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Mason geht den schmalen Pfad entlang der Quelle. Ich laufe hinter ihm und habe schon unzählige Fotos mit meiner Kamera geschossen. Für mich sind Bilder das einzig wahre. Durch sie kann man einen besonderen Moment immer und immer wieder erleben.

Mit der Zeit ist es ziemlich heiß geworden und ich sehe, wie sich auf Mason Rücken ein Schweißfleck bildet. Mittlerweile verfluche ich mich selbst bei diesen Temperaturen die lange Jeanslatzhose angezogen zu haben. Ich beobachte Mason genauer und stelle fest, dass er durch die Arbeit auf der Ranch breite Schultern und einen muskulösen Rücken bekommen hat. Ich erinnere mich zurück an unser Gespräch im Auto und mir fällt sein Freunden Aiden wieder ein.

,,Mason? Wie ist das mit Aiden passiert? Also das mit dem Rollstuhl meine ich?". Als ich den Namen seines Freundes erwähne, versteift sich Mason und bleibt abrupt stehen, sodass ich beinahe in ihn hinein laufe. Als er nach quälend langen Sekunden immer noch nichts sagt bekomme ich ein schlechtes Gewissen.

,,Du musst es mir natürlich nicht sagen, dass war nur so ein Gedanke. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich meine nur...Ich kenne das, wenn einem etwas schlimmes passiert und man nicht darüber reden möchte. Ich meine... Ich wollte nicht...Tut mir leid.", fange ich an zu plappern und schaue betreten auf meine Converse.

,,Schon okay." meint Mason doch dreht sich dabei nicht um. ,,Lass uns eine kurze Pause machen, du darfst dich nicht überanstrengen. Nicht dass du nochmal umkippst.". Wir setzen uns ins Gras und lassen dabei unsere Beine ins Wasser hängen. Das kühle Nass ist eine sehr angenehme Erfrischung und ich schließe für einen kurzen Moment die Augen.

,,Es war eine Wette. Das mit Aiden." beginnt Mason mir zu erzählen und schaut dabei auf den kleinen Schwarm Fische, die gerade an uns vorbei geschwommen sind. ,,Wir waren früher zu viert. Aiden, Kyo, Dylan und ich. Wir sind zu einem großen Steinbruch außerhalb der Stadt gefahren. Das Wasser dort war unbeschreiblich. Nicht kalt aber auch nicht zu warm. Nicht blau, aber auch nicht türkis. Wir haben früher viele solche verrückte Dinge getan, weißt du. Es war unser Ding immer von den Klippen zu springen und dabei die lustigsten Stunts... oder was auch immer, zu machen. Dylan ist damals als erste gesprungen... wir waren an einer Stelle wo es vielleicht 10 Meter nach unten ging. Er rief zu uns hoch, dass wir nur mit einem Salto springen dürften.". Mason macht eine Pause und ich sehe, wie sehr in diese Erinnerung quält. Meine Hände zucken, weil ich ihm eine Hand auf seinen Arm legen möchte, doch ich ziehe meine Finger zurück und verschränke sie in meinem Schoß.

,,Ich bin damals als zweiter gesprungen. Kyo und Aiden standen noch oben am Vorsprung und Dylan und ich sahen, wie die beiden Anfingen zu streiten. Später erzählte Aiden mir, dass er nicht mit einem Salto springen wollte, doch Kyo ließ nicht locker. Aiden wagte einen Blick nach unten, zu mir und Dylan. In diesem Moment schubste Kyo ihn und Aiden stürzte ins Wasser.... Wenn man bei einem Steinbruch nicht weit genug abspringt, so kann es passieren, dass man auf Felsen aufkommt, die nur kurz unter der Wasseroberfläche liegen. Aiden hatte nicht die Chance weit genug abzuspringen...". Mason schaut zur Seite, doch ich sehe, dass er mit den Tränen kämpft.

,,Das Baden an solchen Steinbrüchen ist hier verboten. Früher war uns das egal. Als Aiden nicht mehr auftauchte schwammen Dylan und ich sofort zu ihm...Es war ein schrecklicher Anblick. Kyo begann zu schreien, dass wir uns aus dem Staub machen sollten, da er Angst hatte wir könnten verhaftet werden, weil wir beim Baden in dieser verbotenen Gegend erwischt wurden. Er und Dylan bekamen Panik und machten sich aus dem Staub. Aber ich konnte Aiden nicht zurück lassen. Er ist schließlich mein bester Freund. Ich zog ihn alleine aus dem Wasser und alarmierte den Notruf.... Sie konnten seine Beine nicht retten...Und das alles nur, weil ein paar rebellische Teenager nicht auf Verbote hören wollten.". Er wischte sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen und nun legte ich meine Hand doch auf seinen Arm. ,,Wir haben die anderen beiden nie wieder gesehen und das ist auch gut so." fährt er wütend fort.

,,Du konntest nichts dafür. Du hast das richtige getan.", sage ich matt. Armer Aiden. Ich kann mir nicht vorstellen wie es gewesen sein muss gewusst zu haben wie es sich anfühlt zu laufen, zu rennen und zu springen und mit einem mal all das zu verlieren. Ich spürte eine Träne auf meiner Wange und schaute beiseite. Mason bemerkt es natürlich. Er fasst mit einem Finger unter mein Kinn und dreht meinen Kopf zu sich. Sanft wischt er mir die Träne aus dem Gesicht und sieht mich voller Mitleid an. Ich weiß, was jetzt kommt und schließe meine Augen, weil ich diesen mitleidigen Blick, den ich seit April immer von meinen Eltern zugeworfen bekomme nicht mehr ertragen kann.

,,Catherine? Ich frage mich schon seit ich euch vom Flughafen abgeholt habe, was dir so schlimmes zugestoßen ist.". Er bemerkt meinen fragenden Blick und sagt: ,,Ich habe damals gehört, was dein Großvater zu dir gesagt hat."

,,Ich hoffe du findest hier deinen Frieden." sagen wir beide gleichzeitig. Jetzt bin ich diejenige, die den Schwarm kleiner Fische beobachtet. Bin ich schon bereit Mason meine Vergangenheit anzuvertrauen? Ich möchte nicht, dass er mich danach anders behandelt oder sich vielleicht von mir abwendet...ich würde es verstehen, wenn er es täte.

Denn mein Herz ist DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt