16. Kapitel

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Lasse verzweifelte so langsam.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, was Jule die ganze Zeit geleistet hatte.

Liv kam nur einmal am Tag vorbei und überließ ihm ansonstendie Pflege von Jule und den Jungs. Auch Tilda kam, aber sie ließ ihn auch immer schnell mit den Jungs alleine. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie das so beabsichtigten, damit er noch mehr Zeit mit ihnen verbrachte, denn sie lächelten immer und Tilda fuhr ihm mehr als einmal zart über die Wange. Das hatte sie auch früher immer getan, wenn sie stolz auf ihn war.

Er musste zugeben, dass die Jungs sehr artig waren. Sobald er etwas sagte, taten sie sofort, was er verlangte. Sie quengelten nicht, wie es andere Kinder taten. Sie befolgten einfach seine Anweisungen. Besonders der Älteste, Yall, half ihm sehr viel. Die anderen versuchten es, aber sie waren einfach noch zu jung. Doch Yall half ihm, wenn er Jule abkühlte. Er holte neue Hemden, um Jule umzuziehen und schickte danach seine Brüder mit der Wäsche zu Liv oder Tilda.

Seit seiner Rede im Langhaus von Tjark, gingen die Bewohner des Gutes ganz anders mit den Jungs um. Am Abend kam immer eine der Frauen, um die Jungs zu Tjark zu begleiten. Am Anfang hatten die Jungs sich noch an ihn geklammert, was ihn auch sehr verwundert hatte. Doch nun waren sie es gewohnt und sie gingen zum Essen und kamen danach wieder mit einer Schale zu ihm zurück, die gut mit Essen gefühlt war.

Morgens übernahm er es selbst, den Jungs etwas zu Essen zu machen. Meist war es Brot und Käse, doch die Jungs beschwerten sich nie. Selbst als er einmal Grütze zubereitet hatte und sie ihm verbrannt war, hatten sie nichts gesagt. Stoisch hatten sie das verbrannte Zeug gegessen und sich sogar bedankt.

„Wir müssen Brot backen, Jungs!"

Yall und Lasse sahen ihn erschrocken an und machten Yorrick dann ein Zeichen. Erst dann starrte auch er ihn an.

„Aber das ist Frauenarbeit!", meinte sein Sohn.

Lasse hob den Finger.

„Ich backe mein Brot immer selbst. Bist du der Meinung ich sei eine Frau?"

Er hörte Yorrick kichern.

„Nein! Du bist bestimmt keine Frau."

Seine Stimme klang immer noch seltsam, aber Lasse hatte sich daran gewöhnt. Wie an so vieles. Er hatte sogar einige Zeichen gelernt.

Er holte eine Schüssel und die nötigen Zutaten. Ernst blickte er in die Runde.

„Was müssen wir als erstes machen, mh?"

Die Jungs warfen ihm die Antworten regelrecht entgegen. Lasse und Yall schrien die Antworten, während Yorrick ein Zeichen nach dem anderen machte. Lasse lächelte leicht.

„Es waren ein paar gute Antworten dabei, aber wir sollten uns erst einmal beruhigen, meint ihr nicht? Mama soll sich doch ausruhen können! Und ihr habt das Wichtigste vergessen. Erst einmal schrubben wir den Tisch. Dann unsere Hände!"

Einige Zeit später lagen die Fladenbrote auf einem heißen Stein im Kamin und buken, während die Kinder davorsaßen und alles genau beobachteten.

Lasse lächelte leicht vor sich hin. Auch wenn er es nie vor den anderen Männern zugeben würde, hatte es ihm Spaß gemacht.

Er nutzte die Ruhe und sah nach Jule, die sich wieder unruhig auf dem Lager wälzte. Leise seufzte er und wusch ihr Gesicht ab, das immer noch glühte.

„Nein...nicht...nicht wieder...lass mich los!"

Jule fuchtelte wild mit ihren Händen und warf sich unruhig von einer Seite auf die andere. Sie war wieder in ihren Fieberträumen gefangen.

Jules langer Weg -Gunnarsson-Saga Teil 3-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt