Shawn
Den restlichen Abend gingen wir uns aus dem Weg. Immer wieder schenkte ich ihr verstohlene Blicke, aber sie schaute nie auf, würdigte mich keinen Blick. Wie haben wir es auch nur so weit kommen lassen?
Mir entfuhr ein verzweifeltes Stöhnen. Die Leute amüsierten sich, lachten, quatschen, tranken und waren entspannt. Alle, außer mir. Ich kam mir vor wie der letzte Vollidiot.
Dann spürte ich einen leichten Druck einer warmen Hand auf meiner Schulter.
"Was ist los," mein Vater sah mich besorgt an, "solltest du nicht etwas Spaß haben, den Abend genießen und mit deinen Freunden feiern? Oder mir zumindest deine berüchtigte Freundin vorstellen, von der deine Mutter so hin und weg ist?"
Noch ein Seufzer.
"Das ist ja das Problem. Faye," ich zeigte auf die Silhouette am anderen Ende der Terrasse, " und ich haben gerade irgendwie eine Auseinandersetzung ..., oder wie auch immer man das nennen mag..." Meine Hände wanderten automatisch in die Hosentaschen.
"Ich weiß gerade nicht so genau wie ich damit umgehen soll und wie sich alles entwickelt. Ich hab das Gefühl, wir stehen auf ganz anderen Ebenen."
"Ich weiß ja nicht was genau vorgefallen ist, aber eins kann ich dir sagen. Lass es einfach auf dich zukommen. Ihr müsst wohl beide etwas den Kopf sortieren und dann löst sich das Problem ganz von sich selbst. Wirst schon sehen." Seine warmen Augen sahen mich aufmunternt an.
"Ich hoffe...," entfuhr es mir leise.
"Entspann dich etwas, hol dir mal was zu trinken und genieß es heute. Ich glaube fest daran, dass ihr das wieder hinbekommt."
Er nahm mich fest in den Arm und mit einem Schulterklopfer verabschiedete er sich wieder zu meiner Mutter. Kurz sah ich ihm noch nach, bis mir Brian mit einem Bier entgegen kam.
"Ey Mann, jetzt gehörst du erst mal uns, " er drückte mir das Glas in die Hand.
Zweifelnt sah ich die Brühe an.
"Ich glaube ich brauche was starkes als das hier."
"Kein Problem. Dann lass das große Abfüllen mal beginnen Leute!"
In dem Moment wurde die Musik lauter gedreht und der Bass vibritere leicht durch den Boden.
Ein letztes Mal suchte ich den Blick von Faye auf, die sich allerdings mit Kea unterhielt.
Dann hoffen wir, dass Dad recht hatteFaye
Mit der Zeit sind immer mehr Gäste gekommen. Inzwischen war die Wohnung rappelvoll und die meisten Gesichter, mal abgesehen von Shawns Eltern, Aaliyah und seinen engsten Freunden kannte ich kein einziges Gesicht. Nachdem ich etwas beruhigt hatte, bin ich ohne ein Wort zum Einkaufen und hatte Kea und Shawn möglichst gemieden. Allerdings konnte ich Kea nicht lange böse sein, und verzog ihr schnell wieder. Shawn und ich gingen uns aber seit dem aus dem Weg. Mir war es einfach unangenehm.
Wir hatten eine Barriere überschritten, von der ich nicht wusste, dass sie anders herum auch existierte. Allerdings machte dies es nur noch schlimmer. Was, wenn jetzt immer dieses Unwohlsein mitschwang, und mir sogar seine Blicke unangenehm wurden. Und vielleicht war es ja auch nur Reflex von ihm gewesen. Immerhin lag ich quasi nur in Unterwäsche unter ihm. Aber ich will auch keine so einzigartige Freundschaft mit ihm hinschmeißen oder nur riskieren, weil wir irgendwas falsch verstanden haben.
Das ist alle zum Haare raufen! Ich hab seitdem nur Kopfschmerzen und trotzdem stehe ich jetzt auf der Terasse und nippe an irgendeiner Mische, die mir nicht mal schmeckte.
"Hätte ich gewusst, was passiert wäre ich doch niemals reingeplatz. Ihr wart nur so lange drinnen und dann dach-"
"Kea?," ich sah sie an.
"Ja?"
"Ist doch alles gut, wir haben es doch geklärt. Ich weiß doch, dass es keine Absicht gewesen ist. Ich hätte genauso agiert."
"Aber warum fühle ich mich dann immer noch so schlecht deswegen?"
"Das brauchst du nicht. Wir kriegen das schon wieder hin." Hoffentlich
Die Musik wurde etwas lauter, die Leute kamen immer mehr in Stimmung und es wurde schon ordentlich im Pool gebadet. Das Wellengeplätscher hatte etwas beruhigendes und ich ließ sie möglichst auf mich wirken. Innerlich war ich immer noch so aufgewühlt. Meine Gedanken kreisten immer wieder dorthin zurück, aber ich merkte auch das Kea nicht ganz abschalten konnte. "Ich hol uns mal etwas Stärkeres als das hier, ich glaube das können wir beide gut gebrauchen", somit durchquerte ich die volle Fläche, immer auf der Hut niemanden umzurennen und nicht umgerannt zu werden. Geoff und Shawn hatten es doch netter hinbekommen als gedacht. Hier und da quetschte ich mich entschuldigend durch und kam endlich an der Bar an. Die meisten Leute standen hier, und viele hatten schon mehr intus als gedacht. Aaliyah habe ich immer mal wieder durch die Menge sehen können, aber mehr auch nicht. Ich hörte ein Gegröle von draußen und dann kam auch die Erkenntnis wer alles dabei war. Eigentlich war es total kindisch was ich jetzt tat, aber ich wollte nicht mit Brian oder Matt quatschen, während Shawn dort stand und sich genauso bescheuert vorkam wie mir. Ich schenkte unsere Becher ein und drehte mich gerade um, als mir Shawns Vater entgegen lief. Er sah genauso aus, wie auf den Fotos. Etwas kleiner als Shawn selbst, etwas breiter, Brille, Bart und ein warmes Lächeln im Gesicht. Auch wenn Shawn Karen wie aus dem Gesicht geschnitten ist, erkennt man auch die extreme Ähnlichkeit mit Manuel. Er kam direkt auf mich zu. Warum ausgerechnet jetzt?
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What if I told you a story
FanficWas wenn aus dem langersehnten Tag, der schönste deines Lebens wird? Was wenn alles anders wird? Und was erwartet dich wenn du dich drauf einlässt? Das alles muss sich die 17 jährige Faye nach der Konzertnacht fragen, denn auf einmal scheint der be...