42 - gefährliches Spiel

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Hier bin ich nun auf dem Weg, um ihn zur Rede zu stellen. Mein Bauchgefühl sagt mir: "Dreh um Mädchen! Tu das nicht!"
Aber meine Wut und mein gebrochenes Herz wollen diesen kalten, gruseligen Fremden zur Rede stellen.

Natürlich weiß ich wo er ist.
Wir wissen beide noch immer wo der andere ist, denn ich bin eine Frau und stalke meinen Ex, ist doch klar?
Warum er das weiß ist mir zwar ein Rätsel aber wundern tut es mich nicht mehr. Wie viel er mir verschwiegen hat und wahrscheinlich noch tut, dabei ist die Schwelle für Verwunderung doch erheblich gestiegen. Das er nur kurz nach unserer Trennung schon mit anderen Frauen ins Bett springt ist mir nicht entgangen.

Es ist mir schleierhaft wie ich all das übersehen konnte, was für ein Mensch er tatsächlich ist. Ich war naiv und das bin ich immer noch.
Doch am meisten Ärgert mich wie ich trotz allen kleinen Anzeichen mit ihm zusammen war...

Klar hatten wir meistens Spaß aber ich hätte vielleicht etwas ahnen können. Ich hab so viele Gerüchte gehört und nie hingehört weil mein guter Wille an das gute im Menschen zu glauben nie nachgegeben hat.

Ist das nicht immer so mit Fake Friends? Am Anfang immer soooooo viel Spaß und irgendwann fühlt sich alles so unwirklich an dass du nichts mehr mit kriegst. Ich hatte immer schön das Gefühl das ich von Falsch und Richtig nicht unterscheiden kann.
Ich lasse mich zu schnell blenden.

Keine Ahnung was ich ihn sagen sollte wenn ich bei ihm bin. Mir fällt gerade auch nichts ein. Wenn ich bei ihm bin werde ich ausrasten, ich werde ihn anschreien und alles raus lassen, ich würde den Raum verwüsten wenn es sein muss, das wusste ich.

Aber als ich vor besagtem Gebäude stehe, seiner Firma, wusste ich ganz genau was ich sagen musste um mir endlich Luft zu machen und ihm kräftig in den Arsch zu treten!
Ich hatte mir extra meine lieblings Unterwäsche angezogen um mich so selbstbewusst zu fühlen wie nur möglich, damit ich auch bloß nicht einknickte!

Im Fahrstuhl drückte ich direkt die Notfall Zahlenkombi sodass ich auch ohne Schlüssel in sein Apartment konnte. In dem Moment fühlte ich mich so mächtig wie seit Monaten nicht mehr. Die Wut sprudelte nur so durch meine Adern. Ich war so voller Energie und so sauer das ich selbst ein heißen Wasserkocher auf seinem Gesicht leeren könnte! Ich stellte mir sogar vor wie sein Gesicht wohl verbrannt aussehen würde und musste schmunzeln.

Die Wut von all den letzten Monaten und selbst die High-schooljahre kamen wieder hoch. Ich hatte es noch nie so unglaublich satt verarscht zu werden! Immer die naive kleine Cara zu sein! Immer rumgeschubst zu werden, behandelt zu werden als hätte ich keine Gefühle! Mein Herz schlug so heftig in meiner Brust das ich kurzzeitig Angst hatte es bliebe stehen.

Als ich im Apartment ankam knipste ich den kleinen roten Schalter neben der Tür runter um zu verhindern daß der Notfallmelder anging. Nach kurzem warten hörte ich gleich mal heiseres Gestöhne. Das könnte jetzt wohl kaum sein ernst sein! Und das während seiner Arbeitszeit, da hatte er nie Zeit für mich...
Wegen der Ironie allein lachte ich auf.
So kurz vor den Tränen, die ich so lange zurückgehalten habe.

Aber dann fiel mir was besseres ein.
Wieso sollte ich heulen?
Lassen wir doch lieber ihn bluten!
Wieso muss ich mich damit zufrieden geben? Raumschreien? Warten? Ne Danke.

Ich ging rüber hinter der Couch und holte seine heiß geliebte Xbox hervor. Die liebt er ja, hat er gesagt, auch zu mir...
Also sollte es ihm ja nichts ausmachen wenn sie von uns geht.

Ich schmiss die Controller achtlos hinter mich und schnappte mir die Konsole. Handlich das Teil, ich lächelte. Mit einem Kick landete sie in der Küche die direkt neben dem Schlafzimmer lag. Die angeschlossenen Kabel flogen aus der Steckdose und die Konsole zersplittert kratzendp auf den Marmorfliesen.
>Schaaaaaaatz! Ich bin Zuhause!< rief ich.

Gleich darauf hörte das Gestöhne auf. Ich schlenderte in die Küche und machte alle Schränke auf. Es würde wohl noch einige Momente dauern bis die beiden angezogen sind. Die Nutte tat mir nicht im geringsten leid. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen wie er sie genommen hat.
Jetzt in diesem Augenblick könnte ich nicht glauben das ich Angst hatte nicht wütend genug zu sein!

Ich nahm mir wahrlos Teller und Tassen aus den Schränken um sie mit aller Kraft auf den Boden zerschellen zu lassen. Der Krach ließ wahrscheinlich zu das er sich beeilte und nur drei Teller und eine Tasse später stand er mit Hose und halb zugeknöpften Hemd im Raum.

Er starrte mich aus einer Mischung aus "Was zur Hölle machst du hier?" Und "Warum jetzt nach Monaten?" an. Aber das beeindruckte mich keineswegs. Es ließ mich grinsen, denn damit hatte er nicht gerechnet.
Ich verstand auf einmal die ganzen Frauen in den Filmen die so ausrasteten und ihrem Ex das Leben zur Hölle machten. Es hatte was.

Rache ist süß, das stimmt. Sehr süß und ich will mehr.
Erst Recht als ich sehe das es seine Assistentin war, die er gefickt hat.

>Hey Honey, ich wollte grad für uns kochen und wollte den Tisch decken.< sage ich lächelnd und auf einmal bin ich wieder ganz ruhig.
Jetzt wo ich ihn wieder sehe nach so langer Zeit und dennoch feststelle das ich verletzt bin, braucht meine Wut nur noch die Sparflamme.

Er sieht nicht geschockt aus aber auch nicht sauer. Dennoch eine Art Missbilligung sehe ich in seinem Blick. Als wenn er sagen würde: "So eine bist du also?"
Ich vermisse seine bunten Augen.

Den Gedanken versuche ich so schnell wie möglich zu begraben.

> Denk bloß nicht das ich sowas nicht kenne...< sagt er dann in einem Ton, den ich von ihm nicht kenne. 
Überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch und lasse den Teller in meiner Hand fallen.

>Wieso hast du mich verfolgt? Mein Handy kontrolliert? Mein Leben zerstört? Mein Herz gebrochen?<

Seine Hände ballen sich zu Fäusten und ich schlucke.

Die Tänzerin und der CEOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt