Kapitel1: Träumen

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Eine liebliche, kleine Stimme. Sie trällert meinen Namen, durch meinen Schädel, wie eine Melodie. Er hört sich so froh an, diese 5 Laute zu formen und mit jedem weiteren Mal, als er das tat, schien sich diese Laune zu steigern. Erst war es nur seine Stimme. Ich kannte sie besser als meine eigene, aber plötzlich öffnete sich vor meinen Augen ein Bild. Erst ein kurzer schimmer. Blaue Augen. Dann ein weiterer. Nur ein kurzer Blick, den ich erhaschen konnte. Ein breites Lächeln. Diese schmalen Lippen formten noch immer meinen Namen. Die Dunkelheit wollte einfach nicht ab lassen. Sie war noch immer präsent, aber selbst wenn sie immer dort sein würde, konnte sie mir nie diese Licht-Schimmer nehmen, die mir einfach alles bedeuteten. Nun sah ich kurz sein blondes, glattes Haar. Ich erinnerte mich daran, wie ich es damals immer verwuschelte, um ihn etwas auf zu ziehen. Meist war er einfach geknickt und ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte, also versuchte ich ihn bloß etwas abzulenken. Ich konnte es nie ertragen, wenn er mit diesen so betörenden Augen verletzt drein schaute, aber die Welt hatte keine Hemmungen gehabt, ihm weh zu tun. Es war unser eigener Krieg gewesen, den wir kämpften. Wir gegen die ganze Welt. Selbst bevor wir in die Army kamen, waren wir Soldaten gewesen, vielleicht waren wir angeödet immer auf dem gleichen Schlachtfeld in den Schlamm zu springen, aber wir sehnten uns danach die Uniformen anzulegen und aus zu rücken. Er noch um einiges mehr als ich schon. Wir hätten nie einen 2. Krieg anfangen sollen, wenn wir den 1. schon zu verlieren schienen.
,,Sag mal Bucky ... ,,
Was ? Was war das denn jetzt ? Er sagt nicht mehr bloß meinen Namen. Warum jetzt ? Das hat er sonst auch nie getan
Ich sah zu meiner linken. Das hier war anders. Er saß direkt neben mir. Nicht nur ein kurzer Blick, nicht nur ein kleiner Teil. Ich sah ihn neben mir sitzen. Die Beine hingen von der Kante herunter. Ich sah mich kurz um. Eine Brücke. Wo waren wir ? Ich erinnerte mich nicht an das hier. Nichts in meinem Innern gab mir das Gefühl schon einmal hier gewesen zu sein.
Was soll das ?
Es machte mir Angst. Ich fühlte mich unsicher. Er war dort. Wie aus dem nichts, plötzlich hier und dazu sprach er mit mir.
,, ... ich hab über einiges nachgedacht und ... naja, wie soll ich das sagen ?,,
Bitte, egal was du jetzt sagst, Stevie ... sprich einfach weiter. Lass mich nicht mehr alleine. Bitte, bitte geh nie wieder fort. Außer dir habe ich doch nichts. Die Dunkelheit kann ich ohne dich nicht tragen
,, Das hier hat ein Ende ,,
Ich weiß ... jedes Mal wenn du da bist, gehst du wieder und jedes Mal, könnte das letzte Mal sein, aber ... wenn ich aufhöre zu hoffen, dass du wieder kommst, kann ich nicht mehr
,,Das hier hat keinen Sinn mehr. Wir haben diesen Krieg verloren, mein Freund,,
Wie gerne hätte ich etwas gesagt, aber es war so, als hätte man meine Lippen an einander genäht. Ich konnte kein Wort von mir geben. Ich saß bloß dort und hörte zu, schrie durch meinen Verstand, was ich ihm sagen würde
,,Die Welt hat sich gegen uns gestellt. Sie will nicht, dass wir den gleichen Weg gehen und es wird Zeit, dass wir endlich aufhören uns dagegen zu wehren. Du hast genug in dieser sinnlosen Schlacht verloren. Lass sie bitte nicht dich nehmen. Versprich es mir, Buck,,
Seine Stimme klang bereits weinerlich. Er würde doch wohl nicht tun, was ich gerade dachte, oder ? Meine Augen musterten nun jedes Muskelzucken, ganz genau.
Bitte nicht, Steve ...
Er bewegte sich. Als wär sein Körper schwer wie Blei, zog er seine Beine vom Abhang weg, zerrte sich auf die Knie und rutschte an mich heran.
,,Du musst jetzt gehen, okay ? ... Ich werde nicht mit dir kommen. Er hat mich, Bucky. Lass ihn dich nicht bekommen. Er darf dich einfach nicht bekommen. Dieser Krieg muss ein Ende haben. Es wurde bereits zu viel Blut vergossen ... Leb wohl, tu es bitte ... für mich,,
Fassungslos sah ich tief in diese leeren Augen. Vor mir stand ein Mann, der sich selbst aufgegeben hatte
,,Ich habe dich noch nicht aufgegeben. Mir egal wie dumm das hier ist, ich werde kämpfen, ... weil ich ohne dich nicht kann,,
Schrie ich ihm mitten ins Gesicht, packte mir danach an mein blutendes Maul, zog mit meinen Fingern an dem Faden, bis er komplett aus meinem Fleisch entfernt war.
,,Ich ertrage das hier. Egal wie sehr es weh tut. Dich zu verlieren tur mehr weh,,
Er fuhr mit seinen Fingern über meine Lippen, gab diesen einen kleinen Kuss, ehe er sagte:
,,Ich ertrage das hier aber nicht. . .
und selbst wenn ich es würde, wenn ich sehen könnte, wie du dich für mich folterst und ins eigenen Fleisch schneidest ... So hat er mich schon längst im Visier. Dass ich noch lebe und bei dir bin, ist kein Akt der Gnade, oder des Mitgefühls ... Er will, dass du dich an mich hängst, dass ich zu allem in deinem Leben werde, damit es nur noch mehr weh tut, wenn er dich mir nimmt ... ,,
DAS WEIß ICH DOCH SELBST!
,,Ich habe versprochen immer bei dir zu bleiben und auf dich Acht zu geben ... Ich werde nicht zulassen, das er dich mir nimmt,,
Er atmete aus, erschöpft.
,,Lass bitte los,, jammerte er, als ihm die ersten Tränen, die Wange herunter liefen.
,,Ich weiß, wie sehr du leidest, aber wenn du aufgibst, dann ... war es das. Du bekommst keine 2. Chance mehr. Das ist endgültig und nur weil der Schmerz dir einredet, dass es das richtige ist, heißt das noch lange nicht, dass du sterben musst. Wir schaffen das, gemeinsam. Das haben wir immer,,
Wie aus dem nichts holte er aus und schlug mir die flache Hand ins Gesicht. Das Blut von meinen Lippen fiel wie Regen von der Brücke und schlug ins Wasser unter uns ein.
,,Was haben wir denn gemeinsam geschafft ?! Alles was wir erreicht haben ist es immer wieder vor den Lauf einer anderen Waffe zu geraten! Wir hatten nie die Überhand, nie Sicherheit, keine Pause und das kann so nicht weiter gehen! Mach doch mal endlich die Augen auf! Wieso bist du so blind, du Bastard man! Hass mich doch einfach und lass mich gehen! Wies-,,
seine Stimme brach ab. Bittere Tränen flossen und es war, als würde er an seinem Frust, der Trauer und dem Schmerz ersticken. Stevie hustete, als würde er versuchen den Kloß aus seinem Hals zu bekommen, aber wir wussten beide, dass dort nichts war.

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