13. Kapitel

3.5K 251 30
                                    

Ileana verband Leifs Hand, die vom Schlag etwas in Mitleidenschaft gezogen worden war. Dabei schimpfte sie leise vor sich hin, was ihm zum Schmunzeln brachte.

„Ich verstehe die Männer nicht. Warum müsst ihr euch immer prügeln, mh?"

Leif lachte.

„Ich habe mich nicht mit Lasse geprügelt. Ich habe ihm meine Meinung kundgetan! Zwar mit der Faust, aber er brauchte das! Eine andere Sprache verstehen die Gunnarssons ab und zu nicht."

Sie schnaubte.

„Das ist dasselbe, Heiler! Prügel ist Prügel!"

Sanft strich sie ihm über die Hand und Leif unterdrückte ein Seufzen. Er hatte schon ein paar Mal bemerkt, dass sie ihn immer wie zufällig berührte. Und es gefiel ihm. Aber er hielt sich zurück. Sie war so jung und er zählte nun beinahe schon vierzig Winter.

Sie zog den Verband fest, verknotete ihn und räumte anschließend auf. Ihr Blick ging zu Jule, die apathisch bei Yorrick saß und ihm Lieder vorsang.

„Ich muss aber zugeben, dass Lasse eigentlich auch Recht hat.", flüsterte sie, obwohl das gar nicht notwendig war. Jule bekam schon lange nicht mehr mit, was um sie herum geschah.

Leif hob empört den Kopf und sie hob die Hände.

„Nein! Ich meine jetzt nicht, dass er sie beschimpft und dass er ihr vorwirft, dass sie ihre Muttergefühle nicht unterdrückt. Aber schau sie dir an, Heiler. Sie hat seit Tagen nicht mehr richtig gegessen. Eigentlich hat sie nicht gegessen, seid wir hier sind. Nur wenn ich sie gezwungen habe. Und selbst dann war er höchsten ein Bissen. Sie schläft kaum und ich mache mir Sorgen!"

Leif nickte verständnisvoll.

„Du machst dir Sorgen um deine Freundin! Wart ihr bei den Dänen enge Freunde? Du siehst mir nicht nach eine Nordfrau aus. Hast du auch deinen Mann verloren bei der Schlacht? Bist du deswegen hier?"

Sie wurde blass, dann setzte sie sich ihm gegenüber.

„Ich denke, ich muss dir etwas erklären, Heiler. Ich war eine Sklavin."

Er richtete sich auf.

„Was?"

Sie nickte.

„Ja! Die Dänen haben mich als Sklavin mitgenommen und ich wurde nicht gut behandelt. Jule hat mich aber aufgenommen. Sie hat erkannt, dass die Leute Lügen über mich erzählen und deswegen hat sie mich  in ihr Haus aufgenommen. Auch gegen den Willen von Ragnar. Doch auch er erkannte, dass die ganzen Anschuldigungen, welche die Dänen gegen mich erhoben haben, haltlos waren. Als ihr Vater mich mitgenommen hat, erwähnte sie nicht, dass ich eigentlich ihre Sklavin bin. Sie behandelt mich auch nicht so. Da ich kein Sklavenzeichen trage, ahnt niemand etwas davon!"

Leif atmete tief ein.

„Die Dänen...wissen sie es?"

Ilena lachte spöttisch.

„Sie wissen es, aber ich gelte als tot. Niemand hat mitbekommen, dass ich auf das Boot von Stijn bin. Und die, die es interessieren könnte, sind tot. Da keine Dänen hier auftauchen werden, bin ich wohl sicher!"

Leif wischte sich über das Gesicht.

„Du kennst mich nicht. Warum hast du es mir gesagt? Dir muss doch bewusst sein, dass ich es Thorvald melden könnte! Er könnte dich für diese Täuschung bestrafen und zurück schicken!"

Sie nickte.

„Ja, das weiß ich. Aber ich halte dich für einen Ehrenmann, dem Ungerechtigkeit genauso verhasst ist, wie mir selbst!"

Jules langer Weg -Gunnarsson-Saga Teil 3-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt