Kapitel 5: grauer Tag

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,,Hgnn ... ,, vernahm ich ein raues Murren. So verbraucht und kratzig war die Stimme. Glatt machte sie mir Angst, ehe ich meine Augen langsam an meine Umgebung heran traute, um zu erkennen, dass es meine eigene Stimme war. Ein Schwindel, ein gewisses Unwohlsein benebelte mich noch nach einer gefühlten Ewigkeit in der ich reglos bloß auf dem harten Holzboden lag. Mein Bein zuckte kurz. So befremdlich wie es sich anfühlte, realisierte ich gar nicht, dass ich diesen Befehl gegeben hatte. Ich legte meine halb taube Hand vor mein Gesicht und stemmte mich hoch. Ich erschrak, als mich ein starker Schmerz durchfuhr. Es war der realste Reiz den ich kannte und gerade Realität erwartete ich in meiner Trägheit nicht zu erfahren. Es weckte mich jedoch nicht. Diese Trance überflutete meinen Geist keine Sekunde nach dem kurzen Schrecken erneut. Ich setzte mich auf und drückte mir ohne einen Gedanken daran zu verschwenden den Arm auf die unangenehm stechende Seite. Ich war einfach in meinem Apartment gewesen, sogar direkt vor der Tür. Mein Kopf tat höllisch weh. Erinnerungen waren noch immer in einem Nebel verschleiert, doch wie ein plötzlicher Windstoß wurde mir klar, was jetzt wichtig war. Ich sah auf meine Uhr, auf meinem Handy, welches ich auf klappte. ,,8:57Uhr, Montag,, lass ich vor und bekam direkt den nächsten Schock. Es war Montag! Ich kam zu spät zur Arbeit! Ohne weitere Umschweife, stürmte ich durch die Tür und rannte los wie auf der Flucht. Egal was davor passiert war, was an sich eigentlich mit mir los war die letzte Zeit, oder was ich wichtiges vielleicht daraus schließen könnte, hetzte ich wie ein Hund die Treppen herunter, die Straßen entlang und durch die nächste Tür. ,,Wo ist denn jetzt Livian schon wieder?,, war das erste, was ich hörte, als ich herein kam und mein Kollege gerade von einem Tisch in die Küche eilte. Das konnte was werden. Ich lief zu meinem Chef und meldete mich: ,,Ich bin hier. Bitte ent-,, . ,,Entschuldigen sie die Verspätung. Was ist denn jetzt schon wieder passiert und wie siehst du aus? Ab in die Schürze und los. Ich will es wahrscheinlich doch eh nicht wissen,, unterbrach er mich direkt und ich kam ohne Widerwort dem Befehl nach. Vielleicht konnte ich gar nicht anders, als gehorsam zu sein ... zumindest hatte ich in diesem Moment das Gefühl. Ich ging in die Küche des Restaurants, wusch mir die Hände, band meine Haare zusammen und legte die Schürze um, ehe ich wieder heraus stürmte und die Tische bediente. Dieser Job war purer Stress gewesen, Gastronomiebetriebe. Wie kam ich nur auf de Idee mich hier zu bewerben? Als ich der ersten Person in die Augen sah und bereits kalte Füße bekam, bemerkte ich bereits wieso. Konfrontation, ich hatte Angst. Das hier war ungewohnt gewesen. Der direkte Kontakt zu anderen Menschen, die mich aber auch nicht kontrollieren sollten, mit denen ich unbestimmte, freie Worte wechseln sollte. Es war ein kleiner Schritt. Immerhin arbeitete ich immer noch für sie, aber ich kam immer wieder in Kontakt, die Leute waren freundlich, denn sie sahen es nicht als selbstverständlich, dass ich nach ihrer Pfeife tanzte und ich musste reden, aber auch nicht sehr viel, also war es noch realistisch. Hier von niemandem James oder gar noch Bucky gerufen zu werden konnte ich da noch aushalten. Das größere Übel waren wirklich die vielen Menschen. Ich hörte kaum, was der Mann gesagt hatte, so betäubt war ich von der plötzlichen Flut an Reizen, die mein Gehirn erst in den Hintergrund geschoben hatte, um mit meinem Chef zu sprechen. Ich war jetzt erst geistig angekommen und nicht nur auf dem Weg hier hin und da fing es wieder an: ,,uhm ... bitte verzeihen sie Sir... könnten sie das wiederholen?,, . Meine Stimme war ganz dünn gewesen und ich sah mich selbst bereits wieder unter dem Fremden. Er hätte einfach im scharfen Ton sagen können, ich solle seine Schuhe küssen und ich hätte es getan. Das oder ich hätte Panik bekommen und wäre weg gerannt, aber den Fluchtinstinkt gab ich eher auf. Manchmal war ich durch solche einfachen Dinge so plötzlich wieder bei Hydra gewesen, dass ich mir gar nicht mehr zu helfen wusste. Der schwarz Haarige schaute mich leicht irritiert an und gab mir die Bestellung erneut auf. Brav notierte ich. Ohne ein Wort über meine Lippen kommen zu lassen, führten mich meine leicht weich gewordenen Beine zurück in die Küche. Das würde so noch den restlichen Tag weiter gehen... Nachdem der Großteil der Kunden bereits weg waren und wir kurz vorm schließen waren, erwischte mich mein Chef dabei, wie ich bloß nur noch abwesend auf die Theke gestarrt hatte, als sie sauber zu machen, wie ich sollte. ,,Livian?,, rief er mich und ich zuckte direkt zusammen. ,,Huh, Uhm ja Sir?,, erwiderte ich augenblicklich und verfluchte mich für das Sir... Das hatte ich immer zu Rumlow zu sagen. Der Gedanke an ihn ließ mir einen Schauder den Rücken herunter jagen, doch viel Zeit wurde mir zum denken nicht mehr gegeben. ,,Mitkommen,, hieß es nur befehlshaberisch und ich gehorchte. Wir gingen in die Küche und sobald die Tür zu war, schrie er: ,,Jetzt sag mir Mal bitte, was ist mit dir los Junge?! Du warst heute schon wieder zu spät gewesen! Wenn das so weiter geht, schmeiß ich dich raus! Solche Leute brauche ich nicht, vor allem wenn ich bei dem Personalausweis und deinem Lebenslauf beide Augen zu gedrückt habe! Du ruinierst dir gerade das Leben! Das hier ist eine Chance, nutze sie doch!,, . Ich bekam Angst vor ihm, wenn ich ehrlich war. Es war heute kein guter Tag für so etwas und ich konnte mir nicht einmal erklären, wieso es jetzt wieder so schlimm war. Ich hatte solche Fortschritte gemacht und jetzt? Alles raus aus meinem Kopf. Ich hatte doch für mich die Erfahrung gemacht, dass das hier nicht wie Hydra war. Es war das reale Leben und dennoch... ,,Sir, ich verspreche ihnen, dass ich mich bessern werde... ja, ich brauche die Stelle hier wirklich. Es ist nur... ,, fing ich an und stockte. Ja es ist nur, was ist es denn? Ich war ohnmächtig, oder nicht? Eingeschlafen war ich sicher nicht und selbst wenn ich das selbst noch nicht überprüfen konnte, hatte mein Oberkörper eindeutig was mitgemacht. ,,ich hab mich gestern Abend verletzt. Das hatte ich gestern aber nicht so ernst genommen... ,, erklärte ich. ,,Ach hör mir doch auf, wo denn?,, murrte er und ich zog mein Shirt hoch. Innerlich war ich am beten, dass man etwas sah und an mir herab blickend, erschrak ich. ,,Livian! Was machen sie denn mit so einer Verletzung hier?,, rief er über die Stichwunde aus. ,,Scheiße ... ,, dachte ich mir nur und meinte auch nur noch, dass ich zum Arzt ginge, ehe ich raus rannte ...

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