Vertrauen <Stexpert>

9

PoV Tim

Wir kamen schließlich am Ausgang vom Tunnel an. Ich schaute auf die Wiese, die sich vor uns erstreckte. Dahinter sah man die ersten Bäume. Ich atmete die kühle Nachtluft ein. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich war außerhalb der Mauer. Stegi schien es genauso zu genießen. Ich öffnete meinen Rucksack und holte die Pistole raus. Stegi schaute mich sofort ängstlich an. "Keine Angst. Ich hab nicht vor, dich damit abzuschießen", schmunzelte ich. Er entspannte sich etwas. Wir gingen vorsichtig über die Wiese in einen kleinen Wald. Ich schaute mich um und atmete tief ein und aus.

Wir hatten es geschaft. Wir sind über die Mauer gekommen. Wir sind geflohen! "Und jetzt erklärst du mir alles!", forderte Stegi mich auf. Ich nickte und setzte mich auf den weichen Waldboden. Er setzte sich auch. "Also. Alles fing vor zwei Monaten an. Ich bin zu Hause gesessen und hab nen Film geschaut, über 4 Typen die wegen einem Bankraub fliehen müssen. Dann kam mir plötzlich ein Gedanke. Wir könnten doch fliehen und dich nach Hause bringen. Ich verwarf die Idee aber schnell wieder. Doch vor circa einem Monat hab ich mich aus Langeweile zu meinem Schreibtisch gesetzt und angefangen den Plan auszuarbeiten: Manu ist kurz vor dem Schichtwechsel zur Polizei gegangen und verführte Maudado. Izzi machte uns die Hintertür auf, mit einem Schlüssel den er am Vortag von dem Direktor bekommen hat und sind zusammen zu Rewi und Rotpilz gegangen. Rewi hat am Vortag bei seiner Schicht eine Pistole mitgehen lassen. Die dient aber nur zur Abschreckung und ich hab nicht vor sie ernsthaft zu benutzen. Jetzt sagst du mir wo dein Dorf ist und wir bringen dich dort hin. Jeder von uns hat ein Handfestes Alibi von Felix, Zombey und Freddie organisiert. Ich bin anscheinend gerade auf Urlaub in Griechenland. Da hat Zombey gerade eben mit meinem Namen eingecheckt. Rewi und Felix sitzen anscheinend gerade eben vor dem Fernseher. Freddie fälscht dafür ein paar Chatverläufe. Und Izzi sitzt gerade eben anscheinend im Cafe mit Felix. Dafür muss Felix nur um diese Uhrzeit ungefähr zwei Kaffes bestellen. Maudado und Manu aber müssen zugeben das sie in der Polizeiwache Sex hatten. Das war der Plan. Und wir haben den Großteil geschaft. Aber das Schwerste kommt erst noch. Izzi muss meine Familie erstmal beruhigen und wir müssen uns irgendwo verstecken. Wenn die Sonne aufgeht ist die nächste Gerichtsversammlung. Und weil ich wusste, dass wir dort nicht gewinnen können, und du zu 100%er Warscheinlichkeit morgen schon tot wärst, wollte ich das hier unbedingt heute machen. Aber das heißt dann auch, dass sie dich relativ schnell suchen werden", erklärte ich ihm alles. Er schien nicht mitzugkommen und brauchte erstmal eine Minute um seine Gedanken zu sortieren.

"Warte...Warum machst du das überhaupt für mich?!", rief er dann aufgebracht und schaute mich geschockt an. Ich grinste kurz und zuckte mit den Schultern. "Das könnte auch ne Falle sein! Du willst doch blos herausfinden wo mein Dorf ist! Gibs zu!", meinte er plötzlich und musterte mich kritisch. Meine Mundwinkel zuckten nach unten. "Okay. Hör zu Stegi. Ich. Hab. Gerade. Mein. Leben. Wegen. Dir. Zerstört. Und du willst jetzt in Frage stellen ob ichs ernst meine?! Weißt du was passiert wenn die rausfinden, dass ich dir geholfen hab zu fliehen? Ich verlier nicht nur meinen Job, mein Sport-Studium und meine Wohnung, sondern auch meinen Kopf! Das ich hier einmal etwas klarstelle! Ich hab durch diese Flucht mehr Risiko als du gemacht! Also wag es dir nicht, das in Frage zu stellen und sei verdammt nochmal dankbar!", schrie ich ihn fast an. Er schaute auf den Boden. "Tut mir Leid", hauchte er und eine Träne rann sein Gesicht runter. Ich bekam Mitleid un ging einen Schritt auf ihn zu. Ich hob sein Kinn, sodass er mir in die Augen schauen musste. "Alles gut, okay? Ich bin nur ein bischen aufgewühlt. Wir sollten uns irgendwas zum schlafen suchen", meinte ich sanft und wischte eine Träne weg. Er lächelte leicht und nickte.

Wir schlenderten durch den dunklen und ich bemerkte wie schön es eigentlich hinter der Mauer war. Wir hatten sowas wie Wälder innerhalb der Mauer nicht, aber wir sind in der Grundschule einmal in einen Wald gegangen. Stegi hob ein paar Stöcke auf. "Ich weiß wie man einen gut versteckten Unterschlupf baut. Allerdings müssten wir uns dafürein bischen zusammenquetschen", sagte er nachdenklich. Ich grinste verschmitzt. "Kein Problem", meinte icb und haöf ihm ein paar stabile Äste aufzusammeln.

Nach ungefähr einer halben Stunde hatten wir dann eine kleine Höhle aus Ästen, Moos und Blättern unter einem schützenden Baum errichtet. Stegi wischte sich übers Gesicht vobei er einen Streifen Dreck auf seiner Wange hinterließ. Ich grinste, weil er einfach zu süß...Nein! Aus! Böser Tim!

Ich holte eine Decke aus meinem Rucksack. Stegi schaute ungläubig die graue Decke an. "Was? So schlecht hab ich mich auch nicht vorbereitet", schmunzelte ich und kuschelte mich in die Decke. Er sah mich etwas hilflos an. Ich lachte. "Jetzt komm schon her", grinste ich und streckte die Arme aus. Er zögerte noch etwas, ließ sich dann aber erschöpft neben mich fallen. Ich schlang meine Arme um seinen zierlichen Körper und drückte ihn an mich. Er seufzte wohlig und kuschelte sich näher an mich.