[Mike] 27. November '18

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Gähnend lag ich morgens in meinem Bett, das Bett meiner Kindheit, dachte über den gestrigen Tag nach.

Am frühen morgen war ich mit Ethan zu der Adresse des mysteriösen Zettels gegangen. Wir hatten keinen von den anderen getroffen, aber jemanden der uns Ausweise und Pässe fälschte. Umsonst, weil wir anscheinend gute Freunde, seiner Freunde waren. Zumindest hatte er uns von Chris erzählt, der hier kurz angerufen hatte.

Wenigstens wussten wir also von einem unserer Freunde, dass es ihm gut ging. Und ich war sehr froh darüber.

Mit meinem neuen Namen konnte ich mich jedoch nicht anfreunden. Ich hatte ihn selbst nicht mal wirklich ausgesucht - Ethan meinte ich brauche zu lange und meinte dann prompt einfach, ich solle 'Philipp' heißen. Und wie hatte sich der Idiot genannt? Nathan.

Und schon stand es da. Gedruckt.
Es war beeindrucken wie echt das Papier aussah und ich war mir sicher, dass es nicht vom Original zu unterscheiden war.

So hieß ich nun Philipp Woods.
Allein unsere Nachnamen waren mit Blackwood nicht so weit hergeholt und auf dem Papier waren wir immer noch Brüder. Wir sahen uns auch viel zu ähnlich, braune Augen, blonde Haare - nur war Ethan muskulöser und um einiges größer.
Auch unsere Gesichter waren identisch, bis auf Ethans krumme Nase und die Narbe, die sich über seine rechte Wange zog.
Sie sah zwar fies aus und schien von Gefängnisprügeleien zu zeugen, doch hatte Ethan sein Gesicht als Kleinkind quer über die Straße geschliffen, als er vom Skateboard gefallen war.
Ende der Geschichte.

Und dann hatte ich schon beim ersten Versuch einen Job gefunden.

Zumindest hoffte ich, ich bekam den Job. Ich musste mich nur an alles erinnern, was ich vor 15 Jahren in dem kleinen Café in der Stadtmitte gelernt hatte, welches inzwischen geschlossen war.

Selbstbewusstsein, Lächeln, Charme. So konntest du die Speise - oder Getränkekarte - hoch und runter verkaufen. Kunden nahmen dir jede Empfehlung vom Präsentierteller, wie die Geier, die sie waren.

Menschen wollten Aufmerksamkeit und etwas Interessantes. Das reichte, um alles zu verkaufen, was man wollte.

Ethan platzte plötzlich in mein Zimmer und warf mir zwei Packungen in den Schoß.
Ich brauchte einige Sekunden, bis ich den Kopf heben konnte, da ich noch zu müde war.

Es war ein vollkommen neuartiges Gefühl, von Metallbänken zu einer Matratze zu wechseln.
Ich genoss es.

Dann guckte ich mir endlich die Packungen genauer an.

Haarfarbe.
Kontaktlinsen.

"Habe schon mehr vom gleichen Zeug bestellt", versicherte Ethan und schloss die Tür hinter sich, nur um sie wieder aufzureißen und weiter zu reden.
"Keine Bärte. Kurze Haare."

"Keine Bärte?", murrte ich genervt und strich über mein glattrasiertes Gesicht.
Ich hatte nichts gegen einen Drei-Tage-Bart, doch würde ich auf meinen Bruder hören.

Ich seufzte und sah auf die erste Packung.

Dunkelbraune Haarfarbe.
Damit konnte ich leben und man würde keinen zu großen Unterschied sehen. Okay.

Ich nahm die Packung mit den Kontaktlinsen.

Monatslinsen, sie waren Hellblau.
Zehnerpack.

Ich seufzte.

Ich musste wohl gleich an meinem ersten Arbeitstag klären, warum ich eine neue Augen- und Haarfarbe hatte, sollten ihm diese noch nicht aufgefallen sein.

Dann fiel mir mein Ausweis ein und ich kramte ihn raus, um das Bild anzusehen. Es war so dunkel und schlecht gemacht, dass mein Haar glatt für braun durchgehen würde, aber meine Augen hatte er womöglich irgendwie übermalt. Sie waren hell und blau.
Für ein Bild aus einer verlassenen Lagerhalle, war es aber ein verdammt gutes Bild und ich erkannte mich in dieser Person irgendwie.
Und ich wusste, dass ich heute diese Person werden würde.

Trust me (man x man /boy x boy )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt