Zweiundzwanigstes Kapitel - Die Erinnerung an Sibirien

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Zweiundzwanzigstes Kapitel – Die Erinnerung an Sibirien





Der Kurs des Raumschiffs wurde geändert, wie auch immer Tony es angestellt hat.

Die Anspannung prickelt ganz deutlich auf und auch unter meiner Haut.
Ich bin nicht bereit, für das was kommt.
Keiner von uns ist es, egal, wie sehr wir uns etwas anderes einreden.

Mit verschränkten Armen lehne ich an einer der Wände in dem geräumigen, metallenem Raumschiff. Es herrscht eine sehr unangenehme Stille. Sie raubt mir schier den Atem. Ich fühle mich hilflos, immer noch, ohne Pause.


„Ich will noch etwas klar stellen.", stellt Doktor Strange klar.

Ich hebe die Brauen, sehe ihn fragend an.

„Ich werde den Zeitstein mit meinem Leben beschützen und wenn es heißt, sich zwischen euch und dem Zeitstein zu entscheiden, dann wähle ich den Stein."

Freudlos lache ich.
Ich verstehe sowieso nicht, inwiefern es so klug ist, mit dem Stein, zu Thanos Heimat zu fliegen.
Wenn er diesen verdammten Stein in die Finger bekommt, wird er nur noch mächtiger werden.
Dennoch sehe ich ein, dass wir es versuchen müssen. Natürlich.

Ich räuspere mich leise, ehe ich mich von der Wand abstoße und einige Schritte auf den Zauberer zu mache.

„War doch klar, dass so etwas kommen würde, Strange.", sage ich Kopf schüttelnd.

„Ich habe von Ihnen gar nichts anderes erwartet, Sie selbstgefälliges Arschloch. Sie sind noch arroganter, als Tony Stark."

Ich hebe den Finger und lächle unehrlich.

„Wobei, Tony kann ich wenigstens leiden."


„Ziemlich unwichtig.", sagt der Doktor.

Mit diese Worten wendet er sich schließlich ab.
Ich ziehe mich ebenfalls in meine Ecke zurück, aus der ich so eben gekommen bin.

Vom Weiten beobachte ich Tony und Peter, die sich unterhalten.
Und dann höre ich ein paar Worte, die mir eine Gänsehaut bescheren.

„Jetzt, Kleiner, bist du ein Avenger."

Peter lächelt, ziemlich breit sogar.

Doch mich macht das Ganze einfach nur traurig.
Denn das hier, das hier...wird dem fünfzehn Jahre alten Peter womöglich das Leben kosten.
Zwar kenne ich ihn nicht sonderlich gut, aber mit seiner Art kann er einem einfach nur ans Herz wachsen.
Auch nach so kurzer Zeit.

Hätte Peter sich doch einfach dazu entschieden, ein normaler Junge zu sein.
Wobei nicht einmal das hätte sein Überleben garantiert, denn das soll man schon von dem Ende der Welt, wie man sie Jahre lang kannte, erwarten?

Undeutlich schüttle ich den Kopf.
Peter scheint meinen Blick auf sich zu spüren, was ihn dazu bringt, mich schüchtern anzulächeln.

Aufmerksam lasse ich meine Augen umherwandern, bis ich schließlich bei Tony hängen bleibe.
Erwartungsvoll hebe ich die Brauen.

Kaum merklich nicke ich ihm entgegen, stetig den Augenkontakt haltend.
Sofort versteht er was ich meine und schreitet schnellen Schrittes zu mir herüber.


„Ich bin dafür, das wir uns gegenseitig duzten.", sagt er, was ich direkt einwillige.

Es spielt ohnehin keine Rolle, da kann man auch auf diese künstliche „Fremden" Freundlichkeit verzichten.

Anschließend ist es kurz ruhig zwischen uns. Ich sehe ihm in die braunen Augen.

„Also?", frage ich.

„Worüber wollten Sie...wolltest du mit mir reden, Tony?"

Er scheint zu zögern, das verrät mir sein Gesichtsausdruck, aber er ringt sich dennoch durch, mit mir zu sprechen.

„Erinnerst du dich noch an Sibirien?"

Bilder von Helmut Zemo, dem was ich ihm – verdienterweise – angetan habe, daran wie furchtbar James nach dem Kampf zu gerichtet war.
Und nicht zu vergessen, wie Steve das Dasein als Captain Aerica vollständig aufgegeben hat und die Avengers seit dem nicht mehr wirklich existieren.
Das alles Dank Helmut Zemo, der James und Steves behütetes Geheimnis auffliegen lassen hat.

Den Tod von Tonys Eltern, durch die Hand des Winter Soldiers.

Der Gedanke daran lässt sich meinen Magen zusammen ziehen.
Das ist wohl die einzige Gemeinsamkeit, die Tony und ich haben.

„Vage.", murmle ich, die Lider niederschlagend.

Ich schiebe das Bild von meiner toten Mutter, weit von mir weg.
Dennoch zieht meine Brust sich dabei schmerzhaft zusammen.
Ich vermisse sie so fürchterlich.
Der dunkelhaarige Mann mir gegenüber sieht ebenfalls furchtbar bedrückt aus.
Verständlich.

„Dann weißt du ja auch...das es einige Dinge hab, die...Steve mir verheimlicht hat."

Nach dem, was zwischen ihm und Steve passiert ist, wundert es mich, das er nicht darüber sprechen kann.
Fest presse ich die Lippen zusammen.

„Ich finde, du solltest, gerade jetzt, erfahren das es Dinge gibt, die er dir auch verschweigt...seit Jahren."

Fragend sehe ich ihn an, die Augenbrauen gehoben.
Mein Herz schlägt mittlerweile doppelt so schnell.

Was?
Was meint er?

Ich verstehe nicht ganz, was er meint.

Steve ist mein engster Freund.

Wir haben über so gut wie alles gesprochen. Kann es sein, das er mir irgendetwas nicht verraten hat?

Was könnte er mir verschweigen?

Und dann auch noch etwas anscheinend so wichtiges?

Ich schlucke schwer. Meine Kehle fühlt sich an, wie zugeschnürt. Ich weiß nicht wieso, aber ich merke die dicken Tränen, die in meinen Augen brennen, darauf wartend, sich ihren Weg meine Wangen herunter zu bahnen.

„Tony..." , murmle ich.

„Was meinst du? Wovon zur Hölle sprichst du?"

Meine Stimme ist aufgebracht, sie zittert deutlich über meine Verunsicherung.
Tony öffnet den Mund.
Er will mir antworten.
Doch ich bekomme meine Antwort nicht.

„Fest halten!", brüllt Doktor Strange.

Unser Gespräch wird durch den plötzlichen und vor allem heftigen Sturzflug unterbrochen.
Das Raumschiff neigt sich mit der Spitze gefährlich nach vorn.

„Wir landen!"

Damit verliere ich den Halt unter meinen Füßen.
Ich falle und falle und falle.
Vollkommen unkontrolliert.
Ohne irgendeinen Halt.

In The End  | Infinity War [#2] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt