Wütend stieg ich wieder aus dem Ring. Schon nach den ersten Schlägen war mir klar das er versuchte mich nicht zu hart ran zu nehmen und deshalb war die Runde auch schnell beendet. Ich hasse es wenn man mich mit Samthandschuhen anfässt. So kann ich nie beweisen wie gut ich wirklich bin und komme mir vor wie ein zerbrechliches kleines Ding. Das bin ich ganz bestimmt nicht.
"Du bist ziemlich gut. Seit wann boxt du schon?" fragt mich Tim als ich mit beiden Beinen wieder auf dem harten Boden stand. "Seit ich Acht bin. Also 9 Jahre." kam es kurz und knapp aus meinem Mund. Ich wollte nicht weiter drüber reden, denn am Ende kam die Sprache eh nur auf meine Eltern und über die wollte ich nun wirklich nicht reden. "Nun ich freue mich dich in diesem Studio Willkommen heißen zu dürfen." er reichte mir noch schnell die Hand zum Abschied und ich machte mich nachdem ich mich auch bei den anderen zweien verabschiedet hab erneut auf den Weg zu meinem neuen zu Hause.
Draußen setzte ich mir wieder die Kapuze auf den Kopf und ging los. Der Wind bließ meine aus den Zopf fallenden Haare durch die Luft und es war schon stock dunkel. Der Gehweg wurden nur noch von den an der Straße stehenden Laternen beleuchtet und vereinzelte Autos fuhren durch die tiefe Nacht. Anscheinend war ich länger unterwegs als ich vermutet hatte. Hoffentlich macht sich meine Mutter keine Sorgen. Ach was rede ich da das tut sie doch nie. Wäre meine Maschine jetzt hier wär ich schon längst in meinem Bett und würde mir irgendwelche Serien ansehen, während ich tonnenweise Süßes in mich rein schütte. Aber sie würde erst Morgen hier in Miami ankommen. Schließlich konnte ich sie ja schlecht einfach mit ins Flugzeug nehmen.
Aus dem Augenwinkel sah ich das ein Wagen sich verlangsamte und im Schritttempo neben mir her fuhr. Als ich mich zu ihm drehte sah ich den Typen aus dem Boxstudio. Er hatte seinen Arm lässig aus dem Fenster hängen und schaute mich mit seinen funkelnden Augen abwartend an. "Kleine Mädchen sollten Nachts nicht ganz alleine auf der Straße rum laufen. Ganz besonders nicht in dieser Gegend. Spring rein." sagte er und seine Stimme ließ keine Wiederrede zu. Doch dennoch gab ich ihm eine. "Kleine Mädchen sollen aber auch nicht zu wild fremden Menschen ins Auto steigen. Wer weiß was du alles mit mir anstellen würdest". "Jetzt steig schon ein. Hätte ich dich entführen wollen hätte ich das schon längst gemacht." gab er mit einem Augenverdrehen zurück. Ebenfalls Augen rollend ging ich ums Auto und stieg auf die Beifahrerseite, denn er hatte recht. Ganz geheuer war es mir auch nicht, um diese Uhrzeit alleine auf dieser Menschenleeren Straße rum zu laufen.
"Wo wohnst du?" ich schnallte mich grad an und nannte ihm meine Adresse. "Danke" sagte ich schonmal im voraus. Er sagte dazu nichts sondern schwieg und blickte konzentriert auf die Staße. Die restliche Fahrt verging schweigend. Es war extrem komisch in dem Auto eines fremden zu sitzen und dann macht er auch noch keine Anstalten auch nur ein Wort mit dir zu wechseln. Oh Gott. Wieso bin ich nochmal eingestiegen. Er könnte sonst was sein. Ein Vergewaltiger, ein Mörder, ein Stalker. Er könnte alles mögliche sein und die Tatsache das er nicht mal das Radio an macht obwohl unser Konversation am absoluten Nullpunkt ist spricht doch nur dafür das er ein Psychopath ist. Ich mein wer hört im Auto keine Musik. Holly Guacamoly ich werde sterben. Wieso hab ich das getan. Ich bin so dumm. Als hätten mir meine Eltern nicht jedes mal wenn ich aus dem Haus ging eingetrichtert das ich zu niemanden ins Auto steigen soll. Gerade im Moment fänd ichs nicht so schlimm alleine die dunkle, kalte Straße entlang zu laufen. OK. Wir beruhigen uns jetzt einfach. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein normaler Junge mit Manieren der mich nicht alleine bei dieser Dunkelheit auf der Straße lassen wollte. Alles ist möglich. Positiv denken Ria. Ich halt das nicht mehr aus. Wenn ich nicht bald ein Thema finde über das wir reden könnten dreh ich hier noch durch. Smalltalk ist doch gut oder?
"Alsoo Wie heißt du?" ich würd mal sagen das war doch ein recht guter Start. "Ist irrelevant." Hä? "Naja ich würd schon gern wissen mit wem ich im Auto sitze aber gut." Gerade als wir in meine Einfahrt biegen wirft er mir einen gleichgültigen Blick zu "Du hättest ja nicht einsteigen müssen". Wo er recht hat. "Nochmal danke das du mich mitgenommen hast" ich bin gerade dabei mich abzuschnallen und meine rechte Hand liegt bereits auf dem Türgriff als er zu einer Antwort ansetzte. Aber aus irgendeinem Grund verstummte er. Ich wartete noch einige Sekunden und starrte ihn irritiert an. Was zur Hölle passiert hier gerade. Von nun an werde ich die Anweisungen meiner Mutter befolgen und in kein fremdes Auto mehr steigen. Dieser Kerl hier mag mir vielleicht nichts getan haben aber er macht mich auf irgendeine komische Art und Weise neugierig und bei mir bedeutet das gar nichts gutes. "Du fängst langsam an zu sabbern. Willst du mich noch länger anstarren oder steigst du endlich aus." echt jetzt? Zuerst nett sein und mich mit nehmen und dann die ganze Fahrt über distanziert sein und mich ignorieren bis ich unhöflich rausgeschmissen werde. "Bist du immer so?" reagierte ich so langsam ziemlich gereizt. Was soll das. Wieso nimmt er mich mit wenn er offensichtlich keine Begleitung haben wollte. Er verwirrt mich so sehr das ich anfange mich sehr unwohl in dieser Situation zu fühlen. "Würdest du jetzt bitte endlich verschwinden?" genervt beugte er sich über mich rüber und öffnete schwungvoll meine Tür. Das wars. Nach diesen Worten stieg ich endgültig aus. Ein paar Meter vom Auto entfernt blieb ich stehen und kramte in meiner Tasche herum bis ich den Schlüssel fand und ging endlich ins Haus. Bevor ich die Tür schloss hörte ich wie er laut aus unserer Ausfahrt fuhr und sah wie das Kies unter den Reifen hoch flog. So ein Eddingschnüffler!
DU LIEST GERADE
Mein kleines Mädchen
RomanceDie 17 jährige Adriana lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante Sophia. Diese hat ein Jobangebot als Krankenschwester bekommen und somit beginnt Ria ihr Abschlussjahr am sonnigen Strand Miamis. Mit ihrer Tante, neuen Freunden und einem Arschl...