Kapitel 8

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Natsu POV

Gray versuchte sich aufzurichten. Seine Beine waren jedoch noch zu schwach, weshalb er sofort wieder hinfiel. Anstatt ihm zu helfen beachtete ich den Schwarzhaarigen nicht weiter, sondern meinte nur er solle noch etwas liegen bleiben bis er wieder einigermaßen bei Kräften sei. Stattdessen ging ich auf die Wände zu um mir die Zeichen genauer anzusehen.

Bis auf, dass sie alt aussehen konnte ich nichts aus ihnen herauslesen. Wenn Lucy jetzt hier wäre wüsste sie bestimmt was es mit diesen Symbolen auf sich hat. Oh Mann, ich hoffte es geht Lucy und Erza gut. Vor allem Lucy musste dringend zu einem Arzt oder Heilmagier. Wir müssen hier so schnell wie möglich raus und sie finden. Zu allem Überfluss hatte ich nicht mal mehr mein Gepäck bei mir, da ich es abgelegt hatte, als ich auf die Mauer geklettert bin um Gray zu helfen.

Ich drehte mich wieder zu eben diesem um und sah, dass er noch immer versuchte aufzustehen. Wie er dabei allerdings immer wieder hinfiel und es daraufhin wie ein kleines Reh, das zum ersten Mal zu laufen versucht, erneut probierte, sah schon ganz süß aus. Obwohl ich der Meinung war er sollte sich noch ausruhen, erkannte ich, dass es wohl keinen Sinn hätte zu versuchen ihn davon zu überzeugen. Was ich auch verstehen konnte, schließlich wäre es mir in solch einer Situation ebenfalls nicht möglich einfach nur still dazusitzen.

Schnell ging ich auf ihn zu und hielt ihm meine Hand hin. Er schaute mich verlegen an, ließ sich aber trotzdem von mir aufhelfen. Ich legte mir seinen rechten Arm um die Schulter um ihn zu stützen. „Danke, aber bin ich dir so auch nicht zu schwer? Ich schaff das schon alleine, du musst mir nicht helfen. So halte ich dich doch nur auf.“ Hat man ja gesehen, wie toll er es allein geschafft hat. „Du bist noch zu schwach, wenn ich dir nicht helfe, kommen wir nur noch langsamer voran.

Wo müssen wir jetzt überhaupt hin?“, fragte ich ihn, hoffnungsvoll er wäre nicht genauso orientierungslos wie ich. „Ich habe keine Ahnung. Am besten nehmen wir einfach an jeder Abzweigung den rechten Gang, dann werden wir uns vielleicht nicht noch mehr verlaufen.“ „Den rechten nimmt jeder, wir nehmen den linken, da denken die bestimmt nicht dran.“ „Die?“ „Äh, also, kurz bevor ich in Ohnmacht gefallen bin, war da ein Mann, welcher zu irgendwem sagte, dass wir länger durchgehalten hätten als es ihr Boss erwartet hätte, nun aber für uns Endstation sei.“ „Was? Und das sagst du mir erst jetzt?“ „Es ist mir gerade eben erst wieder eingefallen.“, sagte ich zu meiner Verteidigung. „Okay, das heißt dann aber, dass wir sozusagen von diesen Typen entführt und irgendwo in diesem riesigen Höhlenirrgarten ausgesetzt worden sind. Na toll, das steigert unsere Überlebenschancen natürlich enorm.“

Jetzt wurde mir auch langsam klar, wie beschissen unsere derzeitige Lage wirklich war. Wenn uns jemand, der sich hier höchstwahrscheinlich auskennt, loswerden will, dann hat er uns bestimmt so tief in diese verfluchte Grotte verfrachtet, dass wir auch in tausend Jahren nicht mehr hier rausfinden. Doch Aufgeben kam für mich trotzdem nicht in Frage. „Das ändert nichts daran, dass wir es versuchen müssen. Nach allem, was ich überlebt habe, sterbe ich doch nicht einen solch unspektakulären Tod. Wahrscheinlich würden nicht mal unsere Leichen gefunden werden und wir würden hier ruhig vor uns hin verwesen.“ „Danke, mit dem zweiten Teil, hast du mir mal wieder richtig Mut gemacht. Aber du hast recht, hier sitzen bleiben und auf Hilfe hoffen, kommt nicht in Frage.“

Wir setzten meinen Linker- Durchgang-Plan in die Tat um. Anfangs kamen wir nur langsam vorwärts, weil ich Gray stützen musste, doch nach kurzer Zeit, ging es ihm wieder so gut, dass er selbst laufen konnte. Eigentlich schade, ich fand es schön, als er auf mich angewiesen war und ich ihm somit nah sein konnte. Im Moment lief er mit einer kleinen Fackel, welche wir aus einem am Boden liegenden Holzstück gemacht hatten, ca. einen Meter voraus, da ich immer wieder anhielt, um die Symbole an den Wänden zu betrachten. Während ich ihn schweigend von hinten betrachtete, dachte ich über die letzten Tage mit ihm zusammen nach.

Ich konnte unmöglich leugnen, dass ich mich nicht auf irgendeine seltsame Art und Weise zu ihm hingezogen fühlte. Eigentlich dachte ich immer, dass ich ihn niemals ausstehen könnte, schon allein, da er ein Eismagier ist, das komplette Gegenteil von mir also. Aber nun bin ich um ehrlich zu sein sogar froh, dass ich mich ausgerechnet mit ihm zusammen hier befinde und ziehen sich Gegensätze nicht eigentlich an? Ich hatte Angst, da es bisher noch keinen Menschen in meinem Leben gab, welcher mich so sehr interessierte wie er, zwar gab es bis jetzt schon ein paar – wenn auch nicht sehr viele – Mädchen, mit welchen ich geflirtet hatte und welche dann auch meist mehr von mir wollten. Jedoch war ich nie wirklich interessiert und vergaß sie häufig auch schnell wieder. Doch so konnte das nicht weitergehen. Nicht nur, dass er genau wie ich ein Junge ist, was wenn er mich noch immer nicht ausstehen kann und nur keine Lust hat, ständig seine Zeit damit zu vergeuden, sich mit jemandem wie mir zu streiten. Ich muss versuchen, ihn wieder als eine Art Feind anzusehen, das ist die einzige Möglichkeit. Auch wenn es nicht so ganz das ist, was ich will. Was soll ich nur tun?   
 

Gray POV

Auch wenn ich es genossen hatte, so nah neben Natsu zu sein, riss ich mich sobald ich wieder einigermaßen selbstständig laufen konnte von ihm los und ging voraus, bevor er mir noch etwas angemerkt hätte. Wir irrten ewig durch die nicht enden wollenden Höhlengänge, bis mir auffiel, dass der Pinkhaarige nicht mehr hinter mir war.

Ich lief den Weg zurück und fand ihn zum Glück nur eine Abzweigung entfernt völlig erschöpft am Boden sitzend vor. Ich hatte ganz vergessen, dass er bereits deutlich erschöpfter sein musste, schließlich hat er mich anfangs mitgeschleppt, wodurch er bestimmt fast das doppelte an Energie verbraucht hatte, während ich mich kaum habe anstrengen müssen. Ich beschloss, dass wir uns ausruhen und unsere Kräfte nicht allzu früh aufbrauchen sollten. Weshalb ich meine Decke ausbreitete und mich hinlegte.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass Natsu es mir gleich tun würde, aber er saß einfach nur da. Oh Gott, vielleicht ging es ihm viel schlechter als er aussah. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass er erschöpft ist, ohne ihn überhaupt zu fragen. „Natsu?“, versuchte ich ihn vorsichtig anzusprechen. „Ja…“ „Geht es dir gut?“ Er hob seinen Kopf und ich blickte in vollkommen glanzlose Augen, als hätte sich ein Nebelschleier über sie gelegt. Er hatte dunkle Augenringe und war allgemein ziemlich blass. Dabei mochte ich es doch gerade, wenn seine Augen wie üblich vor Tatendrang glänzten und strahlten. Als hätte er ein loderndes Feuer in sich, welches ihn immerzu antreibt und zudem die Kraft besitzt andere Menschen mit in seinen Bann zu ziehen.

Doch als ich nun in dieses trostlose Gesicht blickte, hatte ich das Gefühl, eben dieses Feuer sei erloschen und an seinen Platz wäre nichts als Leere getreten. Allein dieser Anblick sorgte dafür, dass sich mein Herz zusammenzog und ohne genau zu wissen warum, setzte ich mich ruckartig auf und legte meine Arme um Natsu.







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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 10, 2019 ⏰

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