•▪Prolog■Rhaen▪•

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"Langsam wird das hier ein hoffnungsloses Unterfangen...", knurrte der Jäger und trat gegen die Falle, die dem Teufelsjäger gegolten hatte, der erst vor wenigen Minuten noch eine junge Elfe verfolgt hatte.

"Oh, und ich dachte, ihr Elfen wärt geduldig.", keifte eine Goblindame zurück. "Obwohl, na ja, Tugend kommt mit dem Alter, nicht wahr?"
"Kann sein." Der Sin'dorei drehte sich um und musterte sie abfällig. "Aber da sollte jemand wie du, Gabi, die Klappe eventuell nicht zu weit öffnen."
"Vorsicht.", warnte eine Trollin monoton und ein Pfeil flog knapp an dem rechten Ohr des Elfen vorbei.

Ein Brüllen ertönte und etwas verschwand flügelschlagend in der Ferne.

"Luftfallen!" Der Elf schlug mit einer Faust auf die flache Hand. "Wir benötigen Luftfallen!"
"Wir benötig'n wohl eher wieder Fleisch un' Wasser, ansonst'n fall'n uns mehr Zähne aus'm Mund als Dämon'n ausser Luft.", widersprach ihm die Trollin.
"Genauer berechnet ist das eine unlogische Aussage...", meldete sich ein weiterer über Pergamenten hockender Elf mit einer Stimme, die wohl "Ich bin ein Klugscheißer" sagen wollte. "...bedenkt man, dass jeder von uns nur zweiunddreißig Zähne besitzt. Wir sind zu Viert, also haben wir insgesamt hundertachtundzwanzig Zähne, Dämonen gibt es aber im Überfluss, bedenkt man die Schriften über den Krieg der Ahnen, bei dem angeblich allein von den Teufelswachen- "
"Es reicht!", unterbrach der erste Elf ihn. "Zajina meinte das sprichwörtlich und nicht logisch."
"Ich versuche euch nur die Differenzen klarzumachen.", gab der zweite beleidigt zurück.

Augenverdrehend wandte der erste sich ab und starrte zwischen die Bäume von Terrokar. "Aber Zajina hat recht. Entweder wir erreichen die nächstbeste Siedlung, Shattrath oder einen guten Jagdgrund oder wir sterben wirklich an Vitaminmangel."
"Kann man davon sterben?", stellte Gabi seine Aussage infrage. "Gestrandete Seemänner unsereins starben auch nicht. Denen fielen höchstens Zähne aus. Zwieback ist ja auch nicht vitaminreich."
"Ich geh jagen.", stöhnte der erste Elf und winkte seinen Gefährten, einen Panther mit seidigen schwarzem Fell, näher. "Wenn ich nicht zurückkomme, wisst ihr ja warum."
"Klar, dir is' dasselbe passiert wie all'n ander'n." Zajina stand auf, nahm ihren Bogen in die Hand und ließ ihren Adler auf ihrer Hand landen. "Ich komm' mit."
"Wenn's denn sein muss.", murrte der Elf und entfernte sich schnellen Schrittes vom Lager.
Zajina hatte keine Mühe, ihm zu folgen.

Auf einmal raschelte es rechts und links von ihnen.

"Ich geh nach links, du nach rechts!", bestimmte der Elf und stürmte in die Büsche links von ihnen.
"Rhaen!", hörte er die Trollin noch rufen, ignorierte das aber.

Doch plötzlich ertönte ein Schrei.

Fluchend wandte er sich um und rannte zurück, sein Gefährte folgte ihm.

Zurück auf der Lichtung hielt er inne.
Zajina saß an einen Baum gelehnt und umklammerte ihren rechten Arm.
Blut quoll unter ihrer dreifingrigen Hand hervor.

"Hinter dir!", warnte sie ihn, doch offenbar zu spät, denn im nächsten Moment spürte Rhaen, wie ihn je zwei Hände an beiden Armen ergriffen und er den Boden unter sich ließ.

Entschlossen, es nicht so enden zu lassen, wand sich Rhaen in dem Griff der beiden Teufelswachen, die daraufhin seine Arme stramm zogen, sodass er sich vor Schmerzen gar nicht mehr bewegen konnte.
Doch plötzlich drehten sich die Teufelswachen, als versuchten sie ein Ausweichmanöver.

Tatsächlich war ihm Zajinas Adler zu Hilfe gekommen.
Fast bewundernd beobachtete Rhaen die mutigen Manöver des im Vergleich zu den Dämonen kleinen Vogels und wie er es schaffte, eine Teufelswache über ein Auge zu kratzen.

Blut spritzte aus den Wunden, und erst wenig später merkte Rhaen, das etwas davon auf seine Lippen gespritzt war.
Reflexartig fuhr er mit der Zunge über sie, verstand aber erst dann, was er gerade getan hatte.

Teufelsblut.
Er hatte Teufelsblut geschluckt.

Die Teufelswachen brüllten laut, der Adler fiel kreischend in die Tiefe...und Rhaen?
Ihm wurde schwummerig, die Welt verschwamm und dann war alles von Schwärze erfüllt.

•▪■▪•

Er kam wieder zu sich, und Brüllen erfüllte seine Ohren.

Dieses Brüllen hatte er schon einmal gehört...

Rhaen fuhr hoch.

Natürlich!
Die Verdammniawachen. Oder Teufelswachen?
Zajina, Gabi und Kael.
Der Adler.
Das Blut.
Das Teufelsblut...

Langsam kam Rhaen auf die Füße.

Er befand sich auf jeden Fall in einer Art Höhle.
Wenn auch sie zwei Meter von ihm entfernt schon einen winzigen Eingang zeigte.

Das hier war wohl eher ein...Schlupfloch.
Für...Teufelsjäger...?

Einer schälte sich gerade durch das Loch.
Rhaen tastete nach seinen Waffen, doch nach einem verzweifelten Blick merkte er, dass sie nicht mehr da waren.
Hätte ihn auch gewundert, wenn sie es wären.
Und seine Rüstung?
War wohl von einer Lederhose ersetzt worden.

Alles in allem war er wohl mehr als nur ungeschützt.

Doch der Hund legte seine magiestehlenden Tentakel eng an seinen Körper und trottete langsamer näher, als hätte er Rhaens Angst gerochen.

Einen halben Meter von Rhaen entfernt blieb er stehen.
Dann reckte er sich und stupste seinen linken Fuß mehrmals an, bevor er zurück zum Eingang trippelte.

Zögerlich folgte Rhaen ihm, kroch durch das Loch, durch das seine breiten Schultern gerade noch so passten.

Draußen erwartete ihn eine Gegend, die voll von grünem Nebel wie auch Feuer war.
Die Pflanzen waren abgestorben und das Gestein schwarz gefärbt.

Der Teufelsjäger wuchs auf einmal und Rhaen wich ein paar Schritte zurück, doch der Hund starrte ihn nur an, als würde er nur auf etwas warten.
Er legte die tödlichen Stachel eng an seinen  Körper an, sodass ein Sitzplatz entstand, tatsächlich sogar ein ungefährlicher.

Misstrauisch schwang Rhaen sich auf seinen Rücken und schon stürmte der Hund los, Richtung Osten, bis sich ein riesiges Gebäude aus dem Nebel erhob.

Der Schwarze Tempel.

Wohlgemerkt der Sammelpunkt aller teuflischen Wesen wie den Orcs, Naga, Shivarra, Dämonen und...Illidan.

Warum auch immer er hierher gebracht wurde - er würde vorerst nicht hier rauskommen.
Ob überhaupt lebendig war die andere Frage...

•Imprisoned•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt