Herzklopfen

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Ich legte mein Handy zur Seite und schloss meine Augen. Mirco. Ich hoffte, dass es sich regeln würde.

„Geh essen.", waren die Worte, mit denen ich geweckt worden bin. Ich machte meine Augen auf und schon schloss sich meine Zimmertür wieder. Es war Mircos Stimme. Ich stand verschlafen auf und tappte in die Küche. Dort stand ein Teller für mich bereit. Wieso nur eins? Hatte er wohl schon gegessen? Normalerweise aß er immer mit mir zusammen. Naja, dann halt nicht.

Nach dem Essen wagte ich es an Mircos Zimmertür zu klopfen, um mit ihm über die eine Sache zu reden. Es kam jedoch keine Antwort. Leise öffnete ich die Tür und schaute, ob er schlief. Er saß jedoch auf dem Bett und sah mich an. „Hi.", begann ich das Gespräch. „Hey.", kam zurück. Er hatte anscheinend nicht vor sich zu entschuldigen. „Was war das heute?", fragte ich ihn. „Ich habe jetzt wirklich keine Lust darüber zu reden, okay?", meinte er etwas genervt. Was war denn jetzt schon wieder sein Problem? „Achso, also ist es egal, dass du mich einfach scheiße behandelst und mich ignorierst.", gab ich zurück und verschränkte meine Arme vor meinem Körper. „Geh einfach raus, Mira. Okay?" So ein Arsch! „Idiot!", meinte ich wütend und ließ seine Tür nach mir zuknallen. Wieso machte er mich wieder so doof an? Ich hatte wirklich keine Lust mehr auf ihn! Schlecht gelaunt ging ich am Ende des Tages schlafen.

Am nächsten Morgen ging ich ohne Mirco in die Schule. Als ich auf unser Klassenzimmer zuging sah ich Tobi mit 2 anderen Jungs an der Wand stehen. Sie redeten über irgendetwas und ich schaute Tobi kurz an. Im gleichen Moment sah er auch zu mir und lächelte mich kurz an. Ich hatte das Gefühl rot wie eine Tomate zu werden und schaute schnell weg. Mein Herz klopfte wie wild und ich ging schnell zu Lea: „Er hat mich angelächelt!!!", flüsterte ich in ihr Ohr. „ER?" – „Jaaaa!" Wir kicherten beide los. „Du bist auch voll rot, Mira!", stellte Lea fest. Oh nein! Ich hasste das! Ich wurde immer so schnell rot, und weil ich so eine blasse Haut hatte, sah man das noch intensiver! „Ich hasse es!", meinte ich und drückte meine Hände gegen die Wangen. Sie lachte einfach nur.

Unser Englischlehrer kam rein und es war noch keine Spur von Mirco zu sehen. War er krank? Naja, konnte mir egal sein nach seiner Aktion. Als er nach 15 Minuten immer noch nicht da war machte ich mir langsam sorgen. „Wo ist denn Mirco?", fragte mich Lea flüsternd. „Ich weiß es nicht...", antwortete ich ihr.

Es war kurz nach halb 9 als es an unserer Klassenzimmertür klopfte. Die Tür öffnete sich und Mirco kam herein. „Entschuldigung, ich habe verschlafen!", keuchte Mirco. Er hatte verschlafen? Der Lehrer sagte nichts dazu und Mirco setzte sich neben mich. Er packte mich am Arm und fragte flüsternd: „Alter, wieso hast du mich nicht geweckt, man?!" Ich streifte seine Hand von meinem Arm ab und meinte kalt: „Selber schuld." Er sollte bloß nicht merken, dass es mir eigentlich ein wenig leid tat. Immerhin war er es, der mich blöd angemacht hatte. Es kam nichts mehr von Mirco und so verging der zweite Schultag. Nach der Schule war Mirco nicht auffindbar und deswegen entschied ich mich wieder alleine nach Hause zu laufen.

Vielleicht hatte ich gestern etwas übertrieben. Er hatte wahrscheinlich einen Grund so schlecht drauf zu sein. Ich hasste es, dass ich immer so schnell ein schlechtes Gewissen bekam, obwohl er angefangen hatte.

Ich hörte schnelle Schritte hinter mir und drehte mich um. Da rannte jemand in meine Richtung. Moment mal. „Mirco?", fragte ich mich. Ich erkannte ihn immer mehr, doch irgendetwas passte nicht. Auf einmal sah ich 20 Meter hinter ihm 2 Jungs, die ihm nachliefen. Ich erschrak als ich merkte, dass Mirco im Gesicht blutete und hielt mir meine Hände vor meinen Mund. Was sollte ich jetzt tun?! Mirco hatte mich auch schon längst entdeckt und machte eine Handbewegung, dass ich auf Seite gehen soll. Ich stellte mich an eine Ecke einer Garage, doch im nächsten Moment nahm mich Mirco an der Hand und zog mich brutal mit sich ums Eck. „Mirco, was ist passiert?!", konnte ich noch sagen, bevor er sich an die Wand lehnte und mich an sich zog. Ich war total perplex und wusste nicht, was er da machte. „Mira, mach jetzt bitte einfach mit!", flüsterte er hektisch und fasste mit seinen Händen an meine Handgelenke. Er legte meine Hände an seinen Hals und fasste mir dann an die Hüfte um mich an ihn zu ziehen. Zu nah! „Was...", sagte ich, doch im nächsten Moment vergrub Mirco sein Gesicht in meinem Nacken. Mein Herz fing plötzlich wild an zu klopfen und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich legte meinen Kopf etwas schräg und hatte das Gefühl, dass der Boden unter meinen Füßen gleich verschwinden würde. Ich hörte die Schritte der beiden anderen Jungs immer näherkommen und ahnte, was Mirco mit dieser Aktion vorhatte. Die zwei Jungs liefen an uns vorbei und drehten sich nicht um. Gott sei Dank! Mir wurde sehr heiß und ich spürte Mircos ganzen Körper an mir. Was sollte das?! Er hielt noch einen Moment inne, bis die Schritte nicht mehr zu hören waren und ließ mich dann los. „Puh.", meinte er erleichtert und ließ sich zu Boden sinken. Mein Herz klopfte immer noch und ich stand da wie ein Baum. Mirco sah zu mir hoch und erstarrte auf einmal. „Mira...", sagte er erschrocken und stand schnell auf. „Hey, das war nur, um die zwei loszuwerden! Niemand würde glauben, dass ich eine andere...", verunvollständigte er den Satz. Ich wusste, dass ich in diesem Moment komplett rot Im Gesicht war. Er wollte mir mit der Hand an die Wange fassen, aber tat es nicht, weil er wusste, dass er es somit noch schlimmer machen würde. Ich drehte mich schnell weg von ihm. „Hey, Mira..." – „Mach das nie wieder.", sagte ich und packte meine Tasche hervor. Mirco stand perplex da und wusste anscheinend nicht was er sagen sollte. Ich holte ein Taschentuch aus meiner Tasche und reichte sie ihm: „Was hast du überhaupt geregelt?", fragte ich ihn. „Ou, shit! Ich habe dich etwas schmutzig gemacht! Tut mir voll leid!", schämte sich Mirco etwas. Ich strich über meinen Nacken, wo zuvor sein Gesicht drin lag und wollte mein Herzklopfen verdrängen: „Ja... kein Ding." Er schwieg kurz und meinte dann: „Ich habe mich etwas mit denen angelegt... schlechte Idee." – „Wieso das denn?" – „Die zwei sind in Janas Klasse und ich habe mitgehört, wie der eine dem anderen erzählte, dass er Jana die Liebe gestanden hat und so ein scheiß. Ich bin dann zu dem und hab gesagt >Tja, blöd, was? Als ob sie mit jemanden wie dir ausgehen würde. Lass sie bloß in Ruhe.< Und dann hat mir der andere eine gewischt. Ich beleidigte ihn und den Rest hast du ja selber miterlebt.", meinte Mirco und kratzte sich am Kopf. Ich holte meine Wasserflasche aus der Tasche und nahm Mirco das Taschentuch ab, welches er immer noch nicht benutzte. Ich kippte etwas Wasser drauf: „Beweg dich nicht." Mit dem feuchten Taschentuch wischte ich ihm über die blutverschmierte Stelle im Gesicht und er verzog es dabei etwas. „Du bist unter dem Auge etwas blau...", stellte ich fest. „Ja, mir tut auch alles ein bisschen weh, haha." – „Idiot.", beleidigte ich ihn und schnipste mit meinem Finger gegen seine Stirn. „Hey!", beschwerte er sich und fasste sich an die Stirn. „Komm wir gehen.", meinte ich immer noch etwas irritiert und wollte losgehen. „Geh schon mal vor, ich habe meine Tasche dort liegen gelassen, haha.", sagte Mirco grinsend und machte eine Handbewegung zum Abschied. Ich sah ihm kurz nach und ging dann auch nach Hause.

Daheim ging ich in mein Zimmer und stellte mich vor den Spiegel. Blut. Mein Nacken und ein Teil meines Oberteiles waren befleckt mit seinem Blut. „Oh man.", dachte ich mir und strich über die Stelle. Ich wusch die Flecken an meinem Nacken und schmiss mein Oberteil in die Wäsche. Ich versuchte den ganzen Tag die Szene aus meinem Kopf zu bekommen, doch abends lag ich in meinem Bett und konnte an nichts Anderes denken. Meine Wangen fingen wieder an zu glühen und ich wünschte mir, dass Tobi an Mircos stelle wäre. „Wieso reagiere ich überhaupt so?! Es ist nur Mirco! Wahrscheinlich habe ich so reagiert, weil ich einem Jungen noch nie so nahegekommen bin. Ja, das muss es sein.", dachte ich mir und versuchte einzuschlafen.

Him & IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt