03. Back In Life

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EMMA

Luke betrat das Zimmer und setzte sich ans Bett. Der Arzt war mittlerweile fertig mit seinem Gerede. Er drehte sich um und verliess das Zimmer. "Wie geht es dir?" Fragt er lächelnd. "Ich fühle mich, als hätte mich ein Lastwagen mehrfach überfahren, aber sonst ist alles gut." Ich lächelte matt. Luke nahm vorsichtig meine Hand in seine und massierte mit dem grossen Daumen meinen Handrücken.

Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Doch dann fiel mir wieder ein, dass es mit Luke und mir nicht geklappt hatte und dass es das wohl nie würde. Es war besser, wenn wir diese Geschichte nicht wiederholen würden. Ich entzog ihm mit einem Ruck meine Hand. In seinem Gesicht suchte ich eine Regung, doch er verzog keine Mine. Draussen auf dem Flur hörte ich Stimmen, die schnell lauter wurden.

Es waren Samantha und Mr. Dawson. Sie stritten laut über etwas, das ich nicht verstehen konnte. In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und die Jungs betraten den Raum. "Emma!" Rief Calum erfreut und stürzte sich zu mir. Breit grinsend umarmte er mich und kniff mir in die Wange. Ashton umarmte mich ebenfalls grinsend und Michael tat, als wäre ich aus einer epischen Schlacht zurück gekehrt.

Ich lachte laut auf, es war gut, die Jungs zu sehen. Im Flugzeug hatte ich einen Moment wirklich geglaubt, dass ich sie nie wieder sehen würde. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich blinzelte sie weg. Ich hatte keine Lust, dass sie sich noch mehr um mich sorgten, als sie es ohnehin schon getan hatten. Alle setzten sich um mich herum aufs Bett und grinsten mich aufgeregt an.

"Wir haben eine Überraschung für dich." Sagte Ashton und grinste von einem Ohr zum anderen. "Das braucht ihr echt nicht zu tun." Alle lachten und Luke sagte sanft "Aber wir wollen, weil du zu uns gehörst und wir lieben dich." Ich spürte, wie meine Ohren anfingen zu brennen. "Na gut." Sagte ich und biss mir auf die Lippe. "Wir haben uns überlegt, dass du ein wenig Ablenkung gebrauchen könntest, besonders, da nun auch noch ein Prozess droht."

Calum wollte fortfahren, doch ich liess ihm mit einer Handbewegung zum Schweigen bringen. "E... Ein Prozess?" Stammelte ich geschockt. "Weisst du das noch nicht? Die Passagiere, die Familien etc. verklagen die Fluggesellschaft und die Überlebenden müssen vor Gericht aussagen." Ich wollte das nicht, ich wollte mich unter der Bettdecke verkriechen und nie wieder an den Absturz denken.

"Geht es dir gut?" Fragte Calum besorgt. Ich schüttelte langsam den Kopf, dann konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Sie liefen mir in Sturzbächen über die Wangen. "Emma? Was ist los?" Calum fasste nach meiner Hand, sie tat höllisch weh und ich zog sie mit einem kleinen Schreckensschrei zurück. Ich blickte auf meine Hand hinunter. Sie hatte blaue, lange Striemen, die aussahen, wie lange Fingerabdrücke.

Fingerabdrücke. Die alte Dame. Wo war sie? Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. "Wo ist sie?" Stotterte ich unter Tränen. "Wo ist wer?" Fragte Ashton mit zusammengekniffenen Augenbrauen. "D... Die al... Alte Da... Da... Dame?" Alle runzelten die Stirn. "Weisst du, wie sie heisst? Dann können wir sie suchen." Versuchte Luke mir zu helfen, doch ich schüttelte nur verzweifelt den Kopf.

"Kennst du vielleicht ihre Adresse?" Erneut schüttelte ich den Kopf. "Nein, ich weiss gar nichts über sie." Betreten blickte ich auf meine Hände. "Und woher genau kennst du sie denn?" Wollte Calum wissen, er wirkte besorgt und strich mir mitfühlend über den Arm. "Sie sass neben mir im Flieger, sie hat mir den Absturz vorhergesagt. Und dann hat sie mir die ganze Zeit über meine Hand gehalten, oder besser gesagt 'gequetscht'."

Ich biss mir auf die Unterlippe und machte eine kurze Pause, in der ich den Kloss in meinem Hals hinunter schluckte, vor. "Und nun willst du wissen, ob sie tot ist oder noch lebt?" Half mir Michael, langsam nickte ich. "Ja, ich... ich will einfach wissen, was aus ihr geworden ist." Ich schluchzte traurig. Luke stand auf und ging zur Tür. "Ich werd mal eine Schwester oder einen Arzt fragen, ob die was wissen."

Er verliess das Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu. Michael klatschte leicht in die Hände. "Wir haben dir noch gar nicht sagen können, was unsere Überraschung für dich ist." Er grinste freudig. "Du hast Recht. Also, was ist die Überraschung?" Er grinste noch eine Spur breiter. "Also, Lukes Eltern haben eine Hütte am Strand nicht weit von hier entfernt. Und sie würden sie uns für einige Tage oder so überlassen."

Er machte eine Pause und Ashton redete für ihn weiter. "Wir wollen einfach, dass du dich erholen kannst und dass du auf andere Gedanken kommst." Ich lächelte gerührt. "Leute, ihr seid echt die Besten. Und ich bin euch so dankbar, dass ihr das alles für mich macht und dass ihr euch alle so um mich sorgt." Alle grinsten. "Hey, du bist meine kleine Schwester, ich muss doch schauen, dass du glücklich bist und ich muss dich doch beschützen."

"Ja genau. Du bist Calums kleine Schwester und ausserdem bist du unsere Freundin. Und Freunde sind für Freunde da." Ich grinste. "Danke Leute. Und wann genau wollt ihr zur Hütte fahren?" Ashton grinste freudig. "Wir dachten uns, wir könnten nächste Woche hin fahren." Ich nickte. "Ja, klingt gut." In dem Moment ging die Tür auf und Luke betrat den Raum. "Hast du was raus gefunden?"

Platzte es aus mir heraus. Er nickte und setzte sich zu mir ans Bett. "Und?" Wollte ich wissen, ungeduldig klopfte ich mit dem Finger auf das Bettgestell. "Sie ist tot." Flüsterte Luke, betreten starrte er auf den Boden. "Wie bitte? Wie hast du das heraus gefunden?" Er presste die Lippen auf einander. "Von ihrer Familie." Ich starrte ihn ungläubig an. "Ihre Familie ist hier?!" Er nickte. "Und sie haben gefragt, ob sie mit dir reden können."

"Warum?" Schrie ich beinahe. Ich wollte nicht mit ihrer Familie reden, ich wollte mit niemandem über sie reden, ich wollte das alles einfach vergessen. In meiner Brust machte sich ein beklemmendes Gefühl breit. "Weil du die Letzte bist, die mit ihr gesprochen hat." Ich nickte, ich war noch immer geschockt. Ich konnte doch nicht einfach mit ihrer Familie reden, ich kannte noch nicht einmal ihren Namen oder sonst irgend etwas.

Och wusste nichts über sie. Und ich wollte auch nichts über sie wissen, ich wollte nicht schon wieder um jemanden trauern, ich war erst gerade über den Tod von meinem Vater weg gekommen und schon kam der nächste Schlag gegen mich. Warum musste mein Leben nur so schwer sein? Warum konnte ich nicht einfach ein normales Leben führen, wie so viele andere Menschen auch?

"Kann ich ihnen sagen, dass du damit einverstanden bist, mit ihnen zu reden. Oder soll ich sie noch ein kleines bisschen hin halten?" Ich biss mir auf die Unterlippe. Er konnte sie nicht ewig hin halten, andererseits fühlte ich mich auch nicht wirklich dazu bereit, mit ihrer Familie zu reden. "Kannst du sie noch ein kleines Bisschen hin halten?" Presste ich zwischen meinen zusammen gedrückten Lippen hervor.

Er nickte. "Gut, dann geh ich mal uns sag ihnen das." Er stand erneut auf und verliess den Raum. Innerlich überlegte ich mir, was ich wohl zu ihrer Familie sagen könnte. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was ich zu jemandem sagen könnte, der gerade ein geliebtes Familienmitglied verloren hatte. Nur, dass es mir Leid tun würde, wäre wohl nicht genug.

"Was überlegst du dir gerade?" Wollte Calum wissen, mit meiner gesunden Hand ergriff ich seine Hand. "Ich weiss nicht, was ich zu ihrer Familie sagen soll. Ich meine, warum wollen sie überhaupt mit mir reden? Ich kenne, nein ich kannte die Dame doch gar nicht." Calum lächelte leicht. "Ich glaube, ich weiss, warum sie mit dir reden wollen." Ich legte meineStirn in Falten.

"Und weshalb?" Er strich mit dem Daumen über meinen Handrücken. "Weil man einfach mit dem oder den Menschen reden will, die zuletzt mit dem geliebten Menschen geredet hat, den man verloren hat. Ich würde es genau so machen. Wenn ich dich verlieren würde, würde ich mit jedem reden wollen, der auch nur an dir vorbei gelaufen ist." Ich nickte, langsam verstand ich, weshalb es ihrer Familie so wichtig war mit mir zu reden.

"Und was soll ich ihnen sgen?" Calum biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. "Das kann ich dir nicht sagen, das musst du selber wissen. Folge einfach deinem Herzen, dann wirst du schon wissen, was die richtigen Worte sind." Ich lächelte. "Danke, Cal." Er lächelte zurück. "Du bist meine Schwester, ich finde es schön, wenn ich dir helfen kann, schliesslich konnte ich das ja lange Zeit lang nicht."

Same Life, Same People, More Problems (5SoS Fan Fiction, Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt