Kapitel 5

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Lucy POV

Ich wollte nach Hause. Eigentlich hatte ich es mir lustig vorgestellt mal wieder einen gemeinsamen Auftrag anzunehmen und dadurch auch noch meine Miete zu bezahlen, was es anfangs auch war, allerdings fühlte ich mich mittlerweile ziemlich unwohl.

Ich fand es seltsam, dass uns unsere Aufraggeberin nichts Genaueres über den Kristall oder die Grotte verraten hatte. Normalerweise wird uns alles haargenau erklärt, damit wir auch ja nichts falsch machen, was natürlich auch im Interesse des Auftraggebers liegt. Warum verhält sich diese Frau so anders? Verheimlicht sie Irgendetwas? Um das herauszufinden konnten wir nichts anderes tun als ihren Auftrag zu erfüllen. Und trotzdem fühlte es sich an als hätte sich ein Strick um meinen Hals gelegt, welcher sich mit jedem weiteren Schritt in das Innere des Bergs enger zieht.

Erza lief mit einer Fackel in der Hand voran, die beiden Jungs waren irgendwo hinter mir. Das Licht beleuchtete hin und wieder die Steinwände, welche teilwiese nass, einfach nur schmutzig oder mit Moos bewachsen waren. An manchen Stellen entdeckte man auch leuchtende, blau-lila farbene Blumen, doch genauso schnell wie sie zwischen den restlichen Pflanzen aufblitzten, so schnell verschwanden sie auch wieder, da es Erza ziemlich eilig hatte. Sie fühlte sich wohl auch nicht ganz wohl in dieser Höhle und wollte es möglichst bald hinter sich bringen.

Ich bemerkte, dass ich bereits mehrere Meter hinter ihr zurückfiel und beeilte mich sie wieder einzuholen, immerhin hatte sie das einzige Licht in der dunklen Höhle. Als ich zu ihr aufgeschlossen hatte, drehte ich mich noch einmal um, um zu sehen, ob uns die anderen folgten.

Happy schwebte ca. einen halben Meter über mir und die anderen waren zum Glück auch nicht sonderlich weit entfernt. Wie ich von hier aus sehen konnte, unterhielten sie sich angestrengt, lachten und schienen kaum etwas von ihrer Umgebung mitzubekommen. Warum konnte ich nicht auch so sorglos sein. Und seit wann verstanden sich die beiden eigentlich so gut?

Normalerweise hielten sie doch immer den größt möglichen Abstand zueinander und ließen keine Gelegenheit aus um mit dem anderen zu streiten. Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber trotzdem kam es mir bisher meistens so vor.

Plötzlich spürte ich wie mein Fuß gegen etwas Hartes stieß, wodurch ich mein Gleichgewicht verlor und hart auf dem Steinboden aufschlug. „Lucy!“ Natsu war sofort bei mir. „Ist dir irgendwas passiert, das sah ja voll spektakulär aus, wie du dich plötzlich vollkommen flach hingelegt hast.“ „Nein, danke, mir geht’s gut und ich finde es super, dass du so viel Freude an meinem Stutz hast.“ „So war das gar nicht gemeint, aber du hättest echt mal sehen sollen, wie du voll Panik mit deinen Armen gewedelt hast und kurz darauf einfach so dalagst.“ „Schon gut, ich hab’s ja verstanden, schade dass ich mir meinen super Auftritt nicht selbst anschauen konnte.“ „Stimmt, da hast du echt was verpasst.“ Hatte er meinen Sarkasmus nicht herausgehört oder war das seine Art damit umzugehen? Ich beschloss lieber nicht weiter darauf einzugehen.

„Hey, Lucy, konzentrier dich bitte ab sofort mehr auf deinen Weg.“ Erza hatte ebenfalls angehalten und schaute nun streng auf mich herab, allerdings kannte ich sie mittlerweile so gut, um zu wissen, dass sie eigentlich erleichtert war, dass ich nur ein paar kleinere Kratzer zu haben schien. „Komm, wir müssen weiter.“ Sie hielt mir ihre Hand hin, um mir aufzuhelfen, welche ich dankbar ergriff.

„Sagt mal, wie lange laufen wir denn jetzt schon?“ „Mindestens eine Stunde, warum?“ „Ich dachte hier soll es massenhaft Fallen geben, aber bisher haben wir keine einzige entdeckt oder aktiviert.“ „Stimmt, vielleicht sind sie schon so alt, dass sie nicht mehr richtig funktionieren.“ „Ja genau, wahrscheinlich müssten sie mal wieder geölt werden.“, mischte sich Natsu nun auch in unser Gespräch ein. „Darüber sollten wir uns nicht allzu viele Gedanken machen, ist doch gut, wenn es hier keine Fallen gibt.“

Gerade als Erza dies ausgesprochen hatte, begann sich der Boden zu bewegen. Einzelne Stücke brachen heraus und darunter kam eine blaue Flüssigkeit zum Vorschein, welche stark blubberte und sich langsam ausbreitete. „Was ist das denn jetzt?“ Natsu schien genauso überrascht zu sein wie ich. „Ich kann es nicht sicher sagen, aber wir sollten vorsichtshalber versuchen nicht mit der Flüssigkeit in Kontakt zu kommen.“

Von Felsen zu Felsen hüpfend, befolgten wir Grays Rat. Doch nach kurzer Zeit gab es kaum noch Steine, die nicht in dem Blau versunken waren und zu allem Überfluss schossen nun auch noch vereinzelt Fontänen hervor.

Gerade als ich zu einem größeren Bodenstück sprang spritzte die Flüssigkeit unter mir hoch. Zum Glück war ich schon fast drüben und dachte, dass es mich nicht mehr erreichen würde, als ich einen stechenden Schmerz an meiner rechten Hand spürte. Trotzdem landete ich sicher und betrachtete meine geschändete Hand. Sie war total verätzt. Gray lag also nicht falsch, was seine Vorahnung betraf. Wir dürfen die Säure unter keinen Umständen berühren.

„Lucy, geht’s dir gut? Zeig mal.“ Behutsam hob Erza mein Handgelenk an und betrachtete es genauer. „Das sieht nicht gut aus. Sie muss sofort geheilt werden. Anscheinend ist es nicht nur ätzend sondern enthält zudem ein sich schnell ausbreitendes Gift.“ „Was, wir müssen sofort umkehren.“ „Nein, keine Sorge, so schlimm ist es nicht, lasst uns erst unseren Auftrag zu Ende bringen. Ich schaff das schon.“ „Bist du dir sicher?“ „Ja, ja, kein Problem“, erst jetzt bemerkte ich, dass so gut wie kein fester Untergrund mehr vorhanden war, „wir sollten uns lieber mal nach einen Ausweg umsehen.“

Die anderen schienen nun auch unsere derzeitige Situation zu registrieren. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte ich in der Hoffnung, dass einer von ihnen irgendeinen Plan hätte. Ich schaute mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch alles was ich erblickte, waren die ratlosen Gesichter meiner Teammitglieder. „Ich habe keine Ahnung, aber wenn es so weiter geht, werden wir alle drauf gehen.“ Danke Gray, das hat mir jetzt so richtig Mut gemacht.

„Nein, wir schaffen das schon irgendwie. Lucy, bitte, denk nach, du findest doch sonst auch immer für alles eine Lösung.“ Da hat Natsu mal ausnahmsweise Recht, aber gerade war ich wirklich komplett planlos. Plötzlich begann auch der Felsen, auf dem ich zusammen mit Erza stand langsam zu zerbröckeln. Viel Zeit blieb uns nicht mehr. Was sollte ich bloß tun?

Ich suchte angestrengt nach einem Ausweg, aber mir fiel unter diesem Zeitdruck absolut nichts ein und die anderen drei zählten doch auf mich. Moment, warte…, drei? Da fehlt doch einer. „Natsu, wo ist Happy?“ „Äh in meinem Rucksack, er war müde, deshalb…“ „Ist jetzt egal, hol ihn sofort raus.“ „Hey, was soll das denn, ich will noch weiter schlafen.“, beschwerte sich der freche Kater, als Natsu ihn unsanft weckte.

„Happy, wir kommen hier nicht weg, könntest du uns bitte wieder auf sicheren Boden fliegen?“ „Mann, ich bin grad aber voll müde und Hunger hab ich auch, vielleicht…“ „Du fährst jetzt sofort deine Flügel aus und bringst uns in Sicherheit, du dummer Kater!“ „Okay, ist ja schon gut, allerdings kann ich euch nur einzeln tragen.“ „Ja, ich weiß, jetzt leg endlich los.“

Hoffentlich reicht die Zeit noch aus.



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