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PoV Tim

Wir schlenderten durch die Straßen. Stegi schaute sich die ganze Zeit so fastziniert um und blieb schon bei einer einfachen Taube 5 Minuten stehen. "Das ist eine Ringeltaube auf Lateinisch Columba palumbus. Die sind bei uns voll selten", nuschelte er und beugte sich runter zu der Taube. "Ordnung der Taubenvögel, Familie der Tauben und Gattung der Feldtauben. Sie ist die größte Taubenart in Europa und zählt zu den häufistgen Brutarten in Europa", ratterte er runter. Izzi zog eine Augendraue hoch. "Ich hab echt Hunger, man. Also entweder du suchst noch in deinen Fakten in deinem kleinen Kopf den Fakt, ob man diese Taube essen kann, oder wir gehen jetzt endlich weiter ins nächste Cafè", sagte Izzi genervt. Egal wie nett und unschuldig Izzi sein kann. Wenns ums Essen geht, kennt er keinen Spaß. 

"Woher weißt du das alles überhaupt?", fragte ich, als wir uns in ein Cafè am Stadtrand gesetzt hatten. "Naja. Bei uns gibts vielleicht keine Straßen, Autos oder warme Duschen, aber es gibt viele Bücher. Und wenn du als Kind nichts zu tun hattest, dann hast du halt Bücher gelesen und auswendig gelernt. Also...ich hab das als Kind gemacht. Die anderen haben sich immer draußen mit Stöcken bekämpft", erklärte er mir und ich schmunzelte. Die Kellnerin kam und sah uns fragend an. "Wir nehmen zusammen eine Cola und..." Dabei schaute ich Stegi an. Er zuckte mit den Schultern. "Für ihn auch ne Cola" Die Kellnerin lächelte und ging wieder. "Ich hab noch nie eine Cola getrunken", sagte Stegi mit belustigtem Blick. Ich und Izzi lachten. "Aber jetzt erklärt ihr mir mal bitte, was ich hier mache", forderte er uns auf. "Okaaay. Ich glaub dann müssen wir ganz von vorne anfangen", meinte ich und holte eine Akte raus. Die hatte mir mein Chef gegeben, um alles aufzuschreiben was Stegi sagt und tut. Ich las vor:"Stegi wurde am 29. Juni 2018 vor der Stadt Essen eingefangen. Nach Angaben von Sebastian Meyer wurde Stegi beim Beeren pflücken beobachtet und anschließend mit einem Betäubungspfeil abgeschossen. Zuerst wollten die Männer ihn umbringen, aber Sebastian ist dazwischen gegangen. Stegi ist anschließend in die Polizeidirektion gekommen. Er konnte sich in einer Zelle erholen. Als er aufgewacht ist, kam er zu Tim Bau, welcher ihn verhört hat. Nach eigenen Angaben ist er 16 Jahre alt und aus der Unterschicht. Wo sein Dorf liegt wollte er uns nie verraten. Das Gespräch von Tim und Stegi ist jedoch nie aufgezeichnet worden. Fünf Tage später war eine Gerichtsversammlung. Heraus gekommen ist, dass Stegi am Leben bleibt. Jedoch nur fürs Erste. Nächste Versammlungen werden die Zukunft des Jungen bestimmen." Ich holte tief Luft. "Das war alles was wir von dir wissen. Damit bin ich zum Polizei Direktor gegangen und ihn gebeten dich einen Tag rauszuholen. Und naja, wie du siehst hats geklappt", lächelte ich. Er sah mich verwirrt an. "Aber wieso?", fragte er dann. "Keine Ahnung", seufzte ich.

Die Kellnerin kam mit der Cola und schob mir noch einen Zettel zu. Ich verdrehte die Augen, nahm den Zettel und riss ihn demonstrativ in der Hälfte durch. Sie zog hochnäsig die Nase hoch und verschwand. Stegi schaute mich verwundert an. "Die sah doch garnicht so schlecht aus", meinte er verwundert. Ich grinste und auch Izzi fing an zu lachen. "Sie is nicht mein Typ", sagte ich nur. Er sah mich schief an. "Wie müsste sie denn aussehen um dein Typ zu sein?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Ich lachte. "Okaaay. Also erstmal sollte sie kurze Haare haben. Dann keine Frauen Kurven und keine Titten. Weniger Arsch und ein bischen Bart. Dann würde ich ihre Nummer vielleicht einstecken", lachte ich. Stegi sah mich verwirrt. "Du verstehst es noch immer nicht, oder?", grinste Izzi. Er sah uns fragend an. "Ich bin vom anderen Ufer, Kleiner" - "Warte, warte...du bist schwul?" - "Jap. Hast du in der Versammmlung nicht aufgepasst?" - "Tut mir Leid. Ich hatte zu viel Lebensangst", schnaubte er. Ich lachte kurz. Ich und Izzi schlürften zusammen an einer Cola und Stegi musterte das Getränk erstmal interessiert. "Es ist schon nicht vergiftet", lachte Izzi. Stegi grinste schief und trank dann einen großen Schluck. Er zuckte zusammen und verzog das Gesicht. "Das nennt man Kohlensäure", grinste ich und Izzi kicherte. Stegi schaute mich böse an. "Danke für die Info", meinte er nur genervt. Ich lachte und trank weiter.

"Hey! Du trinkst unsere ganze Cola aus!", sagte Izzi empört. Ich lachte und schob sie zu Izzi. "Warum trinkt ihr überhaupt zusammen ein Glas?", fragte Stegi mit kritischem Blick. "Wir schaffen beide keine ganze und dadurch sparen wir Geld", meinte Izzi und zuckte mit den Schultern. Stegi schaute zwischen uns hin und her. "Seid ihr sicher, dass zwischen euch nichts läuft?", fragte er dann. "Ich hab nen Freund! Und der heißt nicht Tim!", meinte Izzi nur aufgebracht. Ich lachte. "Es läuft nichts zwischen uns. Als wir beide Gay wurden haben wir uns geschworen keine Gefühle, die unsere Freundschaft zerstören könnten, zu entwickeln", erklärte ich ihm. Er nickte nur und nippte an seiner Cola.

Vertrauen <Stexpert>Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt