Der Vorfall

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„Wir gehen heute raus, warte nicht auf mich.", murmelte ich abwesend während ich mit meiner Mom am Esstisch sass. Eigentlich schon ein wenig traurig: ich war 26, wohnte noch bei meiner Mutter und gab ihr immer noch Auskunft über meine abendlichen Pläne. Aber irgendwie war es doch richtig so: wir hatten viel zusammen durchgestanden und ohne mich wäre ihr die Wohnung alleine zu gross. „Wir...?", fragte sie, ebenso ein wenig in ihren eigenen Gedanken verloren. „Mina, Lu und die Jungs." Sie sah verwundert auf: „Ich dachte, Lu sei bei euch unten durch." Ich schüttelte den Kopf: „Nah, sie hat übelsten Stress zu Hause und braucht uns halt jetzt." Sie nickte und so schnell wie ich ihre Aufmerksamkeit erlangt hatte, verlor ich sie auch wieder. Ich stand auf, brachte mein Geschirr zur Spüle und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Kimmy, noch was..." Aber ich verstand und winkte nur ab: „Ich weiss doch Ma, keine illegalen Sachen. Und wenn, dann lass ich mich nicht erwischen." Ein wenig tadelnd sah sie mich an, dann zuckte sie nur mit den Schultern und ich ging in mein Zimmer. Als ich auf die Uhr sah und merkte, dass ich wie immer ein wenig zu spät war, musste halt mein Outfit ein wenig darunter leiden. Schwarze Skinnyjeans, ein rotes Trägertop und meine weissen AirForce1's, dann meine schwarze Umhängetasche und dann war ich auch schon zur Tür raus. Im Treppenhaus checkte ich dann schnell, ob ich auch alles eingepackt hatte: Handy, Schlüssel, Kopfhörer und verstreut ein wenig Kleingeld in meiner Tasche, passt. Als ich meinen Block verliess schlug mir die Hitze entgegen. Ok, Hitze war übertrieben aber da ich den ganzen Tag in meinem Zimmer rumgehangen bin, fühlte sich die noch nicht ganz abgekühlte Sommerluft verdammt heiss an. Ein erneuter Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich schon eine halbe Stunde zu spät dran war: zwei Nachrichten von Mina und ein verpasster Anruf von Timo. Ich antwortete im gehen schnell Mina, dass ich gleich da wäre und dann prallte ich in etwas hinein. „Oh, sorry...", stammelte ich und sah mir den Typen genauer an. Er war gross und ziemlich breit gebaut, und hinter ihm standen noch zwei weitere solcher Schränke. „Naa, in Eile?", säuselte der eine und die anderen zwei verzogen ihre Gesichter zu einem miesen Grinsen. Ich beschloss, nicht zu antworten und versuchte, mich an ihnen vorbei zu drängen. Dann packte mich der eine, der den ich angerempelt hatte, am Arm. „Pack mich nicht an!", fuhr ich ihn an und zog meinen Arm zurück. Doch er wollte nicht loslassen und sein Griff begann wehzutun. Jetzt veränderte sich sein Blick und mir wurde heiss und kalt gleichzeitig. „Wo willst du denn so schnell hin? Du gefällst mir, ich glaub, ich lass dich nicht gehen." Langsam machte sich Panik in mir breit und ich umklammerte mein Handy. „Kommt schon Jungs, zeigen wir der Madame, wie das hier läuft.", sagte er wieder und versuchte, mich in einen Hauseingang zu zerren. „Hey! Alles ok?", kam auf einmal eine Männerstimme von rechts und alle fuhren herum. Auf der Strasse standen vier Jungs, alle in Jogginghosen und noch um einiges breiter als die drei, die mich festhielten. „Geht weiter.", sagte einer, doch die vier blieben stehen. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte der, der mich im Griff hatte, ein Messer gezückt. Er hielt es bedrohlich vor sich, doch die vier schienen eher unbeeindruckt. Dann jedoch machte er eine schnelle Bewegung und hielt es mir zwischen die Rippen und ein panisches Quieken entfuhr mir. Ich konnte spüren, wie es sich langsam durch den Stoff meines Shirts bohrte. „Lass das Mädchen los.", sagte einer der vier ruhig, doch als der Typ sich nicht regte, wurde er aggressiver: „HEY! Ich hab gesagt du sollst sie loslassen." Und dann stach er zu. Ich konnte fühlen, wie sich sein Griff um mich löste und die lauten Rufe und schnellen, sich entfernenden Schritte auf dem Asphalt. Dann prallte ich auf den Boden und sofort wurde die Luft aus meinen Lungen gepresst. Ich wollte schreien, aber mehr als ein paar erstickte Laute kamen nicht aus mir raus. Panisch flossen mir Tränen aus den Augen und ich versuchte, mich auf irgendwas zu fokussieren. Dann spürte ich, wie mein Oberkörper hochgezogen wurde und mich jemand in den Arm nahm. „Hey, hey, ist ok. Der Krankenwagen ist gleich da. Komm schon Mädchen, bleib stark.", und meine Augen fanden seine. „Shit...", hörte ich ihn noch, dann drückte etwas auf den bereits unmenschlich stechenden Schmerz und mir wurde schwarz vor Augen. Von ganz weit her konnte ich noch aufgeregte Stimmen wahrnehmen und dann war ich weg.

Absolut - BonezMCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt