6. Kapitel

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 Emma P.O.V.

 Die Wut brannte in mir. Völlig aufgebracht stapfte ich in die Eingangshalle des Hotels und hätte am liebsten alles und jeden zusammengeschrien. Jedoch siegte die Vernunft (Leider). Diesmal nahm ich nicht den Fahrstuhl, sondern ich raste die Treppen hinauf.

 Im Flur beachtete ich keinen, nicht mal meine Mom die zufällig an mir vorbei lief. Ich glaubte sie rief mir irgendetwas hinterher, doch ich ignorierte sie eiskalt.

 Ich schloss die Zimmertür auf und knallte sie schließlich hinter mir zu. Daraufhin sprang ich auf das große Bett und starrte an die Decke.

 Warum dachte er ich wäre mal wasserstoffblond gewesen? Sollte ich  mich etwa freuen, wenn mich jemand anrempelt und mir dann noch Vorwürfe mit dem Fast-Unfall machte? Ich hätte gedacht er wäre nett, wie er in meinem Traum auf mich wirkte, doch es war nur ein Traum und bekannterweise nie der Realität entsprechend. Ich hoffte ihn nicht nochmal begegnen zu müssen, zumal er auch von irgendeinem englischsprachigen Land kam, wie Michael. Er war der erste Junge, den ich zum ersten Mal angesprochen hatte. Das werde ich wahrscheinlich nie vergessen. Auf den ersten Blick sah er aus wie so ein gewalttätiger Punker, doch als er lächelte, vergaß ich dieses merkwürdige Cliché. Dieses Lächeln machte ihn niedlich. Michael gefiel mir, aber für meinen ersten Kuss konnte ich ihn irgendwie nicht nehmen. Nichts gegen ihn, er sieht mega aus, besonders die Haare und sein Charakter ist spitzenmäßig, doch ich hatte während dieser Unterhaltung kaum Bauchkribbeln, zumindest keins, was mit verliebt sein zu tun hatte. So fühlte es sich bei dieser Harry Styles-Kopie an. Keine Ahnung warum. Eigentlich war er voll fies und dachte sicherlich, dass er Adonis oder sonst wer wäre.

 Ich schnaufte und stand auf. Ich trat zum Fenster und betrachtete das Getümmel auf den Straßen und Fußwegen. Schließlich beschloss ich mir einen Bikini anzuziehen und mich raus auf den Balkon zu gehen, um mich ein wenig zu sonnen, da das Wetter echt der Hammer war. Ich kramte nach meinen violetten Bikini und zog ihn mir, nachdem ich ihn gefunden hatte, an. Ich schnappte mir die Sonnenmilch aus meiner Waschtasche, damit ich mir nicht schon wieder einen Sonnenbrand holen konnte. Ich betrat wieder den Balkon und klappte den Liegestuhl aus, der an der Wand lehnte. Darauf breitete ich mein Handtuch aus und ließ mich langsam auf ihn nieder. Endlich liegen, obwohl ich das schon vor zehn Minuten tat, doch hier draußen ließ sich es viel besser entspannen. Ich fasste nach der Flasche mit Sonnenmilch und machte mir einen Klecks auf die Hand, womit ich mir meinen Bauch und meine Brust einrieb.

 Irgendwie fühlte ich mich dabei beobachtet. Langsam schaute ich auf zum Nachbarbalkon und siehe da: Dort standen zwei Spanner, die nun so taten, als hätten sie nichts gesehen. Schlechte Schauspieler. Ich kümmerte mich nicht weiter um die beiden und widmete mich meine Beine einzuschmieren. Immer wieder lunschte ich trotzdem nach oben, um zu schauen, ob die noch da ständen. Zu meinem großen Glück befanden sie sich tatsächlich noch dort.

 Einfach ignorieren Emma, redete meine innere Stimme auf mich ein. Ich gehorchte ihr, aber konnte nicht vermeiden zwischendurch hinüber zu schauen. Wann hat man schon solche heißen Nachbarn? Da durfte man sich diesen Anblick nicht entgehen lassen.

 Ich stellte die Sonnenmilch neben den Liegestuhl. Nun konnte die Entspannung beginnen. Ich schloss meine Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen.

 „Hey, wir haben mal ne Frage?“, fragte eine zögerliche Stimme. Ich öffnete mein rechtes Auge und richtete mich auf, sodass ich diese Hotties direkt ansah.

 Erst jetzt realisierte ich, dass da schon wieder einer Englisch quatschte. Wir waren wohl doch nicht in Berlin! An dem Akzent stellte ich fest, dass wir wahrscheinlich doch irgendwie mit dem Auto nach Sydney gekommen sind.

 Fragend schaute ich die zwei Jungs an. Der dunkelhaarige, dessen Erscheinungsbild einem Aboriginie ähnelte und keinem Asiaten, denn sonst würde er schneeweiße Haut besitzen und viel schmächtiger aussehen, setzte an: „Wir bräuchten mal deine Sonnencrème.“

 Ich nickte, nahm mir die Flasche und stand auf, um sie ihnen zu geben.

 „Danke, wie heißt du?“, fragte der Blonde, der wie ein Rockstar aussah.

 „Emma und ihr?“

 Beide lächelten und der Blonde antwortete: „Luke.“ Er klopfte seinem Kumpel auf die Brust. „Das hier ist Calum.“

 „Du kannst mich auch Cal nennen“, ergänzte Calum.

 Ich nickte und schaute auf den Boden, weil ich nicht wusste, was ich jetzt sagen sollte.

 „Willst du ein Foto mit uns?“, fragte Calum. Etwas verwirrend schaute ich beide an. Die sind doch keine Promis oder so.

 Ich überlegte eine Weile und entschied mich dafür. Daraufhin kletterten beide auf meinen Balkon und zogen mich anschließend in ihre Mitte. Calum hielt sein iPhone hoch und schnitt eine Grimasse, genauso wie Luke. Also beschloss ich mitzumachen. Irgendwie waren mir die beiden sehr sympatisch. Wenn ich gewusst hätte, dass das so einfach ist mit Kerlen ins Gespräch zu kommen, hätte ich das schon viel eher gemacht. Vielleicht lag es einfach nur an meiner neuen Frisur, dass sie mich viel selbstbewusster machte.

 Wir hockten uns auf dem Balkonboden, immer noch auf meiner Seite.

 „Und? Wie findest du uns so?“, fragte mich Luke ganz neugierig.

 „Ehm, ihr seid ganz korrekt, aber so wirklich beurteilen kann ich das nicht, weil ich euch doch gerade erst kennengelernt habe“, antwortete ich ihnen. Sie schauten sich mit großen Augen und brachten kein Wort heraus. Hatten die jetzt eine ganz andere Antwort von mir erwartet?

 Ich lächelte sie an: „Darf ich euch jetzt eine Frage stellen?“

 Ihre Blicke trafen auf mein Gesicht.

 Boah, die sahen so heiß aus. Die eisblauen Augen von Luke und die fast schwarzen Augen von Cal.

 Etwas nervös wurde ich jetzt schon: „Also… ehm… wo… kommt ihr denn her?“

 „Sydney, Australien“, antwortete Luke. Ich hatte also recht.

 Calum beobachtete mich. Er musterte mich von oben bis unten. War etwa ein Pickel in meinem Gesicht oder was trieb ihn dazu?

 Ich wendete mich an ihn: „Ist irgendwas?“

 Er schüttelte seinen Kopf: „Du erinnerst mich mit deinen Haaren an Michael.“ Meinte er den Michael, den ich auch kannte oder einen anderen.

 Luke merkte mein anstrengendes Nachdenken: „Er hatte auch dieselbe Haarfarbe, die du jetzt hast. Heute ist er wieder beim Friseur und lässt sich wieder umfärben.“

 „Ich glaube Orange mit gelben und roten Strähnen“, wendete sich Calum an Luke, der nickte. Sie meinten meinen Michael.

 „Ich kenne ihn“, lächelte ich sie an.

 Calum strahlte: „Cool, wir treffen uns heute Abend mit ihm und Ashton im Saal, um ein paar Clubs in Berlin unsicher zu machen.“

 Sie scheinen sogar recht gut mit Michael befreundet zu sein, aber wer war dieser Ashton? Bestimmt ein anderer Kumpel, der genauso cool drauf ist, wie Luke, Calum und Michael.

 „Willst du mitkommen?“, kam es ganz überraschend von Luke.

 Mit großen Augen schaute ich sie an.

 „Keine Angst, mit uns wird es nicht langweilig“, zwinkerte Calum mir zu.

 „Und wir beißen auch nicht“, ergänzte Luke. Die Jungs setzten einen Hundeblick auf, von dem ich am liebsten ein Bild gemacht hätte.

 „Wann und wo?“, fragte ich sie.

 Luke kam aus dem lächeln nicht mehr raus, genauso wie Cal: „10 o’clock pm, vorm Eingang.“

 „Okay, danke Jungs!“ Ich umarmte sie herzlich, doch leider verabschiedeten sie sich dann, weil sie noch etwas erledigen mussten. Sie kletterten auf ihren Balkon zurück und winkten mir zum Abschied, bevor sie in der Balkontür verschwanden.

Checklist Goes BAD (5SOS FF)Where stories live. Discover now