Jäger in der Stadt

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Die Zeit schien still zu stehen. Ich wagte nicht zu atmen. "Was machen wir denn jetzt?", fragte Nadali zitternd, welche komplett überfordert auf den zusammen gesackten Körper vor meiner Wohnungstür starrte.
Doch Ich war ihr im Moment keine große Hilfe, denn ich war selbst absolut hilflos. Meine Gedanken reichten von „Oh Gott wie schrecklich" bis hin zu „wie hatte er es geschafft in diesem Zustand meine Türklingel zu betätigen.... ganz zu schweigen von den Treppen".
"Ich rieche Blut", kam es verwirrt aus dem Wohnzimmer, in dem der Vampire zurück geblieben war.
Ja, da waren auch einige offene Wunden.
Der Vampir tauchte blitzartige an unserer Seite auf.
"Wir müssen ihn ins Wohnzimmer schaffen, er verblutet mir sonst den ganzen Hausgang, das kommt nicht so gut bei den Mietern an. Musste ich auch schon feststellen", einerseits fragte ich mich nach dieser Aussage, was der Vampire gemacht hatte um den Hausgang voll zu bluten, andererseits fand ich es respektlos zuerst an seinen verbluten Hausgang zu denken und dann erst an die verletzte Person vor meiner Haustür.
Aber wenigstens war er nicht zur Salzsäule erstarrt und hob Finn vom Boden. Er trug ihn ins Wohnzimmer und legte ihn auf mein Sofa. Ich und Nadali folgten ihm immer noch geschockt von dem unerwarteten Anblick.

"Wir sollten einen Krankenwagen rufen", erwachte Nadali aus ihrer Starre "Das ist auch einer dieser Hunde, der heilt schon von alleine. Aber abgesehen davon, was glaubst du was passiert wenn die Menschen anfangen Fragen über seine Heilungskräfte und seinen nicht ganz so normalen, genetischen Code zu stellen", zischte der Vampire. "Da gibt es nur ein Problem, Finn ist ein Omega" mischte ich mich ein. "Ja und?", fragten sie fast gleichzeitig. "Omega heilen fast genau so schnell wie Menschen", klärte ich sie auf. "Das bedeutet?", fragte Nadali "Er könnte an diesen Wunden verbluten wie ein normaler Mensch" Nadali sog scharf die Luft ein,"Was machen wir jetzt?" Keiner wusste so recht eine Antwort auf diese Frage.
Während ich mit dem Kopf darüber zerbrach, was wir nur tun sollten, denn ich wollte auf keinen Fall das Finn verblutete, er war schließlich nach wie vor einer meiner einzigen Freunde aus dem Rudel, beugte sich der Vampir über den schweratmenden Omega und musterte ihn gründlich "Das sind nicht alles Krallenspuren", bemerkte der Vampir als er die Wunden des Omegas inspizierte. "Das sind auch Wunden von Silbermessern dabei", bemerkte er "Könnte es sein, dass es hier Jäger gibt?", überlegte ich laut. "Haben wir etwa noch nicht genug Probleme?", murrte Nadali. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Ein Jäger in der Stadt wäre jetzt noch die Krönung der Ereignisse. Wir mussten wohl in Zukunft doppelt so vorsichtig sein, damit niemand auch nur ahnt was wir sind. Man weiß ja nie ob man nicht doch Mal beim Verwandeln gesehen wird, ein normaler Mensch würde sich höchst wahrscheinlich einreden nicht richtig hingesehen zu haben, denn so etwas wie uns gibt es rein theoretisch nicht. Aber ein Jäger würde uns verfolgen und auf den richtigen Augenblick warten um uns anzugreifen.
Potenziell könnte jeder der Jäger sein, also war Vorsicht geboten.
Ich hoffe wir fanden zuerst heraus, wer es ist, bevor der Jäger heraus findet wer wir sind. Vielleicht konnte uns Finn einen Anhaltspunkt liefern, sollte er wieder aufwachen.
Der Arme Finn. Silbermesserwunden heilten noch langsamer, da das Silber die Wunde am Heilen hinderte. Das hatte er nicht verdient. Ich konnte mir schon fast denken, von wem die tiefen Krallenspuren kamen. Alles nur wegen mir. Ich hätte ihn da nicht mit reinziehen sollen. Es war meine Schuld dass er so aussah. Bei dem Gedanken traten mir Tränen in die Augen. Das hatte ich nie gewollt. Ich hätte bleiben sollen, was immer mein Schicksal mit ihm an meiner Seite gewesen wäre. Dann wäre wenigstens außer mir keiner zu Schaden gekommen. Schluchzend brach ich neben dem Sofa zusammen. Alles brach über mich herein. Finn starb vielleicht wegen meiner Dummheiten. Konnte ich mit dieser Schuld überhabt leben, wenn Finn sterben sollte? "Nicht weinen", beschwichtigen mich Nadali. "Alles ist meine Schuld", schluchzte ich. "Was? Das er von einem Jäger angegriffen wurde?", fragte der Vampir ungläubig. "Nein, die K..ra..llen", mir versagte die Stimme. "Das heißt, du hast ihn selber zerfleischt?" "Mensch Viktor sowas würde sie nie tun!", verteidigte mich Nadali. "Erstens, ich bin kein Mensch, zweitens, ich sehe hier keinen Grund, warum sie sich dafür" er deutete auf Finn "die Schuld geben sollte, wenn sie weder Jäger auf ihn gehetzt hat, noch diese Kralleneinschnitte verursacht hat" Nadali überlegte kurz, aber gab Viktor dann recht. "Ich sehe das auch so, du hast ihm das nicht angetan, deshalb trifft dich keine Schuld"

Warum fühlte ich mich dann so verdammt schuldig?

2 Meter Abstand Mate Pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt