[Samuel] 30. November '18

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"Er steht absolut nicht auf dich."

Ich warf meiner Schwester einen genervten Blick zu.
"Das kommt noch."

"Samu, er hat all deine Flirtversuche komplett ignoriert. Der Arme will garantiert nicht auch noch vor dir Knien und sich sagen lassen, was er mit dem Teil in deiner Hose tun soll."

Ich rollte meine Augen. So leicht würde ich nicht aufgeben.

Ich war ein Raubtier.

Und er war meine Beute.

Nur hatte die Beute diesen Freitag frei bekommen; somit waren wir alleine mit dem Feierabend-Ansturm beschäftigt.
Und als ich gerade wieder eine Verschnaufspause hatte, starrte ich wie fast jede Stunde auf mein Handy.
Philipps SMS-Verlauf mit mir.

Ich war überrascht davon gewesen, dass er ein Tastenhandy besaß, noch überraschter, als ich nur einen Kontakt gefunden hatte, als ich meine Nummer einspeicherte.
Selbst wenn er es wirklich nur für Notfälle oder dergleichen benutzte, sollte man mindestens die Nummer einer Freundin darauf haben, was bei ihm absolut nicht der Fall gewesen war und meine Stimmung somit um einiges hebte.
Er war nicht nur heiß und vollkommen single, sondern hatte auch noch eine gewisse Unschuld an ihm hängen, die ich ihm unbedingt nehmen wollte.

Seine E-mail war formal, nichts besonderes; seine Antworten monoton und kurz, woran man merkte, dass er das Handy wohl wirklich nur in den seltesten Fällen benutzte.
Irgendwie fand ich das süß.

Aber ich wollte ihn auf der Party haben. Ein bisschen angetrunken, in dem Privatraum, festgebunden - zumindest war das mein Plan.

'Wie sieht es mit Samstag aus?', schrieb ich ihm schließlich und erwartete so bald keine Antwort, doch nur wenige Minuten später, vibrierte es auf der Bartheke.

'Ich kann auch jetzt kommen.'

Ich startte verwirrt auf mein Handy. Optionen über Optionen machten sich in meinem Kopf aus - er könnte damit alles meinen.
In mir klingelte es sofort nach Sex, doch war mir irgendwie klar, dass er das nicht von sich aus vorschlagen würde - oder?
Was hatte das mit Samstag zu tun?

Ich willigte jedoch ein, ohne weiter Zeit zu vergeuden. Wenn ich ihn sehen konnte, war es, es mir schon Wert.

Und keine halbe Stunde später stand ein Engel im schwarzen Hemd vor mir.
Ich leckte mir über die Lippen, nahm seine Präsenz auf.

"Wirklich viel los hier, huh", sagte er plötzlich und zog mich somit aus meinen feuchten Träumen um seinen Körper.
Ohne weitere Worte nahm er den Gürtel mit dem Geldbeutel und machte sich an die Arbeit.

Ich blieb verdutzt stehen, akzeptierte aber die Hilfe nur all zu gerne.

Die Bar schloss erst um drei Uhr morgens und dem Ende entgegen schauend konnte ich Philipp wirklich ansehen, wie müde er war - doch er schlug sich tapfer durch, verteilte Getränke durch die randvolle Bar, die sich sehr langsam auflöste.

Als der letzte Kunde mit einem freundschaftlichen Klopfer auf meine Schulter gegangen war, ließ ich Arme und Kopf auf die dreckige Theke fallen. Wenigstens hatte ich Hilfe dabei, hier alles zu putzen.

Ich hob den Kopf und suchte nach meinen zwei Helfern.

Meine Schwester redete am Ende des Raums mit Philipp, welcher einen Tisch abräumte - er lachte, sie lachte und ich war genervt. Sie hatte absolut kein Recht dazu, ihn mir vor meiner Nase wegzuschnappen.

Ich füllte zwei Gläser mit Vodka und Orangensaft und rief ihn zu mir rüber. Er schenkte meiner Schwester ein scheinbar wissendes Lächeln und setzte sich mir gegenüber an die Theke.

Trust me (man x man /boy x boy )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt