7. Kapitel

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„Darf ich eintreten, gute Frau?"

Jule hob den Kopf und riss verblüfft ihre Augenbraue hoch als sie sah, wer sie angesprochen hatte.

Ein Mönch stand an der Tür. Bei ihr Zuhause hatte sie nie einen gesehen. Die meisten Mönche trauten sich nicht in ihre Gegend, weil die Wikinger dort als gefährlich galten und sich auch ihren Glauben nicht ausreden ließen. Doch hier schien man sie ohne weiteres missionieren zu lassen. Zumindest sah der Mönch nicht so aus, als ob er verprügelt worden wäre.

„Bruder Leofric? Ist das schön euch zu sehen!"

Ileana wirkte wirklich sehr erfreut und sie schien den Mönch zu kennen.

„Ileana? Ich freue mich, dass ihr wohl endlich einen Platz gefunden habt, an den man deine Dienste schätzt! Nach unserem letzten Gespräch machte ich mir Sorgen und betete zu Gott, dass er dir einen Platz zukommen ließ, an dem du endlich Frieden finden würdest. Du siehst, dass er dir geholfen hat. Wann darf ich dich also taufen?"

Ileana hob gespielt ernst einen Finger.

„Ihr seid ein schlimmer Mann, Bruder Leofric. Ich glaube nicht an euren Gott, noch an die nordischen Götter. Das wisst ihr doch!"

Sie sah bittend zu Jule, die neugierig dem Gespräch gelauscht hatte. Dieser Bruder hatte zwar von einer Taufe gesprochen, doch es schien ihm nicht ganz so ernst zu sein, denn er grinste Ileana nur an und schalt sie nicht.

Sie winkte ihn weiter herein.

„Komm herein, Mönch. Entschuldige, aber mein Gatte ist schon seit einiger Zeit mit den anderen Männern weg."

Der Mönch trat ein und schloss die Tür.

„Das ist mir bewusst. Doch ich wollte die Frau von Ragnar kennen lernen, von der alle sprechen. Eine Schildmaid ist hier eher selten, aber im Norden weit verbreitet. Doch ich bin nicht nur aus Neugier hier. Mein nächster Weg führt mich in den hohen Norden und ich wollte euch um einen Rat bitten. Was soll ich unterlassen, damit ich nicht gleich Tod geprügelt werde? Im Gegensatz zu meinen Glaubensbrüdern hänge ich an meinem Leben und bin der Meinung, mein Gott kann noch etwas auf mich verzichten."

Er stellte seinen Stab neben der Tür ab und kam zu ihr an den Tisch.

Jule bat ihn, sich zu ihr zu setzen.

„Du willst in den Norden? Das ist ein gewagtes Vorgehen."

Leofric nickte.

„Mir ist bewusst, dass viele meiner Brüder mehr tot als lebendig aus dem Norden zurückkamen. Und das auch nur, wenn sie Glück hatten. Viele starben. Doch im Gegensatz zu mir wollten sie die Nordmänner missionieren!"

Jule stieß einen verblüfften Laut aus.

„Du willst das nicht?"

Er schüttelte lachend den Kopf.

„Mein Abt ist sehr unzufrieden mit mir, denn ich bekehre nicht viele Seelen zum Christentum. Dennoch gehe ich immer gerne auf Reisen und lerne gerne von anderen Sitten und Gebräuchen! Außerdem mag ich den Met sehr gerne und ich erfreue mich an den Festen der Nordmänner" Er kicherte. „Ich glaube beinahe, auch in mir steckt ein Nordmann."

Sie lachte schallend.

„Wenn du nicht bekehren willst und trinken kannst, dann dürfte man dir nicht zu nahekommen. Allerdings solltest du dich auch bewaffnen."

Er schielte auf seinen Stab.

„Glaubt mir, mein Kind, ich weiß gut mit meinem Stab umzugehen. Was mich zu meinem ersten Grund meines Besuches führt. Ich hörte schon in der Ferne Unglaubliches. Ihr seid wirklich eine Schildmaid?"

Jules langer Weg -Gunnarsson-Saga Teil 3-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt