[Mike] 12. November '18

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Dingding. Dingding.

Mit einem lautem Piepsen über die Lautsprecher, öffneten sich die elektrischen Gittertüren; somit bildeten sich im Gang auch sofort Schlangen Richtung Frühstück.

Und auch ich erhob mich gähnend, zog mir schnell das T-Shirt vom Boden über, ehe ich mich sofort zu Ethan aufmachte.
Mein Magen knurrte.

"Wach auf, alter Sack", murrte ich und schlug an das Gitter, so, dass der Zusammenschlag mit Boden und Wand durch die Gänge grollte. Häftlinge liefen mit gesenktem Blick an Ethans Zelle vorbei. Selbst mit ihm im Halbschlaf, würde sich niemand mit dem König dieses Gefängnisses anlegen - nicht einmal die Wärter.

Ich rüttelte meinen Bruder, bis dieser letztendlich aufwachte und lachend an meinen Wangen zog.
"Guten Morgen, du Muffel." Wie konnte er jeden Tag so lachen?

Ich rollte mit den Augen und schob seine Hände weg.

"Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht", meinte er weiter und setzte sich langsam auf.

"Ich gucke immer so", erwiderte ich kalt und lehnte mich an die Wand. "Würdest du gleich aufstehen wenn es Essen gibt, könnten wir uns, wie normale Personen, rechtzeitig in die Reihe stellen."

Ethan schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts, sondern stand auf und zog mich wie ein kleines Kind, an seiner Hand aus der Zelle und endlich bis zur Essensausgabe.

Dort schnappte er sich einfach jeweils das Tablet jener Personen, die sich gerade mit einem voll beladenem hingesetzt hat, während ich ihnen nur Entschuldigungen zuhauchte.
Ich wusste dass das hier das Gefängnis war, aber trotzdem fühlte ich mich schlecht - auch wenn ich damit der ewig langen Horror-Reihe entging. 

Ich schüttelte mich bei den Gedanken, wie sie mich anfassten und verfluchte mich für die vergangenen Male, bei denen es mir sogar gefallen hatte. Ja, wahrscheinlich war es besser, wenn wir dort nicht mehr ewig rumstehen mussten. Vor allem würde Ethan nicht bei mir sein.

"Mikey, alles okay?", fragte Ethan plötzlich besorgt und entzog mich somit meinem Gedankenrundgang.

Ich nickte nur und folgte meinem Bruder, der sich einen belegten Tisch, mit Blick auf den Hof, aussuchte.
Er stellte sein Tablet ab und schon waren alle anderen dabei, besagten Tisch für uns zu räumen.

Ich setzte mich ohne weitere Worte und begann, das Rührei zu essen. So war es eben. Ich sollte mich nicht beschweren. Immerhin hatte ich allein durch Ethan ungemeine Vorteile.

Ich sah auf den Tisch und bemerkte nun, dass mein Bruder mir zwei Zettel wortlos zugeschoben hatte. Er sah geduldig zu, wie ich sie las, bestand aber darauf, dass ich sie danach schnell wegsteckte.

15 Uhr im Waschraum. Heute.

stand auf dem ersten, der andere schien eine Art Adresse zu sein.

Roseville
Red Bridge am Stadtrand
Gelbliches Haus auf der anderen Seite

Ich sah Ethan verwirrt an, doch dieser sagte nichts und war nun ganz fokussiert auf seinen Pudding, da er sein restliches Tablet innerhalb weniger Sekunden geleert hatte.

Ich sah hoch zur Uhr. 10:32.
Noch 4 1/2 Stunden bis... Bis was?

Die restlichen Stunden verliefen also so wie immer; nach dem Essen verschwand Ethan - wie immer - spurlos und soweit ich nicht zuvor gefragt hatte, ob ich mit ihm gehen kann, war ich auf mich alleine gestellt. Natürlich hatte ich das komplett vergessen; und schon war er weg.

Trust me (man x man /boy x boy )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt