Shoppingtrip mit Folgen

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„Ich kann die Farbe echt nich' ab.", motzte ich und begutachtete das Top im Spiegel. „Dann zieh's halt aus.", grinste Jonas und ich drehte mich zu ihm um mit hochgezogener Augenbraue. Doch bevor ich ihm antworten konnte kam Max mit einer Ansammlung von Kleidern an, die er breit grinsend in die Kabine hängte. „Jungs, versteht mich nicht falsch: ich liebe shopping und so aber denkt ihr nicht, dass das hier ein bisschen viel ist?" Ein breites Grinsen formte sich auf ihren Gesichtern und beide schüttelten den Kopf. Ich blieb noch eine Minute vor ihnen stehen, weil ich vielleicht in meinem Innern auf eine richtige Antwort gehofft hatte, doch dann schmunzelte ich und ging zurück in die Kabine und zog den Vorhang zu. „Dann will ich aber nachher noch zu Lacoste.", gab ich halblaut von mir. Dem Lachen zufolge hatten es die Jungs gehört.

„Das rote, Jo!", sagte ich und deutete wehement auf das Stück Stoff, dass er in seiner linken Hand hielt. Der Shopping-Trip hatte sich zu einer ausgedehnten Shopping-Eskalation entwickelt und deshalb trugen die Jungs jetzt beide mindestens 4 Taschen pro Hand. Doch nicht mal die Hälfte war dann schlussendlich auch für mich, denn nachdem wir 'den Kroko-Laden' betreten hatten, war Gzuz sofort im hinteren Teil des Ladens verschwunden und hatte die Hälfte der neuen Kollektion für sich beansprucht. Gerade sassen wir in einem riesigen Kaufhaus in der Nike-Abteilung und diskutierten über die Farbe des begehrten Pullovers. „Junge, blau passt aber besser zu meinen Augen.", sagte Jonas und seine Tonlage hätte fast als ernst durchgehen können. Ich kugelte mich vor Lachen und Max sah uns beide nur verständnislos an. „Ich glaubs nicht, dass ich irgendwie dachte ich könnte es mit euch aushalten. Ich könnte grade 'n neues Album aufnehmen oder den Mount Everest besteigen oder...", doch da unterbrach Gzuz ihn: „Oder du könntest gelangweilt im Studio rumsitzen und Pimmel auf deinen Block zeichnen." Und wieder lachte ich lauthals los. Diese Jungs würden mein Ende bedeuten, da war ich mir ziemlich sicher. Aber heilige Scheisse, was ein Ende das werden würde.

Nachdem wir noch mindestens drei weitere Shops gestürmt hatten, verabschiedete Kontra sich und Jo und ich blieben alleine in einem Einkaufszentrum zurück. Jonas und Kontra waren natürlich im Verlauf des Tages etliche Male erkannt worden und jedes Mal hatte man mich nur blöd angeschaut. Doch gerade als wir uns in eine Eisdiele gesetzt hatten, kamen zwei weibliche Fans, nicht älter als 14, mit gezückten Handy's angestürmt und baten mit quietschender Stimme um ein Foto. Ganz professionell stand Jo auf und ging mit den beiden nach draussen um die Eisdielenbesucher nicht noch mehr zu stressen und ich konnte nur stolz lächeln: man kann über die Jungs sagen was man will, aber komplett pietätlos sind sie eben doch nicht immer. Doch ziemlich schnell kam Jonas dann mit angestrengten Gesichtszügen wieder an den Tisch und liess sich in den Sessel fallen. „Is' was?", fragte ich und sah ihn besorgt an. „Nee.", kam es zurück. Aber er war verdammt schlecht darin seine Frustration zu verbergen, denn die Knöchel der Hand, mit der er den Löffel hielt, war komplett weiss weil er ihn so fest umklammerte. „Willst du mir das nochmal in glaubwürdig sagen oder rückst du jetzt endlich mal raus mit der Sprache?", fragte ich in einem gelangweilten Ton und er schloss genervt die Augen. „Die haben Scheisse über dich erzählt. Da bin ich halt ausgerastet." Und auch wenn es nur für eine Sekunde war, liess mich seine Aussage sprachlos werden.

Auf der Rückfahrt war es dann leise im Auto. Der schöne Tag wirkte schon Wochen her und die Stimmung war kalt. Ich machte mir allerhand Gedanken über das, was in der Eisdiele passiert war aber traute mich nicht, weiter zu fragen. Ich bemerkte Jonas' ständige Blicke, ignorierte sie aber so gut wie möglich und konzentrierte mich auf meine Schuhe.

Absolut - BonezMCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt