Kapitel 6

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Am Morgen darauf wurde ich gegen halb acht von meinem klingeldem Handy geweckt.

"Hm?" gab ich verschlafen von mir.
"Lilli? Ich brauche Hilfe!" sagte Emma.
"Wo bist du?" platzte es aus mir heraus und ich war sofort hellwach.
"Weiß ich eben nicht..."
"Emmi, hat der Typ von gestern irgendwas gemacht? Ich schwöre dir, ich bring ihn um!" unterbrach ich sie.
"Nein, nein! Keine Sorge! Er war mega nett, aber ich will weg sein bevor er wach wird. Du weißt schon... Das peinliche Gespräch danach." Ich musste lächeln.
"Ehm ja Emma, schick mir deinen Standpunkt und ich komm dich abholen. Geh schon mal aus der Wohnung raus." Und so beendeten wir unser Telefonat.

"Lilli?" sprach eine verschlafene Stimme aus der Ecke. "Was machst du? Es ist viel zu früh!" Noah. Shit. Den hatte ich vergessen.
"Oh sorry, ich hab dich geweckt, aber wir müssen Emma noch kurz abholen." entschuldigte ich mich. "Willst du immernoch mit zum Strand?"
"Klar!" antwortete er schnell und lächelte mich an. Und oh mein Gott, ich konnte gar nicht mehr weg blicken und musste automatisch anfangen wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen, doch plötzlich kam ein leises Bellen von Motte, welches uns wohl sagen sollte, dass wir endlich fahren sollten.

"Aha? Wer bist du denn?" begrüßte meine gutgelaunte beste Freundin unseren blinden Passagier.
"Noah. Sehr angenehm!" antwortete er gespielt vornehm.
"Nett, nett dein Typ Süße!" sagte sie mir und blinzelte mir zu.
"Er ist nicht m..." wollte ich klar stellen, doch wurde augenblicklich unterbrochen.
"Danke, danke!" entgegnete Noah. Ich rollte kurz lächelnd mit den Augen und führte unser Gespräch dann fort:
"Auf jeden Fall fährt Noah mit ans Meer Emma."
"Find ich gut!" sagte sie und unsere Reise ging weiter.

"Dahinten kommt gleich eine Raststätte. Sollen wir da einen Kaffee trinken?" fragte Emma ein bisschen später.
"Wir haben eine Kaffeema..." erneut wurde ich unterbrochen. Diesmal von Emma's warnendem Blick, der mir verriet, dass sie über etwas reden wollte.
"Kaffee hört sich gut an." entgegnete ich schließlich.
"Okaaaaay? Was war das?" fragte Noah leicht verwirrt.
"Frauengespräche." antwortete ich knapp.
"Kaffee ist ein Frauengespräch?"
"Genau! Du hast es erfasst!" sagte Emma lachend.
"Verstehst du das Motte?" wendete er sich an meine Hündin. Diese blickte ihn allerdings nur völlig cool an woraufhin ich sagte: "Sie ist ein Weibchen. Natürlich versteht sie uns."
"Diskriminierung!" stellte er fest, musste allerdings selber lachen. 

"So... Was ist los?" fragte ich Emma neugierig als wir bei dem Kaffee der Raststätte kurz auf die Toilette gingen um ungestört zu sein.
"Ehm... Das sollte ich eher dich fragen." antwortete sie lachend.
"Öhm... Wieso?"
"Du nimmst einen völlig Fremden mit? Klar, er ist nett und scheint wirklich keine bösen Absichten zu haben, aber du flirtest doch sonst nicht so extrem?!"
"Flirten? Was?" entgegnete ich entsetzt.
"Lilli, ich bin's. Du kannst mir nichts vormachen." Wenn sie wüsste wie falsch sie damit lag.
"Da läuft nichts. Wirklich nicht." Versicherte ich ihr.
"Na das werden wir ja noch sehen." sagte sie und musste grinsen.
"Wetten?" forderte ich sie heraus.
"Wette gilt!" zischte sie grinsend.

Nach einer weiteren halben Stunde kamen wir endlich am Deich an.
"So meine Damen und Herren. Bitte aussteigen. Wir sind am Ziel." sagte ich zufrieden und wir gingen über den Deich zum Strand und als ich den Ozean sah begriff ich endlich was gerade in meinem Leben abging. Ich war frei. Ich blickte auf das Meer und fühlte mich das erste Mal in meinem Leben wirklich frei. Nie zuvor hatte ich so ein Gefühl verspürt. Ich verstand plötzlich, dass ich just in diesem Moment genau das Leben führte, was ich mir immer gewünscht hatte. Ich wollte meinen Blick nicht vom Wasser abwenden, aber dann wurde ich von der Seite angesprochen: "Lilli, kannst du kurz helfen das Zeug an den Strand zu schleppen?" fragte Noah und wenig später lag eine Picknickdecke mit diversen Snacks und Getränken am Wasser. Wir hatten Glück und hatten anscheinend eine abgelegene Stelle erwischt, denn es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen, allerdings war das hier auch kein öffentlicher Badestrand.

Motte war natürlich schon längst im Wasser und hatte ihren Spaß, während wir hart gearbeitet hatten... Okay wir mussten nur die Sachen rüber tragen, aber Arbeit ist Arbeit!

Da mir inzwischen auch ziemlich warm war, schnappte ich mir das Lieblingsspielzeug meiner Hündin und rannte ins Wasser. Das Spielen mit Motte machte mich jedes Mal glücklich, doch im Augenblick war ich so überglücklich. Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben. Ich konnte nicht glauben, dass ich das hier wirklich durchzog.

Motte's Ausdauer war durch ihren kleinen Herzfehler, der aber nicht weiter schlimm war, noch nie gut gewesen, weshalb sie sich nach circa fünf Minuten erschöpft an den Strand legte. Ich war als einzige im Wasser, da die anderen beiden sich gerade am Ufer unterhielten. Ich genoss die Zeit mit jeder Ader meines Körpers. Ich ließ mich fallen, legte mich als 'toter Mann' auf's Wasser und ließ mich von den Wellen tragen.

Nach ein paar Minuten beschloss ich auch wieder zurück an den Strand zu gehen. Also setzte ich mich mit meinen nassen Klamotten in den Sand, damit die Decke nicht nass wird.
"Gib mir mal bitte die Chips rüber, Emmi." bat ich meine beste Freundin, damit ich meine schon etwas länger anhaltende Chipssucht verstärken konnte.
"Jetzt erzähl mal Noah. Wieso wolltest du eigentlich ans Meer?" forderte Emma ihn auf nachdem sie mir meine geliebten Chips gab.
"Ich reise gerade ein bisschen durch die Weltgeschichte und da ich das Meer liebe führte daran kein Weg vorbei." erklärte er.
"Ah du bist also genauso meerverrückt wie Lil?!" stellte sie fest und wackelte in meine Richtung mit den Augenbrauen, allerdings fing sie sich dadurch nur einen Killerblick meinerseits ein.
"Du bist auch verrückt nach Wasser." versuchte ich von dem Thema, was sie anfangen wollte, abzulenken. "Wie wäre es mit einem Lagerfeuer und Marshmallows?" schlug ich unschuldig vor.
"Gute Idee." antwortete Noah.
"Ich bin auch dabei." sagte Emma. "Ich weiß genau was du tust. Die Wette wirst du sowasvon verlieren!" lächelte sie mich herausfordernd an, so dass nur ich es hören und sehen konnte.
"Okay ich geh kurz Marshmallows kaufen und ihr kümmert euch um das Feuer?" schlug Noah vor.
"Jap so machen wir's!" antwortete ich und schon war er weg.

"Okay wir brauchen Äste, Blätter und Streichhölzer." dirigierte Emma.
"Streichhölzer sind im Wagen."
Sie holte die Streichhölzer und dann suchten wir gemeinsam nach passenden Stöcken. Zugegeben... Wir hatten keinen Plan wie man spontan ein Feuer macht, doch wir waren völlig überzeugt von uns selbst.
"Irgendwie sieht das falsch aus." stellte ich fest als wir schon sieben Streichhölzer verschwendet hatten und plötzlich hörte ich jemanden hinter uns lachen, wodurch ich, die schreckhafteste Person dieses Planetens, völlig erschrocken zusammenzuckte.

"Ich hab Anzünder mitgebracht. Mir war schon klar, dass ihr das nicht hinbekommt." Emma zog skeptisch eine Augenbraue hoch, was Noah sofort zum Reden brachte: "Ja okay... Ich hab auch keinen Plan wie man das sonst machen soll." gab er zu und ich bekam einen kleinen Lachflash, aber als ich gar nicht mehr aufhören wollte, schaute Noah Emma besorgt an, doch diese reagierte total gechillt und meinte einfach nur: "Don't worry Darling. Das ist normal. Oder hast du dir Sorgen gemacht?" und sofort hatte sie wieder ihren provokanten Blick drauf, den Noah nun auch endlich kennenlernen durfte.

Während das Feuer endlich brannte und wir unsere Marshmallows aßen, alberten wir noch ein bisschen weiter rum. Zumindest solange bis Noah auf ein Mal völlig müde mitten am Strand einschlief.
"Schau mal Emma." machte ich meine beste Freundin auf Noah aufmerksam.
"Wirst du etwa fies zu deinem Lover?" fragte sie belustigt.
"Zum letzten Mal: Er ist nicht mein Lover! Wir sind Freude. Die Wette hast du schon verloren. Aber ja, ich bin wieder fies." erklärte ich und nahm mir eine leere Schale, ging zum Wasser, befüllte diese damit, nur um sie kurz darauf Noah mitten ins Gesicht zu kippen.
Er brauchte einen Moment um alles zu realisieren und ich konnte mich vor lachen kaum noch halten. Allerdings nur bis er aufsprang, auf mich zu kam, mich von jetzt auf gleich hoch nahm, über die Schulter warf und in Richtung Wasser lief.
"Oh nein, nein Noah. Nein. Bitte." sagte ich, aber musste dabei selber lachen und wenig später wurde ich ins Wasser geworfen und die Wasserschlacht begann. Motte, die erst dachte, sie müsse mich beschützen und anfing zu bellen bis sie realisierte, dass alles nur Spaß war, machte logischerweise auch bei unserer Wasserschlacht mit.

Nachdem wir also alle von oben bis unten nass waren, war das Feuer praktischerweise von uns gelöscht worden.
Wir wollten uns noch den Sonnenaufgang ansehen, doch diesen schaffte ich nur noch bis zur Hälfte, da ich völlig übermüdet am Strand einschlief.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 01, 2018 ⏰

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