Am Morgen darauf wachte ich so erholt wie schon lange nicht mehr gegen 08:00 Uhr auf. Je enger unser provisorisch gebautes Bett aussah, desto bequemer war es.
Emma schlief noch also rief ich Motte zu mir, die in ihrem Körbchen auf ihrem Sitz geschlafen hatte und entschied mich dazu mit ihr wieder an die eine Stelle der Maas zu gehen, an der wir gestern bereits waren.
Die Strömung war hier nicht besonders stark weshalb ich meiner Wasserratte erlaubte schwimmen zu gehen. Das Wetter war sowieso zu warm für sie, da sie so ein dunkles Fell hatte.
Als sie gerade anfing wie ein Känguru zu springen und im Wasser zu planschen, bereute ich es wirklich meine Kamera nicht mitgenommen zu haben.Nachdem ich fünf Minuten in der prallen Sonne stand, war mir auch ganz schön warm geworden und kurzerhand schlüpfte ich aus meinen Flip-Flops und sprang ebenfalls ins kühle Wasser, worüber sich Motte noch mehr freute.
Danach waren zwar meine kompletten Klamotten nass, die an dem Tag aus einer Hotpants und einem einfachen schwarzen Top bestand, allerdings war dies bei der Hitze nicht gerade ein Nachteil.
Als ich den Heimweg antrat, kam mir der Gedanke noch Brötchen mitzunehmen und als ich beim Bäcker ankam war ich schon wieder komplett trocken.Mit frischen Brötchen kam ich also wieder am Bus an wo meine beste Freundin gerade endlich das Tageslicht erblickte.
"Hey du Schlafmütze. Wir haben bereits halb 10. Ich hab Brötchen dabei. Wir essen was und dann geht's nach Amsterdam!" begrüßte ich sie.
"Brötchen? Essen? Perfekt!"Nachdem wir uns die Brötchen schmecken ließen, packten wir alles zusammen und ich drückte auf's Gas und unsere Reise ging weiter.
"Ich erstell' mal 'ne Playlist, okay?" schlug Emma vor.
"Ja gerne." antwortete ich und lächelte sie an.
"Welche Musikrichtung?"
"Ist mir eigentlich egal. Irgendwas, was gute Laune macht."
Und wenig später koppelte sie ihr Handy mit der Musikbox und diverse Lieder ertönten. Unter anderem 'Budapest' von George Ezra, 'Best day of my life' von American Authors und 'Adventure of a lifetime' von Coldplay.Als wir in Amsterdam ankamen beschlossen wir wieder etwas durch die Stadt zu schlendern und Bilder zu machen.
Ich hatte mir schon gedacht, dass reisen mit Emma schön sein wird, aber so schön hätte ich es mir nie erträumen können."Lilli?" sprach mich meine beste Freundin an als wir wieder am Bus ankamen.
"Hm?"
"Heute Nacht machen wir so richtig einen Drauf!"
"Oh nö... Hab keine Lust auf Party." stöhnte ich genervt.
"Keine Widerrede! Einmal machen wir zusammen in Amsterdam Party!"
"Oh... Na gut, aber nicht lange."
"Jaja" und bei dem Kommentar war mir bereits klar, dass dies eine sehr lange Nacht werden sollte."Aber nur, wenn du mir bei meinem Outfit hilfst." stellte ich meine Bedingung.
"Nichts lieber als das! Zeig mal was du mitgenommen hast."Wir einigten uns auf eine helle Hotpants und ein schwarz-blaues, bauchfreies Top, wodurch man meinen Bauchnabelpiercing gut sehen konnte, der die Form einer Schildkröte hatte und warme Rottöne besaß. Emma zog einen silbernen Rock an und ein schwarzes Top, welches mit Pailletten bestickt war. Unsere Haare ließen wir beide offen und schon wieder war ich neidig auf Emma's Aussehen. Die blonden Dreadlocks standen ihr mega gut und passten zu ihr, während meine Haare einfach nur ohne jegliche Struktur runterhingen.
Es war bereits 20:00 Uhr und im Bus war es kühl genug, weshalb ich Motte ohne Sorge dort lassen konnte. Direkt in der Mitte der Hauptstadt war eine Disko, in der an diesem Tag ziemlich gute Musik lief, also machten wir uns auf den Weg."Emmi? Gib mir dein Handy und dein Portmonee. Ich passe drauf auf." sagte ich und verstaute unsere Sachen sicher in meiner Tasche.
"Tequila?" schlug sie vor.
"Tequila!" antwortete ich knapp und meine Freundin zeigte 4 Finger in die Richtung des Barkeepers und rief über die laute Musik hinweg "Tequila" und so tranken wir jeweils zwei Shots hintereinander weg."Lass uns tanzen!" sagte ich und zog sie hinter mir her zur Tanzfläche. Ich hörte mich kurz in die Musik rein und bewegte mich dann passend dazu. Ich genoss es endlich richtig feiern zu können ohne am nächsten Tag meinen Kater und meine Müdigkeit verstecken zu müssen.
Emma wurde gerade von einem Typen angetanzt, der ihr zu gefallen schien und so tanzte ich alleine weiter... Zumindest solange bis ich kurz danach von jemandem ziemlich unsanft angerempelt wurde. Genervt drehte ich mich augenrollend zu der Person um, doch jegliche Wut verschwand als ich plötzlich in zwei wunderschöne blaue Augen blickte. Augen so klar, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte."Oh ehm... Sorry." holte mich die unbekannt Stimme des fremden Mannes mit den braunen Haaren aus meiner Trance und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Ehm... Kein Problem!" stammelte ich.
"Mhh... Darf ich dich auf einen Drink einladen?" fragte er.
"Ja!" platzte es aus mir heraus und wir mussten beide kurz lächeln. Also gingen wir zur Bar und er bestellte zwei Jägermeister-Shots.
"Cheers!" riefen wir gleichzeitig und spülten den Jägermeister runter.
"Ich bin übrigens Noah." stellte er sich lächelnd vor.
"Lilli." erwiderte ich, gab ihm die Hand und auch mein Lächeln wollte gar nicht mehr verschwinden.
"Kommst du aus Deutschland oder wieso sprichst du Deutsch?" fragte ich interessiert.
"Ja aus München, aber ich nehme gerade eine permanente Auszeit" lachte er kurz. "Kommst du auch aus Deutschland?"
"Ja aus der Nähe von Köln." die Tatsache, dass ich auf der Flucht vor meiner Familie war, ließ ich bewusst aus.
"Und wie alt bist du?" fragte nun Noah.
"19. Du?"
"20"Wir wurden von Emma unterbrochen, die gerade ein bisschen nervös auf mich zukam.
"Hey Lil, ich brauche mein Handy. Ich gehe noch mit zu Nick." erklärte sie mir lächelnd. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und schaute zu dem besagten Nick und erkannte den Typ, der sie vorhin angetanzt hat.
"Hm okay, aber wenn was ist meldest du dich sofort!" und so händigte ich ihr ein bisschen besorgt ihr Handy aus. Mein schlechtes Gewissen schluckte ich runter. Emma war alt genug und schien noch ziemlich nüchtern zu sein. Sie weiß schon was sie tut."Sollen wir auch langsam gehen?" schlug Noah vor als Emma gerade ein paar Minuten weg war.
"Jap, können wir machen, aber vorher noch ein Bier. Willst du auch eins?"
"Klar. Da sag ich nicht nein." und so kam es, dass ich zwei Bier für uns bestellte und wir mit den vollen Flachen den Club verließen."Mein Hund sitzt im Auto. Ich schau kurz nach ihr. Willst du noch mitkommen?" und erst nachdem ich zuende sprach wurde mir die genauere Bedeutung dieser Worte bewusst.
"Also nicht wegen dem was du jetzt vielleicht denkst!" versuchte ich mich zu retten.
"Natürlich nicht!" sagte er sarkastisch und musste lachen. Ich schlug ihm leicht auf die Brust und ging dann weiter in Richtung Bus.
Als er mein Traumauto sah ließ er einen beeindruckten Pfiff von sich.
"Schick, schick dein Wagen!"
"Ich weiß!" antwortete ich gespielt arrogant.Ich öffnete den Kofferraum und wir setzten uns auf das provisorische Bett, wo Motte uns auch sofort entgegenkam. Es schien ihr sehr gut zu gehen als sie mich begrüßte. Sie musterte Noah kurz bis sie nach circa fünf Sekunden beschloss, dass sie ihn mag und dass sie ihn auch erstmal halb umrennen müsste.
"Also Noah... Was verschafft dich nach Amsterdam?" fragte ich und versuchte dabei wieder ein Gespräch anzufangen.
"Ich genieße meine Freiheit als exmatrikulierter Student." gab er peinlich berührt zu. "Das Studium war nichts für mich und ich nutze mein Erspartes jetzt erstmal zum Reisen." erklärte er.
"Kann ich gut verstehen... Was hast du denn studiert?"
"Auf Wunsch meines Vaters Medizin. Aber genug von mir. Was ist mit dir? Was machst du in Amsterdam?"
"Ehm... Ich bin auf der Flucht." sagte ich und tat so als sei ich ein gesuchter Mörder oder sowas in der Art. Als ich sein unsicheres Lächeln sah, konnte ich nicht mehr und fing an zu lachen. Der Alkohol schien mir doch schon zu Kopf zu steigen.
"Ich bin auf der Flucht vor meiner Familie. Keine Sorge. Wobei... In deren Augen bin ich jetzt wahrscheinlich die größte Enttäuschung." löste ich schließlich auf.
"Enttäuschung? Wieso das?" schaute er mich etwas mitleidig an.
"Ich sollte eigentlich jetzt, wo ich mein Abitur habe, in Berlin Jura studieren, aber nope... Madame hat keine Lust und haut mit ihrer besten Freundin spontan ins Nirgendwo ab ohne zu wissen wo es hingehen soll." erklärte ich Noah.
"Coole Aktion." sagte er und sah mich beeindruckt an. "Und wo geht es als nächstes hin?"
"Ans Meer."
"Nice! Da wollte ich auch eigentlich noch hin."
"Du kannst ja mit uns fahren." bot ich an und meine leichtsinnige Ader kam mal wieder zum Vorschein.
"Gerne!" lächelte er mich an und schaute mir dabei tief in die Augen. Ich bewunderte seine selbstbewusste Art und seine Offenheit.Den Rest des Abends redeten wir noch über Gott und die Welt bis wir um 04:00 Uhr schließen völlig übermüdet nebeneinander einschliefen.
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Roadtrip of my life
Romance13 Jahre Schule und wenn man diese Zeit endlich abgeschsessen, kann das Leben starten. Dies denkt sich auch die 19-jährige Lilli, als sie nach all der Zeit ihr Abschlusszeugnis in der Hand hält und beschließt in der nächsten Zeit einen Roadtrip durc...