ist ziemlich amüsant, vor allem wenn Mika eins drauf kriegt. Bevor wir das Restaurant verlassen, verschwinde ich noch kurz auf der Toilette. Draußen treffe ich dann wieder auf meine Freunde. Von hier an gehen wir getrennte Wege. Reina bleibt, um ihren Großvater noch zu helfen. Mika bringt Alia zu ihrer Zugstation und Ban begleitet die beiden, da er in der gleichen Richtung wohnt. Gin-san besteht darauf, mich nach Hause zu bringen.
"Das sind ein paar gute Freunde die du da hast", sagt er mir, als wir vor dem Haus ankommen.
"Sie werden schon gut auf dich aufpassen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 22, 2019 ⏰

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