Der letzte Tag

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Es war der 07.09.2013. Ich saß auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer mit unserem Telefon in meiner Hand. Ich war ziemlich aufgeregt und zappelte die ganze Zeit mit meinen Beinen. Wann rufen sie endlich an? Darf Mirco jetzt zu uns ziehen, oder nicht? Auf diese Antwort wartete ich schon seit ein paar Wochen und heute war es endlich soweit. Meine Mutter meinte, dass sie anrufen und Bescheid geben werden, ob er darf oder nicht. Sie war kurz einkaufen gegangen und mein Vater war bei seinem Bruder. Meine Hände waren schon verschwitzt und ich konnte nicht aufhören auf das Telefon in meiner Hand zu schauen. „Ruft an, ruft an!", sagte ich vor mich hin, mit der Hoffnung, dass das helfen würde. Es war viel zu still in dieser Wohnung. Ich hatte Mirco ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen und hoffte so sehr, dass er zu uns ziehen durfte!

Die Stille in der Wohnung wurde unterbrochen, als es auf einmal an der Tür klingelte. Das passte mir natürlich überhaupt nicht, weil jede Sekunde das Telefon klingeln könnte. Ich stand etwas genervt auf und malte mir schon aus, dass mein Vater sein Haustürschlüssel vergessen hatte, oder derartiges. Ich lief zur Haustür und machte sie auf. Es stand ein über beide Backen grinsender Junge, der ein lautes „Hallo!" von sich gab vor mir. Meine Augen weiteten sich sehr schnell und ohne zu zögern lief ich in seine Arme: „Mirco!!!" Er umarmte mich auch und war anscheinend in diesem Moment mindestens genauso glücklich wie ich. Nach ein paar Sekunden packte ich ihn an die Schultern und fragte ihn: „Was machst du denn hier?!" In diesem gleichen Moment merkte ich, dass meine Mutter ein paar Meter weiter hinten mit einem Koffer zu uns kam. „Was denkst du wohl?", grinste er mich überglücklich an. „Oh mein Gott!", rief ich und umarmte ihn wieder. Ich konnte es kaum glauben, mein bester Freund durfte bei uns einziehen!

2 Jahre später...

Es war Montag der 14. September. Mein Wecker klingelte so ekelig laut und ich verzog mein Gesicht und machte den Wecker schnell aus. Es war 10:00 Uhr und ich wollte noch nicht aufstehen. Schon alleine, dass morgen wieder die Schule anfängt, lies meine Motivation zum Aufstehen sinken.

Ich heiße Mira Lichter und bin im Juli 17 Jahre alt geworden. Ich habe naturrote, lange Haare, grüne Augen und Sommersprossen im Gesicht. Alles von meiner Mutter geerbt, anscheinend. Ich wäre lieber „normal", weil mir dann viele blöde Kommentare von Mitschülern erspart geblieben wären...

Ich komme morgen in die 12. Klasse der Fachoberschule (kurz: FOS). Mirco wohnt jetzt schon 2 Jahre bei uns und ist mein bester Freund. Wir zwei kennen uns schon von der Kindheit an. Ja, wir haben schon echt viel Scheiß zusammen durchlebt. Manchmal war es mehr, manchmal weniger lustig. Seine Eltern sind mit meinen Eltern sehr gut befreundet. Als er 15 Jahre alt war, beschlossen seine Eltern wegzuziehen, nämlich nach Nord-Deutschland. Davor lebte er auch hier in Bayern. Als er wegzog hatte er eine Freundin hier in Bayern und es war sehr schmerzhaft für ihn, sie alleine zurück zu lassen. Genauso wie mich. Ich war wirklich sehr traurig, als er wegging und war tagelang nur noch am Weinen. Als wir skypten, sagte ich ihm so oft, dass ich mir wünschte, er würde wieder kommen. Anscheinend kam er dann auf die Idee, seine Eltern damit zu nerven, dass er wieder zurück nach Bayern wolle. Wir lebten ein Jahr getrennt. Seine Eltern waren sowieso sehr beschäftigte Geschäftsleute, deswegen glaube ich, dass sie sogar „froh" waren, dass sie Mirco woanders unterbringen konnten. Meine Eltern machten seinen Eltern einen Vorschlag, dass er bei uns wohnen konnte. Seine Eltern waren einverstanden und zahlten monatlich einen Betrag an uns für die Unterbringung von Mirco. Einerseits freute sich Mirco wieder hier leben zu dürfen, doch andererseits fühlte er sich abgelehnt von seinen Eltern. Das war nicht zu übersehen, wenn man mal auf das Thema kam und hörte, wie er über seine Eltern redete. Aber ich war so glücklich, als er wieder herkam!

Letztendlich stand ich dann doch auf und schnappte mir schnell Sachen zum Duschen und verschwand im Bad. Ich duschte mich und machte mich komplett fertig. Ich überlegte, ob Mirco schon aufgestanden war, da es schon 11:00 Uhr war. Sein Zimmer ist 3 Meter gegenüber von meinem. Ich öffnete seine Zimmertür und sah ihn in seinem Bett schlafen. Was geht bei dem falsch? Welcher Mensch schläft bis 11:00 Uhr? Naja, okay, ich mache das auch ab und zu, aber das spielt ja jetzt gerade keine Rolle. Dass er solange schläft, liegt wahrscheinlich daran, dass er gestern Abend noch bis spät Abend bei seiner ach so tollen Freundin war.

Him & IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt