Kapitel 10 - Ausdauer-Training mit unberechtigtem Beobachter

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Die Kinder beeilten sich noch mehr, um mit dem Fuchs mithalten zu können, aber er der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich immer weiter und die beiden konnten ihn immer schwerer zwischen den Ästen erkennen.
Sie rannten schon eine Weile, doch der Fuchs wurde stetig schneller.
Naruto überlegte. Irgendwas musste Kurama ihnen beigebracht haben, dass ihnen hierbei helfen konnte. Aber was? Der Uzumaki verstand noch immer nicht, worauf der Fuchs hinauswollte.
Als der kleine, rötliche Fleck beinahe aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, hatte der Blonde endlich eine Idee.
›Es gibt keine Regeln, richtig?‹, fragte er sein Bijuu durch seine Gedanken.
»Gäbe es welche, hätte ich euch das mitgeteilt. Ihr dürft alles anwenden, was euch einfällt«
Naruto grinste verschmitzt. „Karin, ich habe eine Idee!", gab er ihr bekannt.
Mit einem „Ja?" forderte sie ihn zum Weitersprechen auf.
„Hier, nimm meine Hand. Es wird etwas wehtun, aber dadurch wirst du schneller und stärker, echt jetzt!", meinte er und hielt ihr seine Hand entgegen.
Zögern nahm die Uzumaki diese. Kam berührten sie sich, wurden beide von rotem Chakra umgeben.
Genau wie Naruto es gesagt hatte, schmerzte ihre Haut im ersten Moment, aber das verdrängte sie schnell. Mit seiner zweiten Aussage lag er auch richtig: Die beiden wurden um ein vielfaches schneller und schafften es, zu dem Fuchs aufzuholen.
»Gut mitgedacht, Naruto«, meinte der Bijuu in Narutos Unterbewusstsein und grinste leicht. „Dann erhöhen wir mal den Schwierigkeitsgrad", sagte er laut genug, damit die beiden ihn hörten.
Nun legte sich auch rotes Chakra um den kleinen Fuchs, den Kurama vor einigen Wochen übernommen hatte. Er verwendete nicht viel, denn das würde sie im Nachhinein nur ausbremsen. Schließlich verbrauchten damit drei Personen sein Chakra: Naruto, Karin und er selbst.
Nun liefen alle drei mit einem roten Chakra-Mantel umgeben durch den Wald. Sie waren schnell, vor allem, wenn man ihre Größe in Betracht zog. Zwei grade mal achtjährige Kinder und ein noch nicht ganz ausgewachsener Fuchs.
Aber ihre Geschwindigkeit war nicht das, was ihrem Beobachter zu denken gab. Sondern das Chakra. Der Mann war schnell, auch für einen Shinobi, damit hatte er keine Schwierigkeiten, den dreien zu folgen. Unbemerkt zu bleiben war keine große Aufgabe, das rote Chakra war so stark, dass es seins problemlos überdecken sollte.
Eine weitere Sache wunderte ihn jedoch auch: Das Mädchen war nur durch den Jungen an das Chakra gekommen, also war er der Jinchuuriki, aber woher hatte der Fuchs es? Dass er auch etwas in sich versiegelt hatte, war gänzlich unwahrscheinlich. Bevor Kurama von dem Mantel umgeben wurde, hatte der Mann nämlich keinerlei Chakra bei ihm gespürt. Und davon, dass ein Tier solch starkes Chakra so herausragend verbergen konnte, hatte der Verfolger noch nie gehört.
Die meisten starken Shinobi brauchten große Konzentration, um ihr Chakra so perfekt zu verbergen. Der Fuchs aber konnte gleichzeitig noch so schnell rennen, dass die meisten Chunin Probleme gehabt hätten, ihn zu verfolgen.
Auch das wunderte den Mann sehr. Wie konnte ein so kleines Tier so schnell rennen?
Er seufzte fast lautlos. Diese drei warfen zu viele Fragen auf, um sie einfach gehen zu lassen. Er war weder gesprächig noch sonderlich neugierig, doch die drei verwirrten ihn so sehr, dass er seine Fragen nicht unbeantwortet lassen konnte. Also beschloss er, ihnen weiterhin heimlich zu folgen.

Es war bereits Abend, als die drei endlich anhielten und der Fuchs verkündete, dass sie sich in einer der Höhlen, von denen sich viele in den Hügeln befanden, niederlassen würden.
Der Mann blieb auf Abstand. Er hatte sich ein ganzes Stück von ihnen entfernt niedergelassen. Sollten sie ihn also doch bemerken, konnte er sagen, er würde hier Rast machen und hätte sie gar nicht bemerkt. Schließlich war er selbst ein Wanderer, das sah man schon allein an seinem vielen Gepäck.
„Ich kann nicht mehr!", stöhnte Naruto. Er machte sich nicht mal mehr die Mühe, seinen Schlafsack hervorzuholen. Er ließ sich einfach auf den Höhlenboden fallen und schloss die Augen.
„Das hast du wirklich sehr gut gemacht, Naruto", lobte Kurama ihn, was ihn dazu bewegte, die Augen wieder zu öffnen.
„Mh?", machte er verwirrt und sah sein Bijuu an.
„Du hast gemerkt, dass ihr aus eigener Kraft nicht mit mir mithalten konntet und darum mein Chakra verwendet." Der Fuchs atmete tief durch, als würde es ihm schwer fallen, dieses Lob auszusprechen. „Ich hätte nicht erwartet, dass du es so schnell verstehst. Und jetzt ruht euch aus, morgen trainieren wir weiter." Mit diesen Worten drehte er sich um und setzte sich an den Höhleneingang.
Naruto lächelte. Ein Grinsen war ihm im Moment zu anstrengend. Ihm war alles zu anstrengend. Jetzt schon wusste er, dass sich morgen wieder jeder seiner Muskeln melden wurde. Aber trotzdem war er zufrieden. Er hatte den Kyūbi dazu gebracht, ihn zu loben. Er hatte verstanden, was er tun musste. Auch wenn er den ganzen Tag lang gerannt war und sich nun kaum noch bewegen konnte, war er mit allem zufrieden. In diesem Moment war er noch glücklicher darüber, aus Konoha geflohen zu sein, als sonst. Wäre er nicht geflohen, hätte er Karin nie kennengelernt. Und auch Kurama hätte er vermutlich nicht so schnell oder ebenfalls gar nicht kennengelernt. Diese eine, oder eher diese zwei guten Sachen hatte seine Entführung durch Orochimaru. Naruto hoffte, dass er bald noch mehr Leute treffen würde, mit denen sie sich anfreunden könnten.
Er dachte noch ein wenig darüber nach, was in der Zukunft alles schönes passieren könnte, wie viele neue Freunde er finden könnte. Ob es noch mehr Leute gibt, denen es egal ist, dass er ein Jinchuuriki ist? Noch mehr Leute wie Karin?
›Bestimmt...‹ Mit diesem Gedanken und einem Lächeln auf den Lippen schlief der erschöpfte Uzumaki ein.
Auch Karin war vom Training erschöpft. Ihr Beine schmerzten, aber das versucht sie auszublenden. Sie sah zum Höhleneingang und dachte nach. Doch ihre Gedanken drehten sich, im Gegensatz zu Narutos, um die negativen Seiten der Zukunft. Sie dachte darüber nach, was passieren würde, wenn die Shinobi aus Konoha sie finden würden. ›Vermutlich werden sie Naruto und Kurama wieder gefangen nehmen... aber was ist mit mir?‹, überlegte sie. Für Konoha hatte sie keinen Nutzen. Sie hatte für niemanden einen großen Nutzen. Sie war nicht sonderlich stark, aber sie war ja auch nur ein Kind.
›Genau, ich bin nur ein Kind, das davon weiß, was dieses Dorf ihrem Jinchuuriki angetan hat. Sie würden mich garantiert umbringen oder mitnehmen. Laufen lassen würden sie mich niemals.‹ Ein leises Seufzen entwich ihr.
„Was ist los?", fragte Kurama, ohne sie anzusehen. Er saß noch immer im Eingang der Höhle. Sein eines Ohr war in Karins Richtung gedreht, sein anderes zuckte hin und her, um die Geräusche aus der Umgebung einzufangen.
„Ich habe grade nur nachgedacht", murmelte sie leise.
„Über was?"
„Darüber, was passiert, wenn die Shinobi aus Konoha uns finden...", gab sie zu.
„Dann würde ich ihnen die Köpfe abbeißen", antwortete Kurama ohne zu zögern.
Karin kicherte kurz leise, schüttelte dann aber den Kopf. „So meine ich das nicht. Ich weiß, dass du kämpfen würdest, um Naruto zu beschützen. Und Naruto würde auch kämpfen. Ich habe überlegt, was passieren würde, wenn sie uns - auf welche Art und Weise auch immer - einfangen würden", erklärte sie zögernd. Sie wusste, wie dämlich das vor einem Bijuu klang. Welcher normale Shinobi konnte denn schon Bijuu einfangen? Und dann auch noch mit dem Neunschwänzigen, der als der Stärkste von ihnen bekannt ist? Dazu brauchte es schon mehr, als ein paar Jonin.
„Ruh dich aus und denk nicht an sowas. Sie werden es nicht schaffen, euch zu fangen. Das verspreche ich dir."
Die Uzumaki lächelte leicht. „Danke, Kurama", murmelte sie leise und schloss die Augen. Es dauerte nicht lang, bis sie ebenfalls eingeschlafen war.
Kurama sah kurz über die Schulter zu den Kindern. Beide schliefen, beide mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Auch der Fuchs lächelte nun. „Bitte, Karin."

Broken Chains ||Naruto FF|| [Abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt